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Lebensfroh trotz Parkinson

Von Dietlind Hebestreit   28.März 2018

Obwohl der 59-Jährige Günther Wagenthaler Parkinson hat, macht der frühere Diätkoch das beste aus seinem Leben – mit viel Humor und Lebensfreude.

Was waren die ersten Anzeichen für Ihre Erkrankung?

Die Zehen meines linken Fußes krallten sich bei jedem Lauftraining schmerzhaft zusammen. Beim Fußweg zu meinem Arbeitsplatz musste ich immer wieder Pausen einlegen, sodass ich manchmal die doppelte Zeit benötigte.

Wann erhielten Sie die Diagnose?

Nach einer mehr als vier Jahre andauernden, zermürbenden medizinischen Odyssee wurde die Diagnose im Alter von 42 Jahren gestellt.

Wie schwierig war es für Sie, mit der Diagnose umzugehen?

Zum Ersten war es erlösend – endlich wusste ich, dass ich an einer Krankheit litt und dass ich mir nichts "eingebildet" habe. Zum Zweiten konnte ich mit dem Begriff "Parkinson" so gar nichts anfangen. Erst meine intensive Beschäftigung mit dem Thema eröffnete ein nicht so rosiges Zukunftsbild. Dank meiner Herzallerliebsten – meiner Frau und meiner beiden Töchter –, meinen Freunden, Arbeitskollegen und Dienstgeber, hatte ich das Glück, nie "fallengelassen" zu werden.

Was war Ihre erste Therapie?

Mir wurden Agonisten verschrieben. Das löste bei mir eine Spielsucht aus – eine Impulsstörung, die der Betroffene nicht steuern kann. Man verspielt alles was man hat. Über diese, meiner finstersten Zeit, habe ich ein Gedicht geschrieben das mehrfach publiziert wurde. Meine Ärztin setzte das Medikament sofort ab. Die Medikamenten-Einstellung ist eine langwierige aber notwendige Prozedur, da jeder "seinen" ganz persönlichen Parkinson erleidet.

Was kann man außer Medikamenten noch machen?

Im Dezember 2017 gelang bei mir – im dritten Anlauf – eine tiefe Hirnstimulation. Das hat meine Symptome deutlich verbessert.

Wie sehr profitieren Sie von Physio- und Ergotherapie?

Sehr, denn ohne sie wäre meine Lebensqualität deutlich niedriger.

Was nützt die Parkinson-Selbsthilfegruppe?

Für mich ist nichts wichtiger als der Austausch in der Gruppe.

Welche Situationen im Alltag sind am schwierigsten zu bewältigen?

Das schwierigste an Parkinson ist die Unberechenbarkeit. Ich kann nie sagen: "Ich kümmere mich darum!", sondern: "Ich werde es versuchen!" Manchmal gelingt es, öfters gelingt es nicht. Oder umgekehrt.

Was erleichtert Ihnen den Alltag?

Meine Familie, mein Umfeld und die Gabe, das Leben nicht eng zu sehen – und natürlich Humor.

Was würden Sie anderen Betroffenen raten?

Trenne dich von dem was dich hinunter zieht und umgib dich nur mit denen, die dich tragen. Humor zeigen, über sich selber lachen können und das Leben jetzt und nicht morgen zu genießen, das sind die wichtigsten Tipps.

So fühlt sich Parkinson an

Parkinson-Patient Günther Wagenthaler erklärt, wie sich seine Krankheit anfühlt:

„Nehmen Sie einen elastischen Verband und wickeln Sie Ihre Beine ganz fest damit ein, dann nehmen Sie mehrere Hosenträger und befestigen Sie an der allerengsten Hose, die Sie über die eingefaschten Beine anziehen können. Die Träger lassen Sie von jemand anderen so kurz wie möglich einstellen. Achten Sie darauf, dass sie vorne kürzer sind, damit man eine nach vorn geneigte Position einnehmen muss. Versuchen Sie nun mit dieser „Rüstung“ Stiegen zu steigen, aber zwei auf einmal, dann empfinden Sie annähernd wie ein Morbus-Parkinson-Betroffener.“

Welt-Parkinson-Tag in Linz

Am 9. April von 14 bis 17 Uhr findet im Neuen Rathaus Linz anlässlich des Welt-Parkinson-Tages eine Veranstaltung für Patienten und Interessierte statt. Neben Themenvorträgen laden Betroffene zu Bewegungs-Impulsen und künstlerischen Beiträgen ein.

 

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18. April 2024