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Umstrittenes Powerkraut mit Potenzial: Cannabis ist die Arzneipflanze 2018

16.Februar 2018

Cannabis (Hanf) ist zur Arzneipflanze des Jahres 2018 gewählt worden. Es enthält mehr als 500 Inhaltsstoffe. Der Wirkstoff Tetrahydrocannabiol (THC) wird in verschreibbaren Produkten etwa zur Tumorschmerzbehandlung bzw. gegen Übelkeit bei Krebsbehandlung eingesetzt. Bald sind auch Arzneistoffe mit Cannabidiol (CBD) in Österreich erhältlich, die bei Epilepsien und Schizophrenie helfen.

Neben seiner berauschenden Wirkung hat THC auch die Gabe der Schmerzlinderung, weshalb es zusätzlich zu Opioiden bei Tumoren oder in der Palliativmedizin bereits eingesetzt wird, wie Georg Kress von der Abteilung für spezielle Anästhesie und Schmerzmedizin an der MedUni Wien sagte. "Cannabinoide können starke Opioide keinesfalls ersetzen, aber deren Wirkung steigern und deren Nebenwirkung wie Appetitmangel oder Übelkeit reduzieren", sagte Kress. Arzneimittel mit THC wurden bereits Mitte der 1980er-Jahre in den USA zugelassen, seit den 1990er-Jahren erfolgt der Einsatz auch bei Magersucht bei Tumor- und Aids-Patienten sowie bei schmerzhafter Spastik bei Multipler Sklerose.

CBD ist ein nicht berauschender Inhaltsstoff der Cannabispflanze und unterliegt deshalb weder dem Arzneimittel-, noch dem Suchtmittelgesetz. Neben dem Einsatz bei frühkindlicher Epilepsie und Schizophrenie hilft Cannabidiol bei der Spender-gegen-Empfänger-Reaktion nach einer Knochenmarkstransplantation. Es haben sich auch positive Effekte bei Glioblastomen (Gehirntumor) gezeigt. Dazu sind allerdings laut Kress noch Studien notwendig. Ein erster CBD-Arzneistoff soll in absehbarer Zeit - spätestens im kommenden Jahr - in Österreich auf den Markt kommen.

Angebaut wird der Drogenhanf – Faserhanf wird etwa in der Industrie eingesetzt – von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Dort werden die Pflanzen unter streng kontrollierten Bedingungen kultiviert, um deren Inhaltsstoffe für Arzneimittel zu isolieren, sagte Chlodwig Franz von der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

"Durch eine Ausnahmeregelung ist der medizinische Einsatz von cannabisbasierten Arzneimitteln erlaubt", betonte Brigitte Kopp vom Department für Pharmakognosie der Universität Wien. Durch die dadurch gewonnenen Reinsubstanzen müsse kein Patient in Österreich illegal zu Cannabispflanzen greifen, sagte die Wissenschafterin. Für die Verordnung THC-hältiger Präparate ist ein Suchtgiftrezept - die "Suchtgift-Vignette" - erforderlich.

 

Cannabis

Hanf zählt zu den ältesten Nutz- und Zierpflanzen der Welt. Faserhanf ist seit der Antike bekannt.

Bei Cannabis handelt sich um eine einjährige krautige Pflanze, die in der Natur vier bis sechs Meter hoch werden kann. Die Blüte erfolgt hauptsächlich von Juli bis September, also in Monaten mit abnehmender Tageslichtlänge. Aus den geernteten Blüten wird Harz produziert, das heutzutage einen sehr hohen Gehalt – rund 20 Prozent – an Tetrahydrocannabinol (THC) besitzt.

Bei Drogenhanf wird auf große weibliche Blütenstände mit einem hohen Gehalt an THC oder Cannabidiol geachtet. Ein weiteres Augenmerk liegt auf neuen interessanten Neben-Cannabinoiden, die für medizinische Zwecke nutzbringend zum Einsatz gebracht werden könnten.

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29. März 2024