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Überraschende Erfolge mit Zunge und Augen

Von Heidi Riepl, 23. Oktober 2019, 00:04 Uhr
Überraschende Erfolge mit Zunge und Augen
Nicht nur im Spitzensport kann man mit speziellen Übungen für die Augen erstaunliche Fortschritte erzielen. Bild: Privat

"Training beginnt im Gehirn", sagt Lars Lienhard, der Begründer der Neuroathletik.

Es wirkt skurril, steigert jedoch Kraft und Motorik und hilft auch gegen Schmerzen: Nicht nur Spitzensportler erzielen mit neuroathletischen Übungen überraschende Erfolge. Wie die Methode wirkt und wie jeder davon profitieren kann, erklärt der Begründer der Neuroathletik Lars Lienhard.

OÖNachrichten: Bei Training denkt man an schweißtreibende Übungen. Mit Neuroathletiktraining gehen Sie einen anderen Weg. Können Sie erklären, worum es dabei geht?

Lars Lienhard: Aus unserer Sicht sind physisch messbare Erscheinungen wie Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit oder Koordination das Endprodukt vieler neuronaler Prozesse im Hintergrund. Wir arbeiten im neurozentrierten Training daher vor allem mit der Informationsaufnahme über die Sinnesorgane und deren Verarbeitung im Gehirn als Grundlage der Leistungsfähigkeit.

Für wen bietet sich Neuroathletiktraining an?

Den Begriff Neuroathletiktraining habe ich ins Leben gerufen, um meine Tätigkeit im Leistungssport zu beschreiben. Viele denken daher, dass es sich nur für Sportler eignet. Doch geht es im neurozentrierten Training primär um die Verbesserung der Bewegungsqualität mit all ihren neuronalen Einflussfaktoren. Dies zählt natürlich für jedermann – vor allem für die, die wenig oder gar keinen Sport treiben.

Warum spielen die Augen eine so große Rolle?

Damit unser Gehirn das bestmögliche Bewegungsprogramm erstellen kann, analysiert und interpretiert es alle eingehenden Signale. Die Augen liefern mit Abstand die meisten sensorischen Informationen für die Erstellung des Bewegungsprogrammes. Daher sind die Augen in der Hierarchie der bewegungssteuernden Systeme die Nummer eins.

Sie widmen sich in Ihrem Buch auch der Zunge. Warum ist auch die Zunge so wichtig?

Die Zunge ist in sehr viele wichtige Vorgänge eingebunden und hat sowohl strukturell als auch neuronal großen Einfluss auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit des Organismus. Sie ist zum Beispiel beteiligt an der Sprachbildung, der Atmung, der Stabilität des Kiefers, Nacken und Kopfes und hat großen Einfluss auf die Verdauung und unser Essverhalten. Außerdem hat sie Einfluss auf die Steuerung der Augen und Gleichgewichtskontrolle. Sie ist sowohl motorisch als auch sensorisch unglaublich groß in unserem Gehirn repräsentiert. Die Qualität der Motorik als auch der Sensorik der Zunge hat somit maßgebliche Auswirkung auf unsere Haltung, die Stabilität des Kopfes und des Rumpfes. Über die Informationen der Zunge werden Gehirnareale aktiviert, die an der Regulierung der muskulären Spannungsmuster und der Rhythmisierung der Bewegung beteiligt sind. Man könnte jetzt noch stundenlang weiter aufzählen, aber ich hoffe, es ist klar geworden, dass die Zunge aus neuronaler Perspektive ein unglaubliches Werkzeug für eine Optimierung des Trainings ist.

Welche Übungen empfehlen Sie für Sportler, speziell für Läufer?

Was wir immer wieder bei Ausdauerläufern finden, ist, dass die Gelenke im Fußwurzelbereich und die Sprunggelenke nicht mehr optimal unter motorischer Kontrolle sind. Daher lege ich ein spezifisches Mobilisieren dieser Bereiche jedem wärmstens ans Herz. Hierdurch werden leistungsmindernde arthrokinetische Reflexe minimiert und die Kraftübertragung vom Boden in den Körper optimiert. Weiterhin ist es für Läufer sehr wichtig, ausreichend stabile Füße zu haben. Schon durch leichte Mobilisation der Nerven, die die Stabilisatorenmuskulatur des Fußes versorgen, kann man die Stabilität verbessern. Speziell empfehle ich eine Mobilisierung des Tibialis- und des Fibularis-Nervs. Weiterhin kann über vertikale und horizontale Augenfolgebewegungen, sogenannte "Pursuits", der mittlere Anteils des Kleinhirns aktiviert und so mehr Stabilität der Körpermitte und eine bessere Koordination von Armen und Beinen erlangt werden.

Haben Sie einen speziellen Tipp für eine Übung, die man einfach im Alltag ausführen kann?

Gleichgewichtsübungen sind der einfachste und effektivste Weg, nur mithilfe von speziellen Kopfbewegungen großen positiven Einfluss auf fast alle bewegungssteuernden Systeme zu nehmen. Das Gleichgewichtssystem hat großen Einfluss auf die Koordination und Stabilisierung der Augen und des Körpers. Es hat positiven Einfluss auf die Regulierung der Haltung, die muskulären Spannungsmuster und die Streckmuskulatur. Die leichtesten Übungen sind einfache Nein-nein- und Ja-ja-Bewegungen des Kopfes. Hierfür muss man lediglich den leicht eingerollten Kopf entweder in einer Nein-nein-Bewegung seitlich von rechts nach links oder in einer Ja-ja-Bewegung zügig von oben nach unten beschleunigen.

Wie viel Zeit soll man für Neuroathletiktraining aufwenden?

Es empfiehlt sich ein tägliches Training von 20–30 Minuten, um schnell nachhaltige Verbesserungen zu bewirken. So viel Zeit ist für die neuroplastischen Anpassungen nötig.

Sie empfehlen Neuroathletiktraining auch bei Schmerzen …?

Schmerz ist neuronal gesehen ein Warnsignal des Zentralnervensystems. Das Gehirn ist, stark vereinfacht, nicht mehr in der Lage, eine klare Vorhersehbarkeit der Situation zu gewährleisten, und warnt den Organismus durch ein Schmerz. Neuroathletiktraining zielt darauf ab, genau diese wichtige Vorhersehbarkeit für das Gehirn zu verbessern, indem es die Qualität der eingehenden Signale und deren Verarbeitung optimiert. Diese Vorhersehbarkeit wirkt sich positiv auf den Rehabilitationsprozess aus. Schmerz, muskuläre Verspannungen oder unkoordinierte Bewegungen sind vereinfacht gesagt Verletzungen, die sich nur noch nicht ereignet haben.

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Autorin
Heidi Riepl
Redakteurin Außenpolitik, Weltspiegel
Heidi Riepl
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