Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

Sucht am Arbeitsplatz: Führungskräfte, Schichtler und Ärzte häufig betroffen

Von nachrichten.at/apa   17.Juni 2019

Diese Zahlen präsentierte der Psychiater Reinhard Haller in einer Pressekonferenz anlässlich einer Tagung von Betriebsräten auf Initiative der Arbeiterkammer OÖ zu dem Thema.

"In den vergangenen Jahren haben sich die Drogenmissbrauchsmuster verändert", schilderte Haller. Heroin sei in den Hintergrund getreten, Alkohol stagniere auf hohem Niveau, Cannabis sei dafür zur Volksdroge geworden. Immer häufiger zu beobachten sei zudem, dass Leute leistungssteigernde Substanzen nehmen - dazu zählen etwa Kokain, diverse Designerdrogen und Medikamente, vor allem Amphetamine.

Zwölf Prozent der Führungskräfte suchtkrank

Während die Prävalenz (Kennzahl für die Krankheitshäufigkeit, Anm.) der Gesamtbevölkerung bei etwa fünf Prozent liege, betrage sie bei Führungskräften rund zwölf Prozent, erklärte Haller. Bei ihnen gehe es meist um Medikamentenmissbrauch, da diese Substanzen zwar die Wirkung entfalten, aber keine wahrnehmbaren Zeichen wie etwa eine Alkoholfahne erzeugen.

Süchtige Ärzte haben oft "Titanic Syndrom" 

Stark betroffen dürften nach Ansicht des Psychiaters auch Ärzte sein: In den USA gebe es eine neue Studie, laut der 70 Prozent der Mediziner ein Suchtproblem hätten. "Ich hoffe, dass das etwas übertrieben ist", kalmierte Haller, aber er schätze den Anteil auch bei uns auf über zehn Prozent. Gründe seien bei dieser Berufsgruppe neben der Arbeitsbelastung auch die Medikamentengläubigkeit, der leichte Zugang und das "Titanic-Syndrom" - mit diesem wir die Einstellung "mir kann nichts passieren" umschrieben.

Problem: Süchtige fühlen sich nicht krank

Durch die Sucht eines Einzelnen würden zehn weitere Personen in Mitleidenschaft gezogen - Angehörige ebenso wie Kollegen oder Mitarbeiter. Das Problem sei aber oft, dass sich die Süchtigen selbst nicht krank fühlen und alle zu überzeugen versuchen, dass sie kein Abhängigkeitsproblem haben, erklärte der Psychiater. Dennoch sei es wichtig hinzuschauen und das Thema anzusprechen - sowohl für Betriebsräte als auch für Vorgesetzte. AK-Präsident Johann Kalliauer wies zudem darauf hin, dass Firmen eine Fürsorgepflicht für ihre Beschäftigten hätten.

Rechtzeitiges Handeln könne nicht nur den Betroffenen ihren Arbeitsplatz retten, es habe auch volkswirtschaftliche Auswirkungen: Die Kosten einer Alkohol-Entwöhnungskur betragen 15.000 Euro, die einer Lebertransplantation hingegen 200.000 Euro, nannte Haller als Beispiel.

copyright  2024
19. April 2024