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Ich chatte mit meinem Arzt

Von Barbara Rohrhofer und Dietlind Hebestreit, 26. August 2020, 09:25 Uhr
Ich chatte mit meinem Arzt
Bild: colourbox.de

Corona macht’s möglich: Die Digitalisierung hält Einzug in den Alltag von Medizinern und Patienten. Wo Telemedizin bereits gut funktioniert und wo die Grenzen dieser Behandlungsoption liegen.

Arztbesuche ohne Anfahrt, Wartezeit und Ansteckungsgefahr. Telemedizin macht’s möglich. In der Corona-Zeit hat diese Form der ärztlichen Beratung an Bedeutung gewonnen. Einige Vorreiter-Projekte wurden in Oberösterreich umgesetzt, zum Beispiel vom Mediziner Martin Martinek. Der Kardiologe, der sich im Ordensklinikum Elisabethinen Linz auf Herzrhythmusstörungen spezialisiert hat, behandelt in seiner Praxis in der Museumsstraße in Linz immer öfter auch via Computer.

Auf Knopfdruck im Wohnzimmer

Alles, was die Patienten brauchen, um mit ihm in seiner Ordination in Kontakt zu treten, sind ein Computer samt stabiler Internetverbindung, ein Mikrofon und eine Kamera. Wenn der Kardiologe dann auf Knopfdruck ins Wohnzimmer kommt, kann mit ihm alles besprochen werden: "Ich berate bei Herzrhythmusstörungen bezüglich der medikamentösen Therapie, rede über Ablationstherapie und über das Implantieren von Herzschrittmachern", sagt Martinek. Dafür benützt er die Plattform "Medflex", die Datensicherheit garantieren soll. Es könnten auch EKG-Aufzeichnungen und Befunde besprochen werden. Zusätzlich würde es gerade bei Herzrhythmusstörungen eine Reihe digitaler "Gadgets" geben – wie zum Beispiel die Apple Watch samt zugehöriger Apps, die es möglich machen, bei Auftreten von Symptomen ein EKG aufzuzeichnen, das dem Arzt übermittelt werden kann. "Die Patienten schätzen den Vorteil, dass sie nicht extra in die Ordination kommen müssen. Gerade bei längeren Anfahrtswegen bietet die telemedizinische Ordination deutliche Zeitersparnis und durch Wegfall der Anfahrtskosten auch eine Kostenersparnis.

Haut-Untersuchung via Videokonferenz

Ein Telemedizin-Pilotprojekt im Bereich Dermatologie hat Oberärztin Birgit Weindl vom Ordensklinikum Linz Elisabethinen ins Leben gerufen. Während der Patient im Pyhrn-Eisenwurzen-Klinikum Kirchdorf vor der Kamera sitzt, beurteilt sie von Linz aus sein Hautproblem. Das Besondere: Fast zwei Jahre lang fuhr die Ärztin ins Krankenhaus nach Kirchdorf, um die Patienten noch einmal vor Ort zu begutachten. "So hatte ich gleich den direkten Vergleich, ob die Diagnose, die ich per Videokonferenz gestellt hatte, auch stimmt", sagt Weindl. Die gute Nachricht: Von den ersten 150 Begutachtungen änderte die Ärztin vor Ort nur in einem Fall ihre Einschätzung, alle anderen Diagnosen hielten stand. Grundvoraussetzung für dieses Projekt sei jedoch, dass die Aufnahmen von einer geschulten Fachkraft gemacht werden, "die sich in der dermatologischen Sprachwelt auskennt. In Kirchdorf ist das die erfahrene Wundmanagerin Veronika Lattner", sagt die Dermatologin.

