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Alkohol, Drogen: Was tun, wenn man sich für den Job aufputschen muss?

Von Valerie Hader   18.Juni 2019

"Man kann davon ausgehen, dass in jedem Betrieb – und zwar egal in welcher Branche – jeder 20. Mitarbeiter ein Suchtproblem hat. Bei Menschen in Führungspositionen und Ärzten ist der Anteil sogar noch höher. Man geht hier von zehn bis zwölf Prozent aus", sagte Reinhard Haller, renommierter Gerichtspsychiater und Experte für psychische Störungen und Abhängigkeits-Erkrankungen. Gestern referierte er bei einer Tagung von Betriebsräten unter dem Titel "Tüchtig, aber süchtig" in der Arbeiterkammer Oberösterreich (AKOÖ) in Linz.

Das Thema Sucht in der Arbeit sei nicht neu – allerdings hätte es sich in den vergangenen 20 Jahren massiv verstärkt. "Alkohol ist natürlich immer noch ein großes Problem, wir beobachten aber verstärkt den Trend zu leistungssteigernden und aufputschenden Drogen wie Kokain oder Amphetaminen wie Ritalin", sagte Reinhard Haller. Darüber hinaus hätten auch Verhaltensstörungen und Zwänge wie Handy-, Kauf- oder Spielsucht enorm zugenommen.

Kokain, Ritalin, Kaufsucht

Egal welcher Art – für eine Sucht gibt es nie nur einen Grund. "Aber es gibt Risikofaktoren." Als sicher gelte aber, dass überlange Arbeitszeiten, Stress, Angst und hoher Leistungsdruck sowie ein schlechtes Betriebsklima und Mobbing die Entstehung begünstigen, sagte AK-Präsident Johann Kalliauer. "Das immer mehr, immer mehr, immer mehr hat natürlich Auswirkungen auf die Menschen, die unterschiedlich gut damit zurechtkommen. Manche greifen dann eben zu Mitteln, die in die Abhängigkeit führen." Doch es gebe Wege, sich zu schützen. "Indem man ganz bewusst immer wieder einmal auf die Bremse steigt und Pausen einlegt", empfahl Reinhard Haller. Arbeitskollegen und Betriebsräten wiederum riet Johann Kalliauer, im Verdachtsfall darauf anzusprechen, "und nicht wegzuschauen oder gar zu verharmlosen. Ich weiß, das ist nicht leicht, aber ganz wichtig. Und am besten früh reagieren, bevor es zu spät ist", sagte Kalliauer.

"Denn wenn es sich wirklich um eine Sucht handelt, dann wird irgendwann der Tag kommen, an dem man es nicht länger verdecken kann", sagte Haller. "Und ist dann der Job weg, kann es schnell bergab gehen." Damit es aber erst gar nicht so weit kommt, wünschte sich Haller, "dass wir eine neue Wertschätzungs-Kultur entwickeln". Der Umgang mit Anerkennung sei ein immenses Potenzial, das wir verschenken.

"Wir loben andere viel zu wenig. Dabei wäre Lob das beste Burn-out- und Suchtverhinderungsmittel, das es gibt. Denn wer Sinn in seiner Arbeit sieht und wertgeschätzt wird, braucht am Abend keine drei ,Frustbiere’."

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18. April 2024