Sommer könnte Corona-Infektionen kaum bremsen
Die ersten Tage mit frühlingshaften Temperaturen wecken Hoffnungen auf sich positiv entwickelnde Corona-Fallzahlen in der warmen Jahreszeit. Die Rede ist oft vom "saisonalen Verlauf" als Helfer in der Pandemiebekämpfung.
Das lasse sich aber nur schwer einschätzen, sagen Forscher. Laut Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der Meduni Wien dürfte der erhoffte "saisonale Verlauf" beim Coronavirus "deutlich weniger stark ausgeprägt sein als bei der Influenza". Ob der Effekt im Sommer eher am Einfluss auf die Übertragungswege oder am geänderten Verhalten der Bevölkerung liege, die in wärmeren Zeiten mehr nach draußen drängt, sei offen. Auch für die Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl von der Meduni Wien fehlt es momentan dazu an gesichertem Wissen.
Übertragung durch Tröpfchen
Bei Covid-19 gibt es drei Hauptübertragungswege: Der wichtigste ist die Tröpfcheninfektion, also die direkte Ansteckung Mensch zu Mensch über kurze Distanz. Die zweitwichtigste Übertragungsart, die nur in Innenräumen relevant ist, sind Aerosole, also kleinste, luftgetragene Tröpfchen mit Viren. Und schließlich gibt es noch die Möglichkeit einer Übertragung durch Schmierinfektionen, etwa über Türschnallen. Während bei Tröpfcheninfektionen die Saisonalität eines Virus "völlig egal" sei, würden sich Übertragungen durch Aerosole und Schmierinfektionen laut Norbert Nowotny von der Veterinärmedizinischen Universität Wien nur in Innenräumen abspielen – wo ein Großteil der Ansteckungen passiere.
"Der Grund für möglicherweise weniger Infektionen im Sommer ist, dass die Menschen mehr draußen sind. Das ist ein indirekter Effekt", so der Forscher. Er meint auch, dass die geringen Fallzahlen im vergangenen Sommer vor allem darauf zurückzuführen gewesen seien, dass "zu diesem Zeitpunkt noch relativ wenige Viren in der Bevölkerung zirkuliert sind. Das ist jetzt anders."