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Lernen, den eigenen Körper zu lieben

Von Dietlind Hebestreit, 07. August 2019, 11:53 Uhr
Lernen, den eigenen Körper zu lieben
Bild: colourbox

Aufklärung macht Mädchen stark: Eine Expertin erklärt, warum junge Mädchen mit einem guten Körperbewusstsein sich besser schützen - und welche Rolle Mütter dabei spielen.

Ich bin die letzte Jungfrau im Universum. So kommen sich junge Mädchen heutzutage manchmal vor. Dabei liegt der Anteil der 15-Jährigen, die bereits Geschlechtsverkehr hatten, bei 22 Prozent. Auch bei den 17-Jährigen hatte ein Drittel noch keinen Sex", sagt Gisela Gille. Die Lüneburger Ärztin ist Expertin für Aufklärung in der Frühpubertät und hat jetzt zwei Bücher zu diesem Thema veröffentlicht - eines für 11- bis 13-Jährige und eines für deren Mütter. Darin geht es nicht nur um Sexualität. Viele Mädchen in dieser Altersgruppe sind mit ihrer körperlichen Entwicklung überfordert. Manchmal ekeln sie sich sogar vor ihrem eigenen Körper und vor den Körperflüssigkeiten, fühlen sich zu dick oder zu wenig weiblich.

Fettanteil steigt in der Pubertät

"Es ist wichtig, zu wissen, dass der Körperfettanteil bei Mädchen in der Pubertät um 50 Prozent zunimmt, das ist ganz normal. Dieser Überlebenstrick der Natur garantiert, dass Frauen im Fall einer Schwangerschaft Reserven für schlechte Zeiten haben", erklärt Gille. Erst wenn der Fettanteil über 17 Prozent klettert, setzt die Regel ein - auch weil das mit der Produktion der entsprechenden Hormone verknüpft ist. Bei sehr sportlichen oder magersüchtigen Mädchen kann die Regel deshalb auch ausbleiben.

"Männer sind oft stolz auf ihre Potenz. Bei Frauen bedeutet es potent zu sein, wenn man die Regel hat. Denn dann kann man Kinder bekommen", sagt die Sexual-Expertin. Um diese Gabe zu schätzen, muss man aber wissen, was im Körper vor sich geht. "Nur wer seinen Körper kennt und liebt, wird ihn auch schützen", sagt Gille. Ihr ist es wichtig, dass Mädchen lernen ihre Vorzüge zu erkennen, ohne sich über die Bestätigung durch andere Mädchen oder einen Mann zu definieren. Es ist laut der Ärztin wichtig, dass man diesen Stolz auf den eigenen Körper entwickelt, bevor man erste sexuelle Erfahrungen macht.

Mit neun Jahren die Regel bekommen

Oft setzt die Pubertät schon sehr früh ein, ab neun Jahren gilt es als frühestnormal, dass man die Regel bekommt. "Früher war Sexualität ein Nogo, heute ist das Gegenteil der Fall. Das ist für viele Mädchen eine Herausforderung", sagt Gille. Manche Mädchen ziehen sich in Schutzräume - wie etwa in den Pferdestall - zurück. Eine wichtige Botschaft ist deshalb, dass jedes Mädchen beim Thema Sexualität sein Tempo selbst bestimmen soll und darf.

Gerade in dieser schwierigen Zeit, wenn der Körper wächst und die Hormone verrückt spielen, sind Mütter als Gesprächspartnerinnen sehr gefragt. "Die Mädchen sind in der frühen Pubertät meist sehr dankbar, wenn sie jemanden fragen können. Das sind Sternstunden der Mutter-Tochter-Beziehung. Das änderst sich dann aber sehr oft, wenn die Tochter erste sexuelle Erfahrungen macht. Dann ist meist eher die beste Freundin als Gesprächspartnerin gefragt", sagt Gille. Um in dieser kurzen Zeit gut vorbereitet zu sein, sollten sich Mütter - falls nötig - rechtzeitig informieren."Ob die Entwicklung in der weiblichen Pubertät zu persönlicher Entfaltung und einer stabilen weiblichen Sexualität führt oder in psychischen und gesundheitlichen Schäden mündet, hängt nicht zuletzt auch von der Qualität der Unterstützung ab, die Mädchen zuteil wird", sagt die Expertin.

Mädchenfragen ohne Tabus

Hat Akne mit falscher Ernährung zu tun? Wie viel Blut verliert man eigentlich während der Periode? Kann man in zwei Jungen auf einmal verliebt sein? Muss man auf den Stuhl, wenn man zum Frauenarzt geht?

Diese und viele andere Fragen beantwortet Gille in ihrem Ratgeber-Buch für Mädchen. Warum sie in Zeiten des Internets trotzdem ein klassisches Aufklärungsbuch für sinnvoll hält: "Im Internet werden viele Fragen behandelt, fügen sich aber oft nicht zu einem verstehbaren Ganzen zusammen. Auch in der Schule, bei der Sexualerziehung, können Mädchen persönliche Fragen meist nicht loswerden - besonders in gemischten Klassen."

Buchtipps für Töchter und Mütter

Mädchen fragen Mädchenfragen

Seit mehr als 30 Jahren klärt die Ärztin Gisela Gille Schülerinnen direkt in der Klasse auf. Die wichtigsten Fragen, mit denen sie dabei konfrontiert war, beantwortet die deutsche Autorin in ihrem neuen Buch für Mädchen ab 11 Jahren.   Verlag Springer, 126 Seiten, 19,99 Euro

Mädchen fragen – Mütter wissen
Das Infobuch für Mütter von Mädchen ab 11 Jahren erklärt, wie diese bei den Themen Pubertät und Sexualität kompetente Ansprechpartnerinnen für ihre Töchter sein können. Es wird auch erklärt, wie der Mädchenkörper genau funktioniert.   Verlag Springer, 146 Seiten, 19,99 Euro

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Autorin
Dietlind Hebestreit
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1  Kommentar
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PippilottaOma (1.219 Kommentare)
am 07.08.2019 21:50

Wichtiger denn je ist es auch, für qualitätsvolle Sexualpädagogik an Österreichs Schulen einzutreten.
Weil es dubiose, religiös angehauchte
Gruppen gibt, die den Aufklärungsunterricht an Schulen
dazu genutzt haben, ihre Propaganda
zu verbreiten, sollen in Zukunft
keine externen Experten mehr zugelassen werden. Hier wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.
Nicht alle Kinder und Jugendliche haben
das Glück, sich an ihre Eltern wenden zu können.
Die Lehrer an den Schulen sind durchwegs wenig erfreut über die Tatsache, dass sie ab jetzt für den Aufklärungsunterricht zuständig sein sollen.

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