Süße raus, Gesundheit rein
Industrie und Handel forcieren zuckerreduzierte Lebensmittel und machen sich für eine schlanke Kindheit stark. Mehr als ein Werbegag?
Die Zahl der Kinder und jungen Erwachsenen, die fettleibig sind, hat sich in den vergangenen 40 Jahren weltweit verzehnfacht.
In Österreich sind aktuell rund 30 Prozent der Buben in der dritten Schulstufe übergewichtig oder sogar adipös. Bei den Mädchen ist die Rate etwas geringer und reicht von 21 Prozent im Westen und Süden Österreichs bis zu 29 Prozent im Osten. Fettsucht müsse eigentliche Zuckersucht heißen, sagen Mediziner und bezeichnen vor allem Kinder als "Zuckeropfer".
"Setzen wir heute keine Akzente, droht unseren Kindern eine Zukunft mit vielerlei schweren Erkrankungen", sagte Friedrich Hoppichler, Präsident der Österreichischen Adipositas-Gesellschaft und Vorstand des vorsorgemedizinischen Instituts Sipcan bei der Präsentation der "Allianz gegen zu viel Zucker", die von Ärztekammer, Lebensmittelproduzenten und Spar im vergangenen Monat gegründet wurde. Doch auch alle anderen Handelsketten sind mittlerweile bemüht, zumindest bei Eigenmarken den Zucker zu reduzieren.
Dabei geht es den Konzernen – neben der Gesundheit – natürlich auch um das Image. Man will sich als modernes, gesundheitsbewusstes Unternehmen präsentieren.
Auch Nestlé hat sich zum Ziel gesetzt, den Zuckergehalt in seinen Produkten zu reduzieren, und dreht, wie es Kommunikationschefin Angela Teml nennt "am Zuckerrad". Man habe von 2014 bis 2016 global bereits acht Prozent des Zuckers eingespart. Das entspreche einer Menge von 39.000 Tonnen.
"Beim Kakaopulver Nesquik wurde der Zucker beispielsweise um 30 Prozent reduziert", sagt Teml. Bei Spar enthalten bereits 248 Produkte weniger Zucker als früher. So sei es gelungen, den Zucker im Ketchup um ein Drittel zu reduzieren, der Estragon-Senf der Eigenmarke enthalte sogar um 36 Prozent weniger. Auch Österreichs größter Fruchtsafthersteller Rauch arbeitet seit vielen Jahren an weniger Süße und nennt den Eistee als Paradebeispiel, der in den 90er-Jahren wesentlich süßer schmeckte.
Der Jausentiger von Nestlé
Mehr Gesundheit soll aber nicht nur mit der Reduktion von Zucker, Salz und Fett erreicht werden. Das Institut Sipcan, 2005 als Initiative für ein gesundes Leben gegründet, hat mit Unterstützung von Nestlé den so genannten "Jausentiger" konzipiert – ein Projekt, das an Schulen in ganz Österreich etabliert werden soll. "Im Unterricht wird den Kindern spielerisch gezeigt, wie eine gesunde und ausgewogene Ernährung aussieht", sagt Angela Teml. Mittlerweile sei der Tiger in 27 Schulen angekommen, 1457 Volksschulkinder seien bereits "auf den Spuren einer gesunden Jause".