Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Für schwere Fälle: Bizarre Abnehm-Tipps

Von Ulrike Griessl, 22. Jänner 2020, 11:02 Uhr
Für schwere Fälle:   Bizarre Abnehm-Tipps
(Symbolfoto) Bild: colourbox.com

Wiener Psychiater helfen Menschen mit hartnäckigem Übergewicht, ihr übermäßiges Verlangen nach Essen mit Methoden aus der Suchtmedizin zu beherrschen.

Wie kann man der Lust auf Essen widerstehen, wenn es überall und in jeder Art und Menge verlockt? Für viele übergewichtige Menschen ist diese Frage zu einer Herausforderung geworden, an der sie Tag für Tag scheitern. Sie halten sich für hoffnungslose Fälle, wenn es um das Thema Gewichtskontrolle geht, weil sie trotz bester Vorsätze an jeder Diät gescheitert sind.

Für diese Menschen haben die beiden Wiener Psychiater und Suchtmediziner Iris Zachenhofer und Shird Schindler Diätvorschläge, die auf den ersten Blick äußerst radikal anmuten. So raten sie in ihrem kürzlich erschienenen Buch "Abnehmen für hoffnungslose Fälle" etwa dazu, Essattacken unter anderem mit dem Verzehr extrem scharfer Chilis im Keim zu ersticken.

Warum diese Art der Therapie die Erfolgschancen einer Diät stark verbessern kann, erklärt die Neurochirurgin und Psychiaterin Iris Zachhofer im OÖN-Interview.

OÖNachrichten: Sie behandeln im Sozialmedizinischen Zentrum Baumgartner Höhe in Wien Menschen mit Drogenproblemen. Warum haben Sie ein Buch mit Abnehmtipps für übergewichtige Menschen geschrieben?

Weil sich das Essen für viele stark übergewichtige Menschen oft auch zu einer Sucht entwickelt hat und daher ähnliche therapeutische Mittel helfen können wie bei Drogen-oder Alkoholsucht. Auch bei Esssucht kann man mit Vernunft nicht viel ausrichten. Jeder weiß, dass zu viele zucker- und fetthaltige Nahrungsmittel ungesund sind und dick machen, aber wenn das Verlangen nach diesen Lebensmitteln unbezwingbar groß ist, helfen Argumente nicht. Dann braucht es andere Mittel, um den Griff zu Schokolade, Cola oder Chips zu vermeiden.

Warum wirkt Nahrung auf manche Menschen wie eine Droge?

Weil die Nahrungsmittelindustrie gezielt Produkte mit künstlichen Zusatzstoffen auf den Markt bringt, die das Verlangen danach steigern und die Konsumenten davon abhängig machen. Je geschmacksintensiver und aromatisierter Lebensmittel sind, umso mehr Suchtpotenzial haben sie. In der Suchtmedizin nennen wir das "chemisches Craving (zu Deutsch: Verlangen). Im Gehirn von Fastfood-Konsumenten spielt sich ab einem bestimmten Zeitpunkt Ähnliches ab wie im Gehirn von Drogenabhängigen, die Entzugsbeschwerden haben. Natürliche Lebensmittel lösen kaum chemisches Craving aus.

In Ihrem Buch beschreiben Sie auch eine zweite Art des unbändigen Verlangens nach Essen, das emotionale Craving. Was ist damit gemeint?

Wenn wir gestresst sind, steigt das Verlangen unseres Gehirns nach Dopaminausschüttungen, also nach Glückshormonen, um die innere Spannung auszugleichen. Wenn wir dieses Verlangen mit Nahrung verknüpfen, dann essen wir eben. Auch das kann zu suchtähnlichem Verhalten führen.

Was kann man tun, wenn einen regelmäßig unbändiger Heißhunger auf Fastfood, Schokolade oder Chips überfällt?

