Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Covid-19: Rätsel um höheres Sterberisiko für Männer

Von nachrichten.at/apa, 23. Juni 2020, 09:18 Uhr
++ THEMENBILD ++ LABORUNTERSUCHUNG ZUM CORONAVIRUS
Laboruntersuchung zur Abklärung des Coronavirus. Bild: APA

Männer erkranken oft schwerer an Covid-19 und sterben häufiger als Frauen. Was anfangs ein Phänomen aus China, wo viele Männer rauchen, zu sein schien, zeigt sich weltweit.

Daten der Forschungsinitiative Global Health 50/50 aus gut 20 Ländern zeigen, dass Frauen sich zwar ähnlich häufig infizieren wie Männer. Bei den Sterberaten liegt die Verteilung jedoch etwa bei einem Drittel zu zwei Dritteln.

"Wir sehen das auch hier in Deutschland. Wir haben sehr viele männliche Patienten", sagt Clemens Wendtner, Chefarzt der Klinik für Infektiologie an der München Klinik Schwabing, der im Februar die allerersten Corona-Patienten in Deutschland behandelt hatte. Und auch Christoph Spinner vom Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM) sagt: "Es sind definitiv mehr Männer betroffen".

Nach dem Situationsbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) vom 21. Juni starben quer durch alle Altersgruppen bis hin zu den 70- bis 79-Jährigen jeweils mindestens doppelt so viele Männer wie Frauen. Erst danach gleicht sich das Verhältnis zunächst an und kehrt sich ab der Altersgruppe der 90- bis 99-Jährigen um, möglicherweise aber deshalb, weil es mehr hochbetagte Frauen als Männer gibt. Zu den Gründen heißt es beim Beim RKI nur, es geben viele offene Fragen. Es werde noch dauern, bis eine belastbare Bewertung möglich sei.

Ungesünderer Lebensstil als Ursache?

Eine Vermutung: Der oft ungesündere Lebensstil von Männern. Gerade Männer der älteren Generation, in der weniger auf Ernährung und Lebensweise geachtet wurde, könnten mehr an Vorerkrankungen leiden. Denkbar sei auch, dass Männer einfach später zum Arzt gehen - und deshalb Krankheiten länger verschleppen. Vor allem im Gespräch ist aber der sogenannte ACE2-Rezeptor, über den das Sars-CoV-2-Virus in die Lunge eindringen kann - er kommt einer Studie zufolge bei Männern in höherer Konzentration vor. Das Team des University Medical Center Groningen hatte den Zusammenhang zwischen ACE2 und chronischer Herzinsuffizienz untersucht und dabei den Geschlechtsunterschied festgestellt. Der Grund für die höhere Konzentration von ACE2 bei Männern sei nicht bekannt, schreiben die Forscher im "European Heart Journal".

Das Enzym, das in Lunge, Niere, Blutgefäßen, Herz und Magen-Darm-Trakt in Erscheinung tritt, gilt als Eintrittspforte für Coronaviren - bei einfachen Erkältungen wie auch bei den durch Coronaviren ausgelösten Krankheiten Covid-19, Sars und Mers. Auch bei Mers seien Männer stärker betroffen gewesen, sagt Bernhard Zwißler, Direktor der Klinik für Anästhesiologie am LMU Klinikum. Es werde gerade untersucht, ob die Gabe von ACE-Hemmern als Blutdrucksenker dazu führe, dass Zellen vermehrt den ACE2-Rezeptor bilden und dadurch anfälliger sind für eine Infektion. Denkbar sei das durchaus, bewiesen sei es aber bisher nicht.

Herzkreislauferkrankungen sind ohnehin ein Risikofaktor für Covid-19 - und Männer sind davon stärker betroffen als Frauen. "Global gesehen ist es so, dass Männer häufiger an Herzkreislauferkrankungen sterben. Aber ob das der Schlüssel ist, wissen wir nicht", erläutert Spinner. Auch er sieht in der unterschiedlichen Regulation des ACE2-Rezeptors eine mögliche Erklärung, mahnt aber gleichfalls bei Interpretationen der bisherigen Erkenntnisse zu Vorsicht.

Die Rolle des Östrogen

Manche Experten sehen als Faktoren für die unterschiedlichen Verläufe auch das weibliche Hormon Östrogen mit seinem schützenden Wirkmechanismus oder das stärkere Immunsystem von Frauen - ohne dass es hier eindeutige Belege gibt. Dass das Immunsystem von Frauen auf Virus-Infektionen grundsätzlich schneller und stärker reagiert als das von Männern, zeigt sich laut Virologen auch bei anderen Virus-Erkrankungen, etwa bei der Grippe, bei Sars und bei Mers. Oder bei einfachen Erkältungen - Witzeleien über den "Männer-Schnupfen" scheinen einen wahren Kern zu enthalten. Dafür erleiden Frauen häufiger Auto-Immunerkrankungen, bei denen das Immunsystem überschießt und eigene Zellen angreift - eine mögliche Komplikation auch bei Covid-19.

Unzählige Studien laufen derzeit weltweit zu Covid-19, auch zu den geschlechtsspezifischen Unterschieden. Die Mediziner hoffen, dass auch die Klärung dieser Frage neue Wege zur Behandlung eröffnet.

mehr aus Gesundheit

Das Gewürzregal als Hausapotheke

Ist man mit 75 tatsächlich alt?

Gesundheitstouren am 25. April und 6. Mai

Frühes Screening auf spinale Muskelatrophie hilft Kindern

Interessieren Sie sich für dieses Thema?

Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

2  Kommentare
2  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
LiBerta1 (3.293 Kommentare)
am 23.06.2020 12:09

Es gibt auch den berühmten Männerschnupfen, der angeblich viel belastender ist als der Schnupfen der Frauen.

Es wäre interessant zu erfahren, ob die an Covid-19 Erkrankten auch häufiger zuvor an Influenza erkrankten.

Kann der Unterschied einfach an der Lebensweise (primär der Ernährungsweise) liegen (gesund vs. ungesund), die einen großen Einfluss auf das Immunsystem hat?

lädt ...
melden
antworten
observer (22.216 Kommentare)
am 23.06.2020 09:56

Sicher ist nix. man weiss nix. Vor kurzem habe ich gelesen, dass hoher Blutdruck ds Risiko eines schweren Verlaufs anhebt, dass viele ??? (war nicht spezifiziert welche) Blutdrucksenker das Risiko aber um 50 % senken. Hier steht aber wieder, dass ACE Hemmer angeblich die Rezeptoren und damit das Risiko anheben könnten, was mir übrigens eigenartig vorkommt. ACE Hemmer haben übigens bei DiabetikerInnen eine potente Nierenschutzfunktion, unabhängig vom Blutdruck. Das alles geht nicht zusammen und mir kommt vor, dass da manche ForscherInnen die Möglichkeit für Forschungsaufträge und Geldmittel dafür sehen.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen