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Pläne schmieden in den Rauhnächten

Von Dietlind Hebestreit   14.Dezember 2015

Viele Mythen und Geschichten ranken sich um die zwölf Raunächte, die in unserer Region mit dem Heiligen Abend beginnen. Da ist oft die Rede von der Wilden Jagd, die zu Silvester anbricht, oder von Dämonen und Zauberern, die in dieser dunklen Zeit ihr Unwesen treiben. Im Gegensatz dazu sieht der Vorsitzende des Kneipp Bundes OÖ, Martin Spinka, die Bedeutung dieser Nächte ganz handfest: "Die Zeit am Ende des alten Jahres und zu Beginn des neuen Jahres eignet sich zur Rück- und Vorschau."

Konkret verknüpft der Arzt das Thema Rauhnacht mit dem wichtigsten Kneippschen Prinzip, nämlich der Lebensordnung. Dabei geht es um die Lebensführung genauso wie um die Beziehung zu sich selbst, zu anderen Menschen und zu dem, woran man glaubt. "Bei Christen ist das Gott. Es kann aber auch die Schöpfung sein oder die Natur. Fast jeder Mensch glaubt an etwas", sagt Spinka. Diese Lebensordnung sei laut Kneipp für die Gesundheit sogar wichtiger als Ernährung, Bewegung, Kräuter oder Hausmittel. "Das beweisen auch neue Studien. Dinge, die man rituell macht, wirken prägend", sagt der Kneipp-Arzt.

Vor- und Rückschau

Ein Teil der Lebensordnung kann die Gestaltung der Rauhnächte sein. "Ich mache das seit zwei Jahren", so Spinka. Der Mediziner setzt sich jeden Abend zu einer Kerze und lässt zuerst Vergangenes Revue passieren.

In jeder der zwölf Nächte ist ein Monat dran; zu Weihnachten also der Jänner. Der nächste Schritt ist, den kommenden Jänner zu planen. Auch Träume in dieser Nacht sollen eine wichtige Rolle spielen. Wer mag, kann sie gleich in der Früh aufschreiben und sie in seine Überlegungen einbeziehen. "Träume können Mut machen, Anlass zur Vorsicht geben oder auch vermitteln, dass man zu viel geplant hat", so Spinka.

Sich in den Rauhnächten mit der Zukunft und der Vergangenheit zu befassen, empfindet der Arzt als Entschleunigung: "Wenn ich in die Vergangenheit und in die Zukunft schaue, bringt mich das in die Gegenwart. Ich fokussiere auf das Hier und Jetzt", so der oberösterreichische Spezialist für traditionelle europäische Medizin.

Auch Nina Stögmüller nützt diese Zeit, um über das vergangene Jahr nachzudenken. In ihrem Märchenbuch "Rauhnächte erzählen" (Verlag Anton Pustet Salzburg, 22 Euro) hat sie "das Schreckliche und Finstere nicht zu sehr betont", sondern sich auf das konzentriert, wovon der moderne Mensch profitiert.

"Das ist für mich eine heilige Zeit. In Rauhnächten stehen die Pforten zwischen Himmel und Erde weit offen, und es ist leichter, zu sich selbst Zugang zu finden", sagt die Autorin. Mit dem alten Jahr in Kontakt zu kommen und es abzuschließen, gut vorauszuschauen, "das ist für mich heilsam." Unterstützung kann dabei ein Raunacht-Tagebuch sein.

Dialog: Morgen, Dienstag, 15. Dezember, lädt der Vorsitzende des Kneipp Bundes OÖ, Martin Spinka, die Märchenbuch-Autorin Nina Stögmüller um 19 Uhr zu einem Dialog über die Themen "Rauhnächte und Lebensordnung" in das Linzer Mutterhaus der Marienschwestern vom Karmel am Friedensplatz 1 ein. Nächster Termin zum Thema "Solidarfasten und Lebensordnung" ist der 26. Jänner, 19 Uhr.

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