Für diese Fälle gibt es Methoden aus der Suchttherapie, die zwar bizarr klingen, aber sehr effektiv sind. Man kann zum Beispiel im Moment des unbändigen Verlangens Schmerzreize setzen, um die Aufmerksamkeit umzulenken. Das kann gelingen, indem man an einer schmerzend-scharfen Chilischote kaut, eine Zitrone isst, einen Sack mit Eiswürfeln in den Nacken legt oder an Ammoniak riecht. Was den inneren Spannungszustand minimiert, ist unterschiedlich. Das muss jeder für sich herausfinden.

Und was kann man tun, um durch emotionalen Stress verursachten Essattacken vorzubeugen?

Bei emotionalem Craving helfen oft auch etwas sanftere Methoden. Man kann zum Beispiel regelmäßig Sport betreiben, um die innere Spannung zu minimieren. Manchen hilft es aber auch, Gedichte zu rezitieren, einen Freund anzurufen, zu bügeln, in einen Polster zu schlagen, rückwärts zu zählen oder Musik zu machen. Die Palette der Möglichkeiten ist ebenso groß wie individuell. Manchmal ist es auch nötig, mehrere dieser Methoden zum Spannungsabbau anzuwenden.

>>> Das hilft beim Abnehmen wirklich:

  • Große Mengen Gemüse essen. Es hat wenig Kalorien, aber viel Volumen und sendet damit die zum Abnehmen perfekte Information an das Gehirn: satt.
  • Entzündungsfaktoren: Hände weg von allem, was viele gesättigte Fette und Transfette enthält. Diese führen zur Freisetzung freier Radikale, die Entzündungen begünstigen. So auch im Hypothalamus, wo unser Sättigungsgefühl reguliert wird.
  • Blutzucker: Vor allem Lebensmittel mit einem niedrigen glykämischen Index essen, damit steigt der Blutzucker kaum und es kann auch zu keinem Absturz des Blutzuckerspiegels kommen, durch den Heißhungerattacken ausgelöst würden.
  • Genügend Schlaf: Studien haben gezeigt, dass ausreichend Schlaf den Spiegel des Hungerhormons Ghrelin senkt und jenen des Sättigungshormons Leptin erhöht.
  • Nervenzellen schützen, damit die Stimmung stabil bleibt. Folgende Lebensmittel wirken neuroprotektiv: Obst und Gemüse, Nüsse, Vollkornprodukte, Samen, fetter Fisch, Rapsöl, Leinöl, Olivenöl …

Buchtipp: "Abnehmen" für hoffnungslose Fälle, Hardcore-Tipps aus der Suchtmedizin“ von Shird Schindler und Iris Zachenhofer, 22 Euro.

mehr aus Gesundheit

Warum Muskeln so wichtig sind

Genialität in den Genen?

Eier – viel besser als ihr Ruf

Wer sportlich ist, schläft viel besser

Autorin
Ulrike Griessl
Redakteurin Leben und Gesundheit
Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

1  Kommentar
1  Kommentar
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
LiBerta1 (3.293 Kommentare)
am 22.01.2020 15:31

" ... weil sie trotz bester Vorsätze an jeder Diät gescheitert sind. "

Man wird immer wieder an jeder DIÄT scheitern. Diät ist immer falsch. Diät ist immer eine zeitlich begrenzte Phase. Sobald man die Phase beendet und zu den alten Fehlern zurückkehrt, ist man unweigerlich bald fetter als zuvor.

Das einzige was hilft: normal Essen.

Es gibt zwei Regeln für normales Essen:
1. Nichts essen, was eine Fabrik von innen gesehen hat. Alle Mahlzeiten selbst zubereiten aus abwechslungsreichen Zutaten, wie sie uns die Natur schenkt.
2. Niemals zwischendurch essen. 2 Mahlzeiten täglich sind genug. Nur wer zu Untergewicht neigt, soll 3 mal oder öfter essen.

Ich kann jeder übergwichtigen Person nur raten: Probieren Sie es doch einfach mal eine Woche lang aus. Sie werden staunen!

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen