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Krankenhauskeime schwimmen in österreichischen Badegewässern

Von nachrichten.at/apa, 30. Oktober 2019, 10:44 Uhr
See als Gefahrenquelle Bild: colourbox.de

Antibiotikaresistente Bakterien wurden landesweit gefunden. Das ist besonders bedenklich für Säuglinge und ältere Menschen.

In einigen öffentlichen, gut frequentierten Badegewässern Österreichs fanden Wiener Experten gefährliche Krankenhauskeime, gegen die kein Antibiotikum hilft. Für die meisten Menschen wäre dies nicht bedenklich, bei Säuglingen, älteren Menschen und Patienten mit stark geschwächtem Immunsystem sei jedoch Vorsicht angebracht, erklären sie. Die Studie erschien in der Fachzeitschrift "Die Bodenkultur". 

Ein Team um Sarah Lepuschitz vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in Wien hat im Sommer 2017 landesweit Badestellen nach multiresistenten Keimen abgesucht, gegen die übliche Antibiotika nicht mehr wirken und die daher kaum behandelbar sind. Pro Bundesland wurden in drei Seen und Staubereichen, die als "EU-Badegewässer" deklariert sind, Proben entnommen (also insgesamt in 27 der 263 offiziellen EU-Badegewässer in Österreich).

"Wir haben Gewässer beprobt, bei denen man am ehesten davon ausgehen kann, solche Keime zu finden", so der Humanmediziner Franz Allerberger (AGES) im Gespräch mit der APA. Die Ergebnisse würden daher den schlimmstmöglichen Fall aufzeigen. In vier Badegewässern fanden die Experten multiresistente Bakterien, und zwar im Stausee Forchtenstein im Burgenland, im Ossiachersee in Bodensdorf in Kärnten, im Donau Altarm Greifenstein in Niederösterreich und im Bregenzer Wocherhafen in Vorarlberg.

Bei dem Keim aus dem Burgenland handelte es sich um eine "Pseudomonas aeruginosa"-Bakterie mit 51 Resistenz-Genen, die ihr die Fähigkeit verleihen, Antibiotika aus dem Zellinneren hinauszubefördern, ihnen kein Ziel mehr zu bieten und sie zu inaktivieren. Der Keim sprach aber noch auf mehrere "Reserveantibiotika" an. Das sind Mittel mit teils schweren Nebenwirkungen, die nur gegen resistente Keime angewendet werden.

In Kärnten und Niederösterreich fanden die Forscher Darmbakterien der "Enterobacter"-Gruppe, die unter anderem gegen das synthetische, Penicillin-ähnliche Antibiotikum Ampicillin immun sind und 23, beziehungsweise 25 Resistenz-Gene aufwiesen. Der Keim aus dem Ländle war eine mit 40 Resistenz-Genen aufgerüstete Escherichia coli Mikrobe mit der Fähigkeit selbst hochmoderne Antibiotika zu spalten und damit wirkungslos zu machen.

Solche Erreger kennt man bis jetzt vorwiegend aus Krankenhäusern. In einer in der Fachzeitschrift "Journal of Clinical Medicine" erschienenen Studie hat ein Team um Friederike Hilbert von der Veterinärmedizinischen Universität Wien Proben aus dem Umfeld von zwölf Patienten in einem österreichischen Krankenhaus entnommen und bei 85 Prozent davon Antibiotika-resistente Keime (Staphylococcus aureus Bakterien) nachgewiesen.

92 Prozent der antibiotikaresistenten Keime bei Patienten stammen laut Untersuchungen aus der Humanmedizin, die restlichen acht Prozent kommen aus der Viehzucht, sagte Allerberger. Deswegen sollten die Ärzte den derzeit unnötig hohen Antibiotika-Verbrauch reduzieren. In Österreich geschah dies in den vergangenen Jahren überhaupt nicht, obwohl laut der europäischen Seuchenbehörde ECDC (Europäisches Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten) ein Drittel bis die Hälfte eingespart werden könnte, ohne die medizinische Versorgung zu verschlechtern.

Für gesunde Erwachsene, Kinder und Jugendliche sind die multiresistenten Keime in den Badegewässern aber absolut unbedenklich, erklärte Allerberger. Lediglich bei Säuglingen und älteren Menschen ab rund 70 Jahren sei ein bisschen Vorsicht angebracht, denn ihr Immunsystem ist noch nicht so erfahren, beziehungsweise nicht mehr so aktiv wie bei den anderen. Risikogruppen sind außerdem Krebspatienten unter Chemotherapie und Transplantationspatienten, bei denen die Abwehrkräfte durch die Therapie und Medikamente geschwächt sind. Hier gilt es im Einzelfall abzuschätzen, ob die positiven Auswirkungen der körperlichen Betätigung das kleine Restrisiko einer Infektion mit gefährlichen Keimen nicht bei weitem überwiegen, meinte er. Völlig unbedenklich sei das Baden in gechlorten Schwimmbecken.

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17  Kommentare
17  Kommentare
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derkommentator (2.252 Kommentare)
am 31.10.2019 00:53

"Völlig unbedenklich sei das Baden in gechlorten Schwimmbecken."

Kann mir den Satz wer erklären? Warum sollten resistente Keime im Chlorwasser nicht überleben? ...

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Allegra (445 Kommentare)
am 31.10.2019 02:11

Das ist der Sinn des Chlors!
und es funktioniert (beendet Epidemien schlagartig wenn auch die sonstige Hygiene einigermaßen passt.

Ist bei Trinkwasser genauso:
In zivilisierteren Gegenden ist 0,1 mg/l ideal, das schmeckt man kaum.
In suspekteren Gefilden sollten es mindestens 0,2 sein, dann ist man sicher.
(Persönlich mag ich keinen Chlorgeschmack und Geruch...)

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decordoba (3.803 Kommentare)
am 30.10.2019 16:49

Die Enterobacter sind gewöhnliche Darmbakterien, also kann der Mensch damit umgehen. Sie können sich im Darm nicht übermäßig vermehren, weil der Mensch ohnehin mit einem halben Kilo anderer Darmbakterien besiedelt ist.
---
Die Bakterien sind dann gefährlich, wenn sie durch eine Bißwunde oder durch eine Stichwunde tief ins Fleisch kommen. Daraus kann eine Phlegmone entstehen, wenn die Wunde nicht gut versorgt wird. Aus der Phlegmone kann eine Blutvergiftung = Sepsis entstehen.
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Die Bakterien sind auch bei einer Lungenentzündung gefährlich, wobei das meist körpereigene Bakterien sind, welche die Schleimhäute der Bronchien angreifen. Das passiert manchmal im Verlauf einer Grippe. Auch eine Lungenentzündung kann eine Sepsis auslösen.
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Die Krankenhauskeime betreffen meist immungeschwächte Personen, nach einer Chemotherapie, nach einer Transplantation, intubierte Personen und Säuglinge

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zlachers (7.939 Kommentare)
am 30.10.2019 16:31

Du hast doch überhaupt keine Ahnung was Krankenhaus Keime sind, und wie gefährlich die sind!

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decordoba (3.803 Kommentare)
am 30.10.2019 16:40

Doch - ich weiß mehr als du zwinkern

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zlachers (7.939 Kommentare)
am 30.10.2019 17:07

Ich denke nicht!
Du verwechselt die Antibiotika resistenten Keime mit denn für Menschen Lebens wichtigen Keimen die im Darm besiedelt sind!

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zlachers (7.939 Kommentare)
am 30.10.2019 16:18

Von wegen diese Keime sind für gesunde Erwachsene ungefährlich, als ein Nachbar von mir die bekamm, war er fast zwei Jahre lang in Behandlung und es ging ihm immer schlechter, und danach müsste sein Bein amputiert werden... diese Antibiotika resistenten Keime sind nicht zu unterschätzen!...

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pomml2 (601 Kommentare)
am 30.10.2019 14:22

Dazu gibt's eine sehr interessante und sachliche Doku auf yt !
Antibiotikaherstellung in Indien !

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herst (12.757 Kommentare)
am 30.10.2019 13:44

Das erste was man bei an Arztbesuch kriagt ist meistns: Ein Breitbandantibiotikum für fast jedes Wehwehchen.

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LiBerta1 (3.293 Kommentare)
am 31.10.2019 08:36

Ich habe schon mehr als einmal ein Antibiotikum in die Apotheke zurückgebracht, weil ich erst beim Durchlesen des Beipackzettels erkannt habe, dass es sich um ein Antibiotikum handelt. Warum verschreiben Ärzte Antibiotika als Prophylaxe bei Erkältung oder Verletzung? Sind Antibiotika wirklich als Prophylaxe zu rechtfertigen?

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beppogrillo (2.507 Kommentare)
am 30.10.2019 13:05

"92% der antibiotikaresistenten Keime bei Patienten stammen laut Untersuchungen aus der Humanmedizin, die restlichen 8% kommen aus der Viehzucht"

Und wie kommen die Keime in die Badegewässer ?
Weil zu viele Badende ihre Blase im Wasser entleeren statt ein Klo zu benützen ?

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gscheidle (4.099 Kommentare)
am 30.10.2019 13:42

Keime überstehen angeblich jede Kläranlage.

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Allegra (445 Kommentare)
am 31.10.2019 02:16

1. Urin ist NORMALERWEISE keimfrei.

2. Kläranlage reduziert Keime um einige Zehnerpotenzen, aber nicht vollständig.
Desinfektion wäre kein dramatischer Zusatzaufwand, kann aber auch unerwünschte Nebenwirkungen haben.

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reibungslos (14.479 Kommentare)
am 04.11.2019 23:38

Auch Reste von Antibiotika passieren die Kläranlagen und können dann für die Bildung von Keimen mit Resistenzen sorgen.

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LiBerta1 (3.293 Kommentare)
am 31.10.2019 08:29

Bei Menschen mit gesunder Niere und Blase sind keine Keime im Urin. Man kann Urin sogar trinken. Wenn Niere und Blase entzündet sind, hat der Erkrankte sicher keine Lust im kalten Wasser zu baden.

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spacer (1.513 Kommentare)
am 30.10.2019 12:45

Wenn man dann auch noch liest, dass alle Firmen der Pharmaindustrie aufhören wollen, neue Antibiotika herzustellen bzw. zu erforschen, dann wird das noch "spannend".
Kommerz steht eben über allem.

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jar_313 (149 Kommentare)
am 30.10.2019 12:19

was, nur 8% von aus der (bösen) Nahrungsmittel(-massen-)produktion - das kann nicht sein

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