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Oberösterreich als Hotspot: Impfung gegen FSME ist wichtiger denn je

Von Dietlind Hebestreit   18.März 2021

209 Österreicher mussten im Vorjahr wegen FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) behandelt werden, jeweils rund ein Viertel davon in Oberösterreich (50) und Tirol (51). Zum Vergleich: 2019 kümmerten sich die Ärzte österreichweit um 108 Patienten, im "Zeckenjahr" 2018 um 154. Die Pandemie hat zu dieser Entwicklung beigetragen, weil sich im Vorjahr besonders viele Menschen im Freien aufgehalten und auch ihren Urlaub daheim verbracht haben. Drei Infizierte starben 2020 sogar an den Folgen eines Zeckenstiches.

Bleibende Schäden möglich

Die Folgen einer FSME-Infektion können teils dramatisch sein, erklärt Bettina Pfausler von der MedUni Innsbruck: "Bei zehn Prozent der Erkrankten ist das Rückenmark mitbetroffen. Die Folge sind schwerste Lähmungen, die Sterblichkeit beträgt in dieser Gruppe 30 Prozent." In 40 Prozent der Fälle tritt eine Entzündung des Gehirns auf, begleitet von Lähmungserscheinungen, Anfällen, Zittern und Gangunsicherheit – bei mehr als jedem Fünften ist mit bleibende Schäden zu rechnen. Auch bei der dritten, milderen Variante, bei der ausschließlich die Hirnhäute betroffen sind, muss man mit Kopfschmerzen, hohem Fieber, Übelkeit und Erbrechen rechnen. "Da sind jedoch die Chancen gut, dass man wieder ganz gesund wird", sagt Pfausler.

Weil es keine ursächliche Therapie gegen FSME gibt, die übrigens nicht nur im Frühsommer, sondern ganzjährig in ganz Österreich auftreten kann, ist die Zeckenimpfung so wichtig. Nach der Grundimmunisierung sollte man laut Univ.-Prof. Herwig Kollaritsch alle fünf Jahre – ab dem 60. Geburtstag sogar alle drei Jahre – die Impfung auffrischen. Warum es nicht ausreicht, von Zeit zu Zeit durch eine Blutuntersuchung festzustellen, ob man geschützt ist, erklärt der Tropenmediziner so: "Das ist immer nur eine Momentaufnahme und hat keine Aussagekraft, wie lange der Schutz noch anhält." Der aktuell verbilligte Tarif für eine Zeckenimpfung beträgt für Erwachsene in der Apotheke 35,80 Euro, bei Kindern 31,30 Euro. In Oberösterreich bieten manche Institutionen zurzeit wegen Covid-19 keine Zeckenimpfungen an, die Verantwortlichen arbeiten jedoch an Lösungen. Übrigens schließen sich FSME-Impfung und Corona-Impfung nicht aus. "Man könnte am selben Tag impfen. Weil wir aber mehr über die Reaktionen auf die sehr neuen Corona-Impfungen erfahren wollen, sollte man einen 14-Tage-Abstand einhalten", sagt Kollaritsch.

Borreliose: Kein Impfschutz

Weil die FSME-Impfung nicht vor der ebenfalls durch die Blutsauger übertragbaren Borreliose schützt (mehr dazu im Info-Kasten), ist es nötig, sich und seine Kinder nach Aufenthalten im Freien auf Zecken auf der Haut zu untersuchen. Die Tiere sollten dann so rasch wie möglich entfernt werden.

Wie Borreliose-Erreger das Immunsystem austrickst

70.000 Österreicher erkranken jährlich nach einem Zeckenstich an Borreliose. Das häufigste Symptom der bakteriellen Erkrankung in der Frühphase ist die sogenannte Borreliose-Wanderröte. Sie taucht etwa sieben bis zehn Tage nach der Infektion auf und breitet sich ausgehend von der Zeckenstichstelle kreisförmig aus. Seltener tritt das Borreliose-Lymphozytom auf – ein kleines, bläulich-rotes Hautknötchen. Weitere Symptome sind Abgeschlagenheit, leichtes Fieber, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen, Schweißausbrüche, Magen-Darm-Beschwerden und geschwollene Lymphknoten. Behandelt wird mit Antibiotika.

Yoo Jin Oh von der Johannes Kepler Universität Linz hat kürzlich festgestellt, dass die auslösenden Borreliose-Bakterien sich im Gegensatz zu anderen Erregern aktiv im Blut bewegen und gezielt festsetzen können. So gelingt es ihnen, das Immunsystem zu überwinden. Veröffentlicht wurde das im Journal „Communications Biology“.

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25. April 2024