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Plötzlich Patient: Wie geht das?

Von Barbara Rohrhofer, 29. Jänner 2020, 00:04 Uhr
Plötzlich Patient: Wie geht das?
(Symbolfoto) Bild: cbx

Theologe Johann Hintermaier wurde vor Jahren von heute auf morgen zum Patienten – und will sich jetzt für mehr Information und einen besseren Umgang mit Betroffenen einsetzen.

Wie kann ich trotz Krankheit gut leben? Wie geht eigentlich Patient-Sein?" Diese Fragen stellte sich Johann Hintermaier, als er vor Jahren die Diagnose einer ernsthaften Erkrankung erhielt und sich in einem Spitalsbett wiederfand. "Das hat mich aus der Bahn geworfen. Ich hatte tausend Fragen im Kopf: Ist jetzt alles aus? Kann ich noch arbeiten gehen? Wie sage ich es meiner Familie, wie meinen Kollegen?" Die Krankheit übernahm das Ruder im Leben des 57-jährigen Bischofvikars, der in der Diözese Linz als Priester arbeitet und Bibelwissenschaften unterrichtet.

"Ich war von einer Minute auf die andere nicht mehr der Chauffeur meines Lebens, sondern saß in einem Bus, der von jemand Fremdem gelenkt wird. Ziel der Reise: unbekannt." Gleichzeitig stellt sich in dieser Situation der Lebensrhythmus um. Man kann vielleicht nicht mehr wie gewohnt essen, wandern oder in die Sonne gehen. Die Belastungen für den Patienten und sein Umfeld werden immer mehr. Die Ärzte empfehlen medizinische Eingriffe oder Behandlungen. "Im Endeffekt muss man aber alles selbst entscheiden."

Die Diagnose und die erste Phase einer schweren Erkrankung überfordern selbst sehr lebenserfahrene Menschen. "Es braucht irgendwann den Moment, an dem Betroffene das Leben wieder selbst in die Hand nehmen und mit der Krankheit leben, ohne sie zum Freund zu machen. Man muss sich mit ihr arrangieren und sich wieder selbst ans Lenkrad seines Lebens setzen, auch wenn der neue ,Beifahrer‘ Gang und Gas mitbestimmt." Natürlich tauchte auch bei Johann Hintermaier irgendwann die Frage nach dem Warum auf. "Diese hilft aber nicht weiter – in keiner Phase", sagt der studierte Theologe, dem sein Glaube Halt gibt. "Aber natürlich hat es auch mir die Schuhe ausgezogen, ich bin neben mir gestanden. Ich habe immer wieder die Bibelstelle gelesen, als Jesus zu den Jüngern, die in Seenot geraten sind, ins Boot steigt und sich in diesem Moment der Sturm legt." Heute sei er dankbar für die sorgenden Menschen, die ihn menschlich und im Gebet mittragen würden.

"Ich habe auch gelernt, dass das Leben ein wertvolles Geschenk ist, unabhängig von der Leistung, die ich bringe. Ich kann die Kleinigkeiten mehr genießen als früher, zum Beispiel, dass ich gehen oder essen kann." Zum "neuen Alltag" des 57-Jährigen gehören Spitalsaufenthalte und Chemotherapien. Johann Hintermaier bezeichnet die unterschiedlichen Phasen der Krankheit als "Entwicklungsschritte" im Patientenleben. "Neben guten medizinischen Behandlungen brauchen Patienten auf jeden Fall auch Lebenssinn. Denn die Krankheit kann den bisherigen nehmen und zerstören."

Er selbst habe sich in seinen ersten Wochen als Betroffener so etwas wie einen Leitfaden gewünscht. "Etwas, an dem man sich anhalten kann. Mein Wunsch wäre, dass im Spital eine Broschüre aufliegt, die einem weiterhilft und klarmacht, dass man nicht der Einzige ist, dem es so geht."

Johann Hintermaier
"In den ersten Wochen als Patient hätte ich mir gewünscht, dass im Spital eine Broschüre mit Informationen aufliegt, die einem weiterhelfen." Johann Hintermaier, Bischofsvikar, Priester und Patient. Bild: OÖN

Was jeder Patient braucht

  • Ein hörendes Ohr: Man muss über die Situation reden können, ohne tausend Ratschläge zu bekommen.
  • Ein mitleidendes Herz: In der Trauer sollte man nicht allein sein, sondern sich jemandem mitteilen können.
  • Helfende Hände: Man sollte sich unterstützen lassen und trotzdem noch vieles selbst tun.
  • Zeit: Nicht die Menge der Zeit ist ausschlaggebend, sondern auch die Intensität der Begegnung, des Augenblicks – besonders bei Ärzten und Pflegepersonal.
  • Wiederholung: Erklärtes – besonders im medizinischen Bereich – öfter erklärt bekommen

Wie geht das Patient-Sein?

  • Verantwortung nicht abgeben, mitdenken und stets achtsam sein
  • Das rechte Maß zwischen Passivität und (Hyper-)Aktivität finden
  • Das Leben mit der Krankheit wie eine besondere Aufgabe oder ein Projekt betrachten
  • Wissen, dass der Umgang mit neuen Phasen und Diagnosen jedes Mal eine Herausforderung ist
  • Man sollte eine Balance zwischen Rückzug, Ruhe und Teilnahme an Aktivitäten finden
  • Die Frage „Wie geht es dir?“ aushalten lernen – am besten verschiedene Antworten zurechtlegen
  • Der richtige Umgang mit Besuchern muss erlernt werden – viele halten die Krankheitssituation und die neue Wirklichkeit sehr schlecht aus. Man wird vom Besuchten zum Betreuer.  
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Autorin
Barbara Rohrhofer
Leiterin Redaktion Leben und Gesundheit
Barbara Rohrhofer
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