Neugier schützt das Gedächtnis im Alter

Deutsche Studie zeigt, wer gern neue Dinge ausprobiert, phantasievoll ist und Interesse an anspruchsvollen Themen hat, bleibt geistig länger fit
Der altersbedingte Abbau der Gedächtnisleistung ist ein bekanntes Phänomen, das in zahlreichen Studien bereits bestätigt wurde. Neue Erkenntnisse aus der Forschung am Leibniz-Institut für Neurobiologie Magdeburg zu individuellen Unterschieden im kognitiven Altern zeigen nun: Die Persönlichkeitseigenschaft „Offenheit für Erfahrungen“ könnte eine positive Verbindung zur Gedächtnisleistung bei Älteren aufweisen.
„Offenheit für Erfahrungen“ bezeichnet die Persönlichkeitseigenschaft, einfallsreich, neugierig und offen für Neues zu sein. Menschen, mit einer hohen Ausprägung dieser Eigenschaft erleben gern vielfältige kulturelle Erfahrungen, probieren neue Dinge aus, sind phantasievoll und haben Interesse an künstlerischen und intellektuell anspruchsvollen Themen.
In der aktuellen Studie wurden 352 Teilnehmende im Alter von 18 bis 80 Jahren, darunter 143 ältere Erwachsene (50-80 Jahre) und 209 junge Erwachsene (18-35 Jahre) untersucht. Während die Teilnehmenden eine visuelle Gedächtnisaufgabe bearbeitet haben, wurden ihre Gehirnaktivitäten mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) erfasst.
Die Ergebnisse der Studie bestätigten zum einen, dass Ältere im Vergleich zu jungen Erwachsenen eine geringere Gedächtnisleistung haben. „Die Untersuchung zeigte aber auch, dass ältere Erwachsene mit einer höheren Offenheit für Erfahrungen eine höhere Hirnaktivierung aufgewiesen haben“, sagt Studienleiterin Anni Richter vom Leibniz-Institut für Neurobiologie in Magdeburg.
Diese Forschungserkenntnisse können laut Richter dazu beitragen, bestimmte Persönlichkeitsmerkmale zu identifizieren, die gesundes Altern in geistiger Hinsicht begünstigen. „In einem nächsten Schritt könnten diese Mechanismen auch zur individuellen Förderung der kognitiven Vitalität im Alter genützt werden“, sagt Richter.