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Alles braucht seinen Rhythmus

04. Juli 2020, 00:04 Uhr
Alles braucht seinen Rhythmus
Dr. Markus Schlagnitweit ist Rektor der Ursulinenkirche sowie als Sozial- und Wirtschaftsethiker korrespondierendes Mitglied der Katholischen Sozialakademie Österreichs. Bild: Theresa Stampler

Ein gesundes, vitales, glückliches Leben benötigt gleichmäßig fließende Rhythmen.

Es war ein idealer Tag für eine Bergwanderung: klares Wetter, pralle Frühlingsnatur, ein stiller Gipfel mit Traumpanorama und anregende Gespräche in der Gruppe. "Am allerschönsten aber war das gleichmäßige Gehen – endlich wieder einmal in einem guten Rhythmus." Das sagte am Ende des Tages überglücklich eine junge Mutter, die erstmals wieder nach fünf Jahren ohne ihre Kleinen mit uns unterwegs war. So gerne und viel sie auch mit ihren Kindern wandert – es kann sich bei der ständigen Entdeckung von Käfern, Blumen und bunten Steinen kein Schrittrhythmus entwickeln. Sie kommt in keinen Flow.

Panta rhei, "alles fließt", so formulierte der alte Grieche Heraklit das Grundprinzip allen Seins. Leben ist konstante Veränderung, ist "Fließen" (auf Griechisch: rhein). Davon leitet sich nicht nur der Name des großen europäischen Flusses ab, sondern auch das Hauptwort rhythmos – in unserer Sprache "Rhythmus". Es meint ursprünglich also ein Fließen – aber kein monotones, strukturloses Dahinrauschen! Die alten Griechen dürften eher an die regelmäßige Bewegung der Meereswellen gedacht haben.

Wenn ein Mensch einen Flow erlebt (etwa bei der Arbeit, beim Sport oder in der Musik), dann ist er mit sich, seiner Tätigkeit und seiner Umwelt in Einklang und erlebt so etwas wie Glück. Nie würde es ihm einfallen, diesen Zustand als monoton oder langweilig zu beschreiben; er fühlt sich in seinem Flow vielmehr lebendig und würde am liebsten ewig so weitermachen.

Das beweist: Ein gesundes, vitales, glückliches Leben benötigt gleichmäßig fließende Rhythmen. Die Natur bietet dafür wunderbare Rahmenbedingungen, beginnend im Innersten des menschlichen Organismus: Nur ein ungestörter Herzrhythmus lässt das Blut verlässlich durch den Körper zirkulieren. Dieses wiederum wird durch einen ruhig fließenden Atemrhythmus optimal genährt. Für einen gesunden Wach-Schlaf-Rhythmus gäbe uns die Natur den gleichmäßigen Wechsel von Tag und Nacht vor. Aber da beginnt es bereits zu hapern in unserem modernen Leben: Schlafstörungen sind weit verbreitet und oft wiederum mitverursacht durch Nichtbeachtung der nächstgrößeren Rhythmusebene. Für einen regelmäßigen Wechsel von Arbeits- und Ruhezeiten hätte sich über Jahrtausende der Wochenrhythmus etabliert; der aber droht immer mehr abhandenzukommen.

Das mosaische Gesetz der Bibel schlägt deshalb auch für die Wirtschaft Rhythmen vor – abgesehen vom Wochenrhythmus eine erholsame Brache für Felder alle sieben Jahre bis hin zum großen "Jobeljahr": Nach sieben mal sieben Jahren, also in jedem 50. Jahr, sollten alle Schulden getilgt und die wirtschaftlichen Grundlagen und Werte wieder gleichmäßig auf alle verteilt werden. Ein regelmäßiger "System-Reset" also, um ökonomischer Überhitzung und wachsender sozialer Spaltung vorzubeugen.

Panta rhei – alles fließt. Oder anders: Alles lebt (nur gut) in Rhythmen. Wussten Sie übrigens, dass laut einer US-Studie Ordensfrauen überdurchschnittlich selten an Alzheimer erkranken? Vermutete Ursache: ein über Jahrzehnte durch feste Tagesrhythmen strukturiertes Leben – und Singen. Auch dazu braucht es bekanntlich Rhythmen.

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