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Peter ist zuckerkrank - und trotzdem glücklich

Von Von Valerie Hader, 29. September 2010, 00:04 Uhr
Peter ist zuckerkrank - und trotzdem glücklich
Familie Haag mit Peter (ganz oben) und seinem großen Bruder Franz Bild: privat

Peter springt die Stiegen hinunter, flitzt in die Küche, klettert auf die Anrichte und schnappt sich einen Kaugummi. Wer den aufgeweckten kleinen Kerl sieht, würde nie vermuten, dass er vier Mal am Tag eine Insulinspritze bekommen muss – denn der Sechsjährige hat Diabetes.

Als es Peter nicht besser ging, wurde der Hausarzt konsultiert. „Er hat ihn gleich auf Zucker getestet, sein Wert war fünfmal so hoch wie bei einem nicht zuckerkranken Erwachsenen.“ Darauf wurde der Bub ins Kinderspital nach Linz überwiesen, wo er zweieinhalb Wochen behandelt wurde – und seine Eltern eine Einschulung in punkto Spritzen und Ernährung erhielten.

Leben auf den Kopf gestellt

„Am Anfang war das alles ein Schock für uns“, erzählt Günther Haag. „Wir haben uns alle möglichen Gedanken gemacht, was wir falsch gemacht haben könnten“, sagt er. „Als uns der Arzt gesagt hat, dass wir keine Schuld daran hätten, waren wir erleichtert.“

Peter hat Diabetes Typ 1, seine Bauchspeicheldrüse produziert kein Insulin. Vier Mal am Tag muss er deshalb welches spritzen – in den Hintern oder in den Oberschenkel. „Am Anfang war das schlimm, wir mussten ihn festhalten, wenn wir ihm die Spritze gaben.“ Heute ist das kein Problem mehr. „Jetzt tut’s nur manchmal weh. Meistens spür’ ich gar nix. Da denk ich, wann kommt die Spritze? Und dabei ist schon alles vorbei“, sagt Peter, der heuer in der Volksschule angefangen hat. Die Zahlen kennt er schon – von der Digitalanzeige des Zuckermessgeräts. „Man glaubt nicht, wie schnell sich ein Kind an etwas gewöhnt und das akzeptiert“, sagt Brigitte Haag, wenn sie zurückdenkt.

Die Diagnose hat nicht Peters Leben, sondern das der ganzen Familie auf den Kopf gestellt. Alle Lebensmittel werden seither abgewogen, die Broteinheiten, die Peter zu sich nimmt, genau gezählt und notiert, genauso wie seine Zuckerwerte. „Von einem Tag auf den anderen haben wir alles umgestellt, der ganze Tagesablauf richtet sich seither nach ihm“, erzählt die Mutter. „Schlafen bis zehn Uhr oder ein Spontanbesuch bei McDonald’s geht dann nicht mehr“, sagt der Vater. Alles ist genau geplant, der Zeitplan immer gleich. „Anfangs dreht sich alles um die Broteinheiten, um die Zeiten, um die Spritzen, aber irgendwann ist alles normal“, sagt sie. „Das gehört jetzt einfach zu unserem Leben dazu.“

Ein Jahr nach der Diabetes-Diagnose bekam der Kleine Zöliakie. Peter darf deshalb kein Mehl mehr essen, sonst kriegt er Bauchweh, Durchfall, schlimmstenfalls sogar Wachstumsstörungen. „Wir haben alles umgestellt und sind draufgekommen, dass es zum Glück ganz viele glutenfreie Produkte gibt. „Peter weiß schon, dass er Mehl nicht essen darf. Wenn ihm jemand etwas anbietet, fragt er schon selbst nach, was da alles drinnen ist.“

Ein Bub wie jeder andere

Auch Großeltern, Tanten und Onkeln wissen genau über Peters Behandlung Bescheid, können Blutzucker messen und sogar Insulin injizieren. Franz (10), Peters älterer Bruder, kennt sich schon gut aus damit, genauso wie Peters Freunde und Schulkameraden. „Die wissen alle, das Peter Diabetes hat, und passen auf ihn auf“, sagt Brigitte Haag, der es ganz wichtig ist, dass ihr Sohn aufwächst wie anderen Kinder auch. „Für Notfälle hat er immer ein Stück Traubenzucker in der Hosentasche. Wenn er zu wenig Zucker hat, spürt er das mittlerweile selbst und kommt von allein zum Messen“, sagt die Mama, „er spürt es am besten.“

„Je älter Peter wird, umso leichter wird es für uns“, sagt Günther Haag. Natürlich hofft die Familie auf medizinische Fortschritte in der Diabetesforschung. „Dabei geht es gar nicht so sehr um ein Heilmittel. Es geht darum, etwas zu erfinden, das das Leben eines Diabetespatienten leichter macht“, sagen die Eltern. „Wenn Peter sich nicht hält, wird er nicht alt. Er muss aufpassen auf sich, sein Leben lang Zucker messen und Insulin spritzen.“

Trotzdem wehren sich die Haags, wenn jemand ihren Sohn als „armen Buben“ bezeichnet. „Wir wollen ihm nicht den Eindruck vermitteln, dass er krank ist. Das ist er nämlich nicht. Er hat Diabetes, aber sonst geht’s ihm gut. Er hüpft herum wie alle anderen“, sagt Günther Haag. „Und er ist genauso glücklich und zufrieden wie jedes andere Kind!“

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