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Kaiserschnitt: Muss das sein?

Von Claudia Riedler   31.Jänner 2018

Weltweit nimmt die Zahl der Kaiserschnitte (Sectio) zu. So auch in Österreich: Im Jahr 2016 waren es 29,5 Prozent. Davon findet etwa die Hälfte zum geplanten Termin statt, die anderen sind Notkaiserschnitte. "Es gibt natürlich medizinische Indikationen für einen Kaiserschnitt. Aber nicht immer – oft sind auch Ängste im Spiel", sagt Ulrike Höfer-Breiteneder, Hebamme in Linz. 800 Geburten hat sie bereits begleitet, sie berät Frauen in der Schwangerschaft und betreut die jungen Familien auch im Wochenbett.

Seit rund vier Jahren ist die Hebammen-Beratung im Mutter-Kind-Pass enthalten. "Das nutzen immer mehr Schwangere und äußern dabei ihre Ängste", sagt Höfer-Breiteneder. Was fürchten die Frauen am meisten? "Die Schmerzen einer Spontangeburt und das Unkontrollierbare", sagt die Hebamme. Es sei heute schwierig, "einfach ganz normal schwanger zu sein". Die zahlreichen pränatalen Untersuchungen sind zwar wertvoll, machen aber auch Angst.

Dauert die Schwangerschaft mehr als zehn Tage länger als 40 Wochen, wird die Geburt in der Regel eingeleitet. "Auch in diesen Fällen kommt es oft zum Kaiserschnitt, weil das Einleiten der Wehen sehr schmerzhaft sein kann und manchmal auch sehr lange dauert", sagt Höfer-Breiteneder.

In der Hebammen-Beratung geht es auch um die Vorteile einer Spontangeburt, "jedoch ohne die Frauen zu überreden". Für die Mütter sei das Erlebnis einer Geburt wichtig. Und für das Baby seien Wehen deshalb gut, weil sie den notwendigen Druck auf die Lunge ausüben. "Wenn das Kind selbst die Geburt auslöst, ist das ein wesentlicher Vorteil."

Studie: Nachteile überwiegen

In einer Meta-Studie haben Wissenschafter im Royal Infirmary Hospital in Edinburgh die Vor- und Nachteile eines Kaiserschnitts untersucht. Das Ergebnis wurde im Fachblatt "PLoS Medicine" veröffentlicht und lautet: "Die Nachteile eines Kaiserschnitts für Mutter und Kind überwiegen."

Ein Kaiserschnitt könne zwar die Mutter langfristig vor Inkontinenz und Gebärmuttervorfall bewahren, dem stünden aber eine Reihe von Nachteilen gegenüber, schreiben die Forscher. Spätere Schwangerschaften würden erschwert, es komme häufiger zu Fehlgeburten und zu Problemen mit der Plazenta. Für Kinder kann eine Sectio laut Studie ebenfalls Nachteile bringen: Sie leiden häufiger an Asthma und Übergewicht. Das wird mit dem fehlenden Kontakt der Vagina mit Mikroorganismen in Verbindung gebracht. Dadurch verzögere sich die Entwicklung der Darmflora, Immunsystem und Darmfunktion werden beeinflusst. "Nach einer Spontangeburt ist die Mutter auch viel schneller wieder auf den Beinen", sagt Hebamme Höfer-Breiteneder. Mehr als drei Kaiserschnitte seien nicht möglich. "Man kann aber auch nach einem Kaiserschnitt spontan entbinden, das ist heute viel leichter geworden."

Weil die Mütter nach der Geburt immer früher aus dem Spital entlassen werden, ist die Wochenbett-Betreuung besonders wichtig. Seit 2017 wird diese von der Krankenkasse bezahlt: täglich ein Besuch der Hebamme vom ersten bis zum fünften Tag und sieben weitere Termine bis zur achten Woche. "Dabei geht es häufig ums Stillen, Brustentzündungen, ums Schlafen, um die Väter und die Naht", sagt die Hebamme. Ihr Tipp: "Beschäftigen Sie sich schon vorher mit der Zeit danach. Das hilft."

Grafik: Geburten in Österreich in Zahlen

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Buchtipps:

Hebammenwissen für Mama und Baby

Es ist wichtig, sich gut auf die Geburt und auch die Zeit danach vorzubereiten, raten Hebammen. In ihrem aktuell erschienenen Buch hat eine von ihnen, Kareen Dannhauer aus Berlin, ihr Wissen zusammengefasst. Von der ersten Ahnung einer Schwangerschaft bis zum Wochenbett beschreibt sie alle Phasen dieser turbulenten Zeit. In ihrem "Hebammenkoffer" befinden sich viele praktische Tipps, Hausmittelchen, Naturheilkundliches und Checklisten. Es geht um klassische Themen genauso wie um neue Entwicklungen in der Geburtshilfe wie etwa Hypnobirthing.

Kareen Dannhauer: Guter Hoffnung. Kösel-Verlag, 25,70 Euro.


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Kommt ein Baby zur Welt, hat man plötzlich viele Coaches an seiner Seite. Von allen Seiten bekommt man Fragen wie "Warum schreit es?" und "Schläft es schon durch?". Jeder weiß etwas und muss das auch sofort laut sagen. Das neue Büchlein von Mirjam Oertli behandelt diese meist gut gemeinten Kommentare. In kurzen Texten beschreibt sie die nervigen Situationen, denen Jungeltern ausgesetzt sind. Zum Schmunzeln.

M. Oertli: "Jetzt stellen Sie doch das Kind mal ruhig!" Goldegg-Verlag. 16,95 Euro.

 

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