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Nocebo-Effekt aus dem Netz

29. Juni 2019, 00:04 Uhr
Nocebo-Effekt: Wenn googeln krank macht
Nocebo-Effekt: Wenn googeln krank macht Bild: colourbox.de

Lieber Herr Doktor, vom Placebo-Effekt weiß ich schon lange. Aber jetzt höre ich immer öfter im Zusammenhang mit Dr. Google vom Nocebo-Effekt. Können Sie mir den näher erläutern?

Der Glaube kann Berge versetzen, heißt es so schön und auch so unglaubwürdig. Lassen wir also den Großglockner dort stehen, wo er ist. Wie wir längst erkannt haben, ist ein hoher Anteil unserer Krankheiten psychosomatisch. Unser Geist beeinflusst also unsere Gesundheit und ist, neben medikamentösen Maßnahmen, wesentlich für unseren somatischen Zustand.

Diese Zusammenhänge kann ich als Dermatologe häufig beobachten, denn in unserem Fach spiegelt sich oft das seelische Innere außen wider. Wenn also eine Tablette oder Salbe begleitet ist von der Zuversicht des Patienten, dass hier ein vertrauenswürdiger Arzt das Richtige verordnet, ist das wie Rückenwind für die Genesung.

Praktisch alle Medikamente werden in Doppelblindversuchen auch gegen eine unwirksame Substanz getestet, das sogenannte Placebo. Das ist weder dem Patienten noch dem behandelnden Arzt bekannt, also doppelblind. Unglaublich, aber wahr – das "Zuckerstückchen" schneidet gegen das sündteure Medikament gar nicht so schlecht ab.

Vertraut man dem Arzt nicht, dann ist das wie ein Hürdenlauf mit Gegenwind – und der Heilerfolg will sich nicht einstellen. Viele suchen stattdessen bei Dr. Google Rat und werden rasch fündig. Ein kleiner brauner Fleck wird höchstverdächtig für ein todbringendes Melanom, ein verdrückter Flatus deutet auf Darmkrebs hin, und eine Mikroverletzung am Penis auf Syphilis. Und dann kann der Nocebo-Effekt eintreten, bei dem die Information über mögliche Symptome ausreicht, um diese zu verstärken oder weitere hervorzurufen.

Der Beipacktext ist in dieser Beziehung nicht ganz ohne. Die Firmen sichern sich juristisch ab, der Patient bleibt zerstört zurück. Er glaubt, sein Arzt habe ihm ein Rattengift verordnet, und schmeißt die Packung in den Müll. Information im Übermaß ist das Gegenteil von echtem Wissen. Das ist besonders im komplexen Gebiet der Medizin bedrohlich und führt oft auf die falsche Fährte. Suchen Sie Rat bei einem erfahrenen und gut ausgebildeten Arzt, dann brauchen Sie sich vor dem Nocebo-Effekt aus dem Netz nicht zu fürchten!

 
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2  Kommentare
2  Kommentare
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LiBerta1 (3.293 Kommentare)
am 30.06.2019 13:05

Die Information aus dem Netz ist nicht besser oder schlechter, nur umfangreicher als die Info, die man vom Arzt seines Vertrauens bekommt. Meist sind die Ärzte sogar sehr zurückhaltend, wenn es um eine Information die Diagnose betreffend geht. Den Nocebo-Effekt gibt es, genau so wie den Placebo-Effekt.
Wenn man "glaubt", man hätte Darmkrebs oder Syphilis, hat das aber überhaupt nichts mit dem Nocebo-Effekt zu tun. Als Placebo oder Nocebo bezeichnet man nicht eine (falsche) Diagnose, sondern eine echte Heilung, bzw. eine tatsächliche Erkrankung.

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LiBerta1 (3.293 Kommentare)
am 01.07.2019 07:05

Ich muss mich korrigieren. Als Placebo bzw. Nocebo wird ein an sich wirkungsloses "Mittel" bezeichnet, das zu einer echten Heilung, bzw. zu einer echten Erkrankung führt.

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