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Glutenunverträglichkeit? "Jonas ist einer der wenigen, der sie wirklich hat"

Von Barbara Rohrhofer, 10. August 2019, 00:04 Uhr
Glutenunverträglichkeit? "Jonas ist einer der wenigen, der sie wirklich hat"
Jonas, 7, im "Expertengespräch" mit seinem Arzt Gerhard Nell. Bild: OK

Oberarzt Gerhard Nell vom Ordensklinikum: Gesunde sollten nicht auf Gluten verzichten

Glutenfreie Ernährung liegt im Trend. Nicht nur Promis wie Miley Cyrus und Gwyneth Paltrow ernähren sich glutenfrei und "bewerben" diese Ernährungsweise. Auch viele Sportler wie Tennis-Ass Novak Djokovic tun es ihnen gleich. Die Gründe hierfür sind vielfältig und reichen vom Wunsch, abzunehmen, bis hin zum Glauben, dass die glutenfreie Ernährung die Fitness und Leistungsfähigkeit fördert.

"Wir Ärzte werden immer wieder mit diesen Dingen konfrontiert. Auf der Magen- und Darm-Ambulanz ist das leider unser täglich Brot", sagt Oberarzt Gerhard Nell, der diese Ambulanz in der Kinderabteilung des Ordensklinikums Barmherzige Schwestern in Linz leitet.

Viele falsche Eigendiagnosen

Er erklärt, dass Gluten nur für jene Menschen schädlich sei, die tatsächlich von einer Glutenunverträglichkeit betroffen sind. Der Begriff "Glutenunverträglichkeit" umfasst neben den Krankheitsbildern der Zöliakie (dauerhafte Unverträglichkeit des Immunsystems gegenüber Gluten) auch die der Weizenallergie (Lebensmittelallergie) und die Gluten- und Weizensensitivität (eine nicht allergische, glutenbedingte Funktionsstörung).

"Ohne Zweifel: Ein Prozent der Bevölkerung leidet an Zöliakie, die man auch medizinisch nachweisen kann. Dass sich inzwischen aber zirka fünf Prozent der amerikanischen Bevölkerung glutenfrei ernährt und 20 Prozent bewusst zu glutenfreien Produkten greifen, ist medizinisch nicht nachzuvollziehen", sagt der Kinderarzt, der sehr unter den vielen "Eigendiagnosen" leidet.

"Manche kommen zu uns und erzählen, welche Lebensmittel sie nicht vertragen, weil sie im Internet irgendwelche Allergietests bestellt und auch gemacht haben. Bei näherer Untersuchung zerschlagen sich die vermuteten Allergien und Unverträglichkeiten in den allermeisten Fällen", sagt Nell.

Bei jedem Bauchweh eines Kindes gleich an eine Glutenunverträglichkeit zu denken, sei völlig übertrieben. "Bauchweh ist bei Kindern ein Universalsymptom. Das kann ein Reizdarmsyndrom sein oder ein Zeichen, dass sich das Kind psychisch nicht wohl fühlt", sagt Nell.

Testessen erhärtete Verdacht

Sehr selten stelle sich im Laufe eines langwierigen Prozedere heraus, dass ein Kind tatsächlich eine Glutenunverträglichkeit hat, so wie der siebenjährige Jonas Watzinger aus Ried in der Riedmark. Der Bub, der mit seiner Mama Sonja regelmäßig zu Oberarzt Nell kommt, hatte immerzu Bauchweh. "Das waren keine leichten Schmerzen, sondern richtige Krämpfe", erzählt seine Mutter. Der Hausarzt wurde konsultiert, irgendwann landete Jonas in der "Magen-Darm-Ambulanz". Die Untersuchungen konnten den Zöliakieverdacht nicht bestätigen. Also hat Oberarzt Gerhard Nell weitergeforscht. Das "Testessen" – die Watzingers bekamen von Oberarzt Nell vier Sackerl mit verschiedenen Mehlsorten – bestätigte dann, dass der kleine Jonas dann schwere Bauchkrämpfe bekam, wenn seine Palatschinken mit Mehl hergestellt wurden, das Gluten enthielt. "Wenn ich das glutenfreie Produkt verwendet hab, ist es ihm gut gegangen", erzählt Sonja Watzinger. Die Konsequenz der Diagnose: "Wir müssen beim Kochen umstellen. Aber das ist ja nicht so tragisch. Hauptsache, unser Bub hat kein Bauchweh mehr und ist nicht mehr so müde ", sagt sie. Dass Jonas demnächst das erste Mal in seinem Leben in ein Flugzeug steigt, könnte ihm schon ein wenig Kribbeln im Bauch bereiten. "Am Urlaubsort darf er dann halt kein Brot essen. Aber Pommes und Gemüse schmecken ihm ohnehin sehr", sagt die Mama.

Keine Diät bei Kindern

Nachdem Gluten beziehungsweise Weizen zunehmend fälschlicherweise als grundsätzlich ungesund betrachtet werden, kommt es sehr häufig zur Selbstdiagnose und zum Beginn einer Diät. „Gerade bei Kindern sollten in Hinblick auf ein gutes Gedeihen Diäten immer mit Vorsicht betrachtet und nur dann angewendet werden, wenn die Patienten eindeutig davon profitieren“, sagt Oberarzt Gerhard Nell.

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Autorin
Barbara Rohrhofer
Leiterin Redaktion Leben und Gesundheit
Barbara Rohrhofer

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