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Erholung auf Knopfdruck?

Von Barbara Rohrhofer   07.Juli 2021

Erholung bedeutet für jeden etwas anderes und ist bei vielen Menschen stark davon abhängig, wie ihr (Arbeits-)Alltag aussieht. Daher kann Regeneration aus psychologischer Sicht nur dann gut funktionieren, wenn sie auf einen selbst zugeschnitten ist", sagt Isabella Woldrich, Klinische und Gesundheitspsychologin aus Linz.

Psychotherapeutin Herta Wimberger aus Linz erklärt: "Mit dem Beginn der Erholung sinkt unser Adrenalinspiegel – und dann kommt die Wahrheit über unseren tatsächlichen seelischen und körperlichen Zustand ans Licht. Oftmals wird man im Urlaub krank oder erleidet einen seelischen Einbruch. Das sollte man mit einer gewissen Gelassenheit hinnehmen und als notwendiges Durchgangsstadium sehen, um seelisch und körperlich wieder gesund zu werden."

Jedenfalls würde jeder Mensch nach Zeiten der Aktivität und Belastung immer wieder Phasen der Entspannung brauchen, um wieder belastbar zu werden. Sonst bestehe die Gefahr, körperlich oder seelisch zu erkranken.

"Die große Idee dahinter ist die sogenannte Work-Life-Balance, das bedeutet, dass Arbeits- und Privatleben miteinander in gutem Einklang stehen sollten. Wir brauchen eine Ausgewogenheit von Tätigkeit und Erholung: und zwar täglich, am Wochenende und natürlich auch im Urlaub", sagt Wimberger.

„Ich muss im Urlaub etwas Neues erleben“

Isabella Woldrich, Klinische und Gesundheitspsychologin und Kabarettistin, Linz

Für mich fängt der Urlaub immer schon ein paar Tage vor dem eigentlichen Urlaub an, weil ich so lange brauche, um mein Betriebssystem runterzufahren und ganz einfach runterzukommen. Da ich sehr abenteuerlustig bin, brauche ich eher Urlaube, in denen ich etwas Neues erleben oder lernen kann. Städtereisen, Abenteuerurlaube oder Seminarreisen. Dabei waren meine Highlights, neben einer Meditationswoche auf Korfu, das Schwimmen mit freilebenden Delfinen auf Hawaii und ein schweißtreibender Aufstieg zu den Berggorillas in Uganda. Nach solchen Erlebnissen brauche ich dann noch ein paar freie Tage zu Hause, in denen ich dann einfach nichts tue, um das Erlebte zu verarbeiten. Und in meinem Fall heißt dieses Nichtstun: Extremcouching bei einem Serienmarathon. Dann können sich meine Gedanken und Gefühle wieder so richtig schön ordnen.

„Abschalten: Alles Belastende hat  jetzt Pause“

Herta Wimberger, Psychotherapeutin aus Linz

Erholung bedeutet, abzuschalten, eine Zeit lang nicht an berufliche oder private Probleme zu denken. Ein begrenzter Zeitraum, in dem wir uns möglichst unbeschwert fühlen und genießen können. Alles Belastende hat Pause. Besonders wichtig ist das für Eltern und pflegende Angehörige, die oft zu wenig auf sich achten. Eine halbe Stunde Auszeit pro Tag ist ausreichend. Ich persönlich werde heuer Urlaub in Venedig und Straßburg machen. Historisch bedeutsame Städte und gute Restaurants sind für mich ganz einfach Erholung pur.

„Spüren, riechen und schmecken Sie richtig hin“

Jörg Auer, Vorstand der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin am Kepler Uniklinikum Linz

Zuerst einmal zur Ruhe kommen! Jeder ist zu Urlaubsbeginn noch auf Leistung und Geschwindigkeit getrimmt. Setzen Sie daher in dieser Phase einen Kontrapunkt: Wer viel mit den Augen arbeitet, sollte sich im Freien bewegen. Für jemanden, der körperlich arbeitet oder beruflich viele soziale Kontakte pflegt, kann ein Buch ein guter „Abstandbringer“ sein. Geben Sie Ihrer Wahrnehmung eine Chance! Wir machen vieles in automatisierten Routinen und spüren, sehen, riechen und hören dabei nicht mehr richtig hin. Was man unbedingt machen sollte, um ruhig in die Erholung starten zu können: Alles wirklich Wichtige in der Arbeit noch erledigen und im Büro bekannt geben, dass man beruflich nicht angerufen werden möchte. Daher im Mailprogramm eine Abwesenheitsnotiz eingeben und vertrauen, dass die Kollegen das auch alleine schaffen …

„Ein paar Tage nicht an Corona denken“

Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer für Oberösterreich

Alles, was ich zur Erholung und Entspannung in diesem Jahr dringend brauche: Heuer möchte ich in der Urlaubszeit – falls das überhaupt möglich ist – ein paar Tage nicht mehr an Corona denken und endlich wieder das machen, was mir Freude macht und immer schon viel Kraft und Energie gegeben hat: unter den Menschen zu sein, zu reden, zu lachen und den Tag einfach Tag sein zu lassen.

„Sobald ich abtauche, kann ich mich gut entspannen!“

Monika Aichberger, Vizepräsidentin Apothekerkammer für Oberösterreich

Wichtig, um wirklich abschalten zu können: Handy ausschalten und E-Mails nicht anschauen. Das sind die ersten Schritte. Entspannung finde ich persönlich in erster Linie in der Bewegung. Wer sich sehr schnell erholen will, sollte es mit dem Tauchen probieren. Dabei muss man extrem auf die eigene Atmung fokussieren. Für mich die geeignetste Form, um den Alltag zu vergessen. Ideal fürs Runterkommen ist es für mich auch, mit dem Nachtzug zu reisen. Da haben Körper und Seele die Chance, gemeinsam anzukommen, was bei langen Flugreisen unmöglich ist.

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23. April 2024