"Corona hat auf jeden Fall die Bereitschaft verstärkt, mehr auf Telemedizin zurückzugreifen. Österreich ist in dieser Beziehung ein extrem liberales Land, Tele-Konsultationen und -Behandlungen sind nach dem Ärztegesetz bereits seit 1949 erlaubt", sagt Karl

Forstner, Leiter des Referats für Telemedizin und medizinische Informatik bei der Österreichischen Ärztekammer. Ob so eine Behandlung möglich ist, entscheidet immer der Mediziner. Positiv beurteilt er auch, dass Konsultationen via Telefon während der Corona-Zeit von den Sozialversicherungsträgern unkompliziert bezahlt wurden. Gerade im Bereich psychische Beratung und Therapie hätte diese "Gesprächsmedizin" gut funktioniert – und sei auch eine Option für die Zukunft.

Wichtiger persönlicher Kontakt

Auch das Telemonitoring eröffnet neue Perspektiven: Mit geeichten Geräten kann der Patient daheim Parameter wie Blutdruck oder Herzrhythmus messen, die zum Arzt übertragen werden. Dieser greift erst ein, wenn Probleme auftauchen. Wenn alle Werte passen, kann das für die Patienten hingegen sehr beruhigend sein.

"Irgendwann kommt man aber an einen Punkt, an dem die Arzt-Patienten-Beziehung mehr ist als nur der Austausch von Informationen. Es geht auch um Empathie und Verständnis. Das kann man über das Telefon oder den Computer nicht so gut vermitteln. Telemedizin ersetzt natürlich keinesfalls den Arztbesuch, sondern kann immer nur eine sinnvolle Ergänzung sein. Das Konzept ist besonders erfolgreich, wenn der Patient dem Arzt schon bekannt ist und man eine persönliche Beziehung aufgebaut hat", sagt Forstner.

Natürlich sind nicht alle Fragestellungen für Telemedizin geeignet. Zwei Beispiele: Wer sich das Bein bricht oder in der Brust einen Knoten ertastet, dem kann über den Computer natürlich nicht geholfen werden.

Die Vorteile

Telemedizin, das ist ärztliche Behandlung über das Internet, unabhängig von räumlichen Entfernungen und kurzfristig verfügbar. Der Patient kann von zu Hause aus, ja sogar, wenn er im Ausland ist, mit dem Arzt seines Vertrauens sprechen. Das spart nicht nur lange und anstrengende Anfahrtswege, sondern ist gerade für alte und immobile Patienten eine Ergänzung zum klassischen Hausbesuch. Berufstätige können volle Wartezimmer vermeiden und auf kurzem Weg mit einem Arzt sprechen.

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2  Kommentare
2  Kommentare
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filibustern (627 Kommentare)
am 27.08.2020 07:03

Das wäre doch mal eine Aufgabe für einen angehenden Volkswirtschafter - ausrechnen, wie viele Stunden von Patienten in Arztpraxen sinnlos vertan werden für Dinge, die man ohne weiteres elektronisch erledigen könnte und wie hoch der daraus resultierende volkswirtschaftliche Schaden ist. Zeit - Anfahrt und die daraus resultierende CO2-Belastung - Erhöhung der Unfallgefahr die dadurch entsteht, und, und, und... Sicher ein interessantes Projekt. Aber den Damen und Herren Ärzten ist es natürlich wurscht, ob das Patientenvolk in einer überfüllten Praxis herumsitzt und deren Gesundheit dabei noch gefährdeter ist also sonst.

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max1 (11.582 Kommentare)
am 26.08.2020 10:02

Sehr schön wenn es den überall so wäre.
Mein Hausarzt hat keine öffentlicheMailadresse, so habe ich seine private benutzt um ein Rezept zu bestellen. Ich bekam eine Antwort dass ich diese Adresse nicht benutzen soll sondern das Telefon. Wenn besetzt kommt man auf die Privatnummer per Umleitung und es wird nicht abgehoben. Also muß ich trotz dem überall verfügbaren Internet mich anstellen, Maske tragen, meist warten weil der Arzt die neue Welt nicht akzeptieren will.
Schade, beim früheren Hausarzt hat es perfekt funktioniert, Rezepte, Befunde.... alles per email, der ging in den wohlverdienten Ruhestand.

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