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Patient 336 baut sich und andere nach Schlaganfall auf

Von Ulrika Günther, 09. Juni 2019, 18:07 Uhr
Patient 336 im Spital Bild: Erich Weidinger

SEEWALCHEN. Mit Humor und einer guten Portion Selbstironie, aber auch philosophischen Gedanken durchlebt Autor und Buchhändler Erich Weidinger die (langsame) Genesung nach einem Schlaganfall vor etwa sieben Wochen. Und dafür hat er eigens Patient 336 erfunden.

55 Jahre ist Erich Weidinger jung und hatte bisher nie Herzprobleme. Viel gearbeitet hat er halt, aber immer gerne. Da ist zum einen sein Leben als Buchhändler und zum anderen als Autor. Sein erstes Buch, Sagen und Märchen vom Attersee, kommt jetzt übrigens in der 5. Auflage heraus. Und im Juli erscheint sein Kinderbuch "Der Zauberlehrling". Auch Krimis liegen ihm am Herzen, aber den Krimi mit dem Schlaganfall hätte er nicht gebraucht. "So was braucht man nicht. Kein Mensch braucht das. Aber es zwingt dich zum Umdenken, ein bewussteres Leben zu führen", erzählt Weidinger im OÖN-Gespräch. Und zu diesem bewussteren Leben gehört für ihn nun auch Patient 336 dazu.

Patient 336 erfunden

"Eigentlich lag ich nach dem Schlaganfall ja auf Zimmer 36, aber ich war etwas verwirrt." Vier Tage habe er vor dem 27. April durchgearbeitet. Vom Schlaganfall bis zur endgültigen Diagnose zwei Tage später habe er gedacht, "da hat mich halt ein Schlagerl gestreift". Als ihm aber bewusst wurde, welches Glück er hatte, dass er schnell Hilfe gerufen und auch bekommen hat und dass ein Schlaganfall nicht in ein paar Tagen auskuriert ist, hat er Patient 336 erfunden. Als Selbsthilfe und Hilfe für andere. 

Erich Weidinger hat noch eine Herz-OP und vier Wochen Reha vor sich. "Geduld, Geduld, Geduld brauche ich, hat mein Arzt gesagt", aber das sei nicht gerade eine seiner Stärken. Seine Stärke ist aber das Schreiben. Und so beschreibt Erich Weidinger seine Tage als #patient336 auf Facebook mit viel Humor. "Schreiben hilft - und Humor sowieso", sind sich Patient 336 und Erich Weidinger einig. Auf Instagram hat Patient 336 sogar ein eigenes Profil. "Da bin ich etwas philosophischer unterwegs. Auf Facebook lasse ich meine fiktive Figur alles durchleben, genauso wie ich mich gerade fühle." Warum er das tue? Ganz einfach: "Damit will ich dem Phänomen Schlaganfall Öffentlichkeit geben."

Viel Resonanz in Social Media

Und die Öffentlichkeit, mit der er anderen sagen will "lasst euch helfen, nehmt Hilfe an", hilft Erich Weidinger natürlich selbst. Er hat zum Beispiel auf Facebook zweimal Frühstück mit ihm am Pfingstwochenende ausgeschrieben, damit seine Frau Andrea den lange geplanten Besuch bei ihrer Schwester nicht absagt. "Sie hat sieben Wochen lang nicht nur meine Arbeit in der Buchhandlung mitgemacht, sondern mich auch psychisch und physisch gepflegt." Den Angeboten zufolge hätte er jetzt tagelang Unterhaltung. 

Überhaupt rührt ihn die große Resonanz auf seinen Blog. "Ich hätte nie gedacht, dass mich Social Media einmal so trösten wird." In schlimmen Stunden, und davon gebe es noch genug, scrolle er durch die Postings. So sind sowohl seine Beiträge als auch die vielen Postings dazu Therapie. 

Schlaganfallpatienten wie Erich Weidinger sieht man nicht auf den ersten Blick an, wie es ihnen wirklich geht. "Manchmal suche ich nach Worten." Aber das sei das geringste Problem. Er sei schnell überfordert, leicht ablenkbar, hat auch große Konzentrationsschwierigkeiten. Motorische Probleme, die nach einem Schlaganfall auch auftreten können, habe er nicht. "Mein Thermostat ist hin", nimmt Erich Weidinger die derzeitige Situation mit Humor. "Wenn ich früh aufstehe und es geht mir gut, kann es innerhalb von Minuten ganz anders sein." Und genau das müsse ein Schlaganfallpatient nicht nur akzeptieren, sondern auch nach außen transportieren. 

Patient 336 träumt von Buch und mehr

Und weil Erich Weidinger nicht nur Buchhändler, sondern auch Autor ist, wird Patient 336 vielleicht auch einmal in einem Buch in Erscheinung treten. "Aber dazu brauche ich Abstand. Aber es reizt mich sehr." Bis dahin therapiert sich Patient 336 selbst und andere noch ein bisserl auf Social Media. 

Das Buch ist aber nicht die einzige Idee, wenn es für Erich Weidinger darum geht, dem Thema Schlaganfall die Tabus zu nehmen. "Es schwirren so viele Gedanken in meinem Kopf, die nur die Zeit beantworten kann."

 

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2  Kommentare
2  Kommentare
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Alcea (10.015 Kommentare)
am 10.06.2019 10:46

Nicht social Media ist gut oder schlecht. Das Medium ist das, was jeder selber daraus macht.

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nordlicht (1.476 Kommentare)
am 10.06.2019 09:49

Alles Gute, lieber Patient 336! Du hast die besten Aussichten, dass alles wieder gut wird! Gott mit dir!

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