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Selbsttests für zu Hause: Sinnvoll oder nicht?

Von Von Ulrike Griessl   07.Dezember 2016

In Apotheken, aber auch im Internet werden immer mehr Selbsttests für zu Hause angeboten. Aber sind diese Schnelltests für medizinische Laien empfehlenswert? Verunsichern sie nicht, anstatt hilfreich zu sein? Wie aussagekräftig sind sie? Über all diese Fragen haben die OÖNachrichten mit Oberarzt Benjamin Dieplinger, Facharzt für Labordiagnostik im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder und Schwestern in Linz gesprochen. Der Mediziner zeigte sich skeptisch. "Diese Tests ersetzen die empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen beim Hausarzt keinesfalls", sagt Dieplinger. Jenen, die dennoch zu Selbsttests aus der Apotheke greifen, rät der Experte zur Vorsicht.

Blutzuckertest:

"Dieser Test macht Sinn und wird von der Österreichischen Diabetesgesellschaft empfohlen", sagt Dieplinger. Die Testergebnisse seien aussagekräftig und würden sich zur Screening-Untersuchung für einen Prädiabetes oder einen Typ-2 Diabetes gut eignen. "Wenn jemand einen nüchtern Blutzucker von 100 mg/dl hat muss er unbedingt zum Arzt gehen", sagt der Experte. "Die nüchtern Blutzucker Bestimmung wird bei allen Personen unabhängig vom Alter bei Übergewicht und einem oder mehreren Risikofaktoren empfohlen. Ab 45 Jahren sollte jeder in dreijährigem Abstand den Nüchternblutzucker kontrollieren", sagt Dieplinger.

Bluttest auf Heliobacter pylori:

"Diesen Test kann ich nicht empfehlen, da die Ergebnisse oft falsch positiv oder falsch negativ sind", so Dieplinger. Es gebe validierte Harnstoffatemtests, die jedoch nur zur Erfolgskontrolle nach der Behandlung einer Heliobacter pylori Infektion zur Anwendung kommen würden. Um eine Entzündung des Magens durch eine Helicobater pylori Infektion zu diagnostizieren, sei eine Magenspiegelung mit der Entnahme einer Gewebeprobe nötig.

Stuhltest auf verstecktes Blut zur Darmkrebsvorsorge:

In den westlichen Industrieländern ist Darmkrebs die zweithäufigste Krebserkrankung. Das Risiko, daran zu erkranken, steigt ab dem 45. Lebensjahr deutlich an. Anders als bei anderen Krebserkrankungen, entwickelt sich Darmkrebs über Jahre hinweg aus Vorstufen und verursacht oft keinerlei Beschwerden. Erst spät treten Symptome auf. "Durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen kann er jedoch rechtzeitig erkannt werden", sagt Dieplinger. Selbsttests aus der Apotheke, mit deren Hilfe Blut im Stuhl festgestellt werden kann, hält der Laborfacharzt daher für sinnvoll. Dieplinger: "Ist das Testergebnis positiv, muss man unbedingt zum Spezialisten und eine Darmspiegelung durchführen lassen. Der Test auf verstecktes Blut im Stuhl ersetzt jedoch keinesfalls die im Rahmen der Darmkrebsfrüherkennung empfohlene Darmspiegelung ab dem 50. Lebensjahr."

PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs:

PSA-Schnelltests für zu Hause hält der Facharzt für Labormedizin nicht für sinnvoll. Denn sie seien nicht zuverlässig und würden die betroffenen Männer nur verunsichern. "Ich rate jedem Mann ab einem Alter von 45 Jahren eine regelmäßige Prostata-Vorsorge beim Urologen zu machen", sagt Dieplinger. Diese "urologische Früherkennung" setze sich aus der Tastuntersuchung (digitale rektale Untersuchung) und dem PSA-Test im Blut zusammen. Die Buchstaben PSA stehen übrigens für Prostata-spezifisches Antigen.

Cholesterin-Test:

Auch beim Thema Cholesterin rät der Linzer Facharzt von Selbst-Tests ab: "Ein Bluttest ist nur dann sinnvoll, wenn die wichtigsten Parameter des Fettstoffwechsels (Anm. d. Red.: gesamt Cholesterin, HDL-Cholesterin, LDL-Cholesterin und Triglyzeride) gemeinsam bestimmt werden. Außerdem ist die Interpretation der Werte nur in Zusammenschau mit dem individuellen Risikoprofil möglich. Dies wird unter anderem im Rahmen der klassischen Vorsorgeuntersuchung beim Hausarzt angeboten."

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