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Länger leben dank Medizin-Nobelpreis

05. Dezember 2019, 11:15 Uhr
Forschung rettet Leben
Foto: Colourbox

Erkenntnisse der diesjährigen Geehrten helfen Krebspatienten

Als bei Shaun Tierney 2007 eine aggressive Form von Nierenkrebs entdeckt wurde, sah die Prognose düster aus. Doch Tierney hat überlebt und führt heute mit 64 Jahren ein aktives Leben - dank jener Forschung, für die drei Wissenschafter am Dienstag die Nobel-Medaille bekommen. Tierneys Fall zeigt, wie zunächst abseitig wirkende Forschung ihren Weg in die medizinische Praxis finden kann. 

 "Wir leben in einer aufregenden Zeit", sagt Tierneys Arzt, der Onkologe Toni Choueiri, der am Dana-Farber-Krebszentrum arbeitet und an der Harvard Medical School lehrt. "Wir können nicht jeden heilen. Aber mit dieser Krankheit, die früher einem Todesurteil gleich kam, können Menschen heute Jahre leben."

Die US-Zellforscher William Kaelin und Gregg Semenza sowie ihr britischer Kollege Peter Ratcliffe bekommen den Medizin-Nobelpreis für ihre Erkenntnisse, wie Zellen unterschiedliche Sauerstoffmengen messen und sich daran anpassen. Sie begannen mit ihrer Forschung Anfang der 1990er-Jahre. Mitte der 2000er-Jahre entstanden daraus die ersten medizinischen Anwendungen.

Tierney, der als Design-Ingenieur gearbeitet hatte, wollte gerade ein neues Leben mit seiner Frau beginnen, nachdem die Kinder aus dem Haus waren, als er die Diagnose bekam: Nierenzellkarzinom im vierten Stadium. Die Wahrscheinlichkeit, noch fünf Jahre zu leben, lag bei drei bis fünf Prozent.

"Uns wurde der Boden unter den Füßen weggezogen", erinnert sich Tierney an die Zeit. Doch dann bekam er Sutent, ein neues Medikament aus der Gruppe der Angiogenesehemmer. Sie unterdrücken die Bildung neuer Blutgefäße, die den Krebs mit Sauerstoff versorgen, und hindern ihn so am Wachstum. Diese Behandlung basiert auf der Forschung der drei Nobelpreisträger.

Kaelin begann in seinem Labor am Dana-Farber-Institut die Sauerstoffaufnahme zu erforschen, weil er sich mit der seltenen Erbkrankheit Von-Hippel-Lindau-Syndrom (VHL) beschäftigte. Betroffene entwickeln Tumore, die an den Körper Signale aussenden, dass Sauerstoff fehle. Eines dieser Signale sind so genannte VEGF-Proteine, die die Bildung neuer Blutgefäße anregen und damit dazu führen, dass der Tumor sich ausbreitet.

Kaelin hatte die Idee, diesen Mechanismus im für das Von-Hippel-Lindau-Syndrom verantwortlichen Gen zu nutzen, um die übermäßige Produktion der VEGF-Proteine zu hemmen. Auf dieser Basis wurden Sutent und weitere Medikamente zur Behandlung dieser Art von Krebs entwickelt.

Doch auch die neuen Mittel machen die Patienten nicht plötzlich gesund. Die Behandlung sei "sehr hart", sagt Tierney. Nach einer Strahlentherapie musste er immer vier Wochen lang Sutent einnehmen, gefolgt von einer zweiwöchigen Erholungsphase. Die Nebenwirkungen schwächten Tierney sehr. Er bekam heftige Durchfälle und nahm ab. Onkologe Choueiri probierte verschiedene Dosen und Behandlungsschemata aus.

Seit vier Jahren nimmt Tierney das Medikament nun fünf Tage und pausiert neun Tage mit der Einnahme. Tierney spricht außergewöhnlich gut auf die Behandlung an. Andere Patienten hätten nicht so viel Glück, sagt Choueiri. "Die meisten, aber nicht alle Patienten profitieren davon", sagt Wissenschafter Kaelin. Bei manchen beginne der Krebs nach Monaten oder Jahren dennoch wieder zu wachsen.

Warum das so ist, daran forscht Kaelin gerade. Und er entwickelt gemeinsam mit der Pharmafirma Peleton eine neue Behandlung, bei der nicht nur die VEGF-Proteine, sondern auch andere krebsverursachende Substanzen gehemmt werden.

Tierney freut sich über jedes Jahr, das er den Krebs überlebt. "Ich konnte miterleben, wie meine drei Kinder heirateten, Familien gründeten, Häuser kauften und anständige, großartige Erwachsene wurden", sagt er. Jetzt möchte er noch so viel Zeit wie möglich mit seinen sechs Enkelkindern verbringen

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