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Kinderseelen in der Warteschleife

11.Oktober 2017

Fast ein Viertel der Zehn- bis 18-Jährigen in Österreich ist psychisch krank. Das ist das Ergebnis einer Studie der Medizin-Uni Wien. Mädchen und Burschen zeigen dabei unterschiedliche Störungsbilder. Während die Buben häufiger an ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) und Verhaltensstörungen leiden, stehen bei den Mädchen Angst- und Essstörungen im Vordergrund.

Ein weiteres Ergebnis der Studie, für die rund 3500 Jugendliche in ganz Österreich befragt wurden: Nicht einmal die Hälfte der erkrankten Kinder und Jugendlichen wurde mit ihren psychischen Problemen bei einem spezialisierten Facharzt vorstellig. Am ehesten war das bei ADHS der Fall, am seltensten bei Essstörungen, Verhaltensstörungen und selbstverletzendem Verhalten (Ritzen).

"Seit Jahren ist bekannt, dass es in Österreich an niedergelassenen Kinderpsychiatern mit Kassenvertrag mangelt. Gebraucht würden 100, tatsächlich gibt es 25", kritisiert die Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit. Doch nicht nur der Mangel an kassenfinanzierten Therapieplätzen und Fachärzten wird bemängelt. "Es werden nach wie vor viele Symptome bei Kindern nicht erkannt, bagatellisiert oder verheimlicht. Das überfordert nicht nur die jungen Menschen, sondern auch deren Familien, deren Freunde, deren Lehrer", sagt Hedwig Wölfl, Psychologin und Vizepräsidentin der Kinderliga. "Psychische Erkrankungen müssen endlich enttabuisiert werden. Auch sollte es verständliche Informationen zu den Behandlungsmöglichkeiten geben", fordert die Expertin.

Zu wenig Fachärzte

Laut dem Präsidenten der Kinderliga, Christoph Hackspiel, würden Kinder und Jugendliche keine Stimme haben, die ihre Anliegen und Bedürfnisse öffentlich vertritt. "In Österreich leben rund 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche. Das sind 20 Prozent der Bevölkerung. Nur sechs Prozent der Gesundheitsausgaben kommen dieser Altersgruppe zugute."

Viel Stress macht Kinder krank

43 Prozent der Schüler leiden oft oder sehr oft unter Stress – und das wirkt sich offenbar auf die Gesundheit aus. Rund ein Drittel der betroffenen Buben und Mädchen klagt demnach mindestens einmal in der Woche über Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Schlafprobleme. Der Stress nehme mit den Schuljahren zu, heißt es im "Präventionsradar 2017" der deutschen Krankenkasse DAK-Gesundheit. Mädchen fühlen sich laut der Studie häufiger gestresst als Buben. Jede zweite Schülerin habe sehr oft oder oft Stress. Bei den Schülern seien es 37 Prozent. Wichtig sei, psychische Erkrankungen möglichst früh zu erkennen und auch zu behandeln. Eine rechtzeitige psychiatrische Versorgung könnte viel Leid ersparen.

 

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