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In vielen Fällen wird das Sterben nur hinausgezögert

12. Oktober 2017, 13:50 Uhr
äskulap
Nicht alles, was in der Medizin machbar ist, sollte auch immer gemacht werden. Bild: Foto: Colourbox

"Nicht alles, was in der Medizin machbar ist, sollte auch immer gemacht werden", kritisiert die Gesellschaft für Intensivmedizin

Auch in der Intensivmedizin gibt es - zeitweise - ein Problem mit Übertherapie. Es wird häufig tabuisiert. Darauf verwies jetzt die Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) an Anlass des Welt-Anästhesie-Tages am kommenden Montag. Fast 40 Prozent der Patienten erhielten noch kurz vor ihrem Tod Therapien ohne medizinischen Nutzen. 

 "Nicht alles, was in der Medizin machbar ist, sollte auch immer gemacht werden", wurde Rudolf Likar (Klagenfurt), Präsident der ÖGARI, in einer Aussendung zitiert. Jedes Jahr erinnern die Experten am Welt-Anästhesie-Tag an die erste erfolgreiche Äther-Narkose im Massachusetts General Hospital im Jahr 1846 und klären über die vielfältigen Aktionsfelder der Anästhesie auf, die von der Narkose über Notfall- und Intensivmedizin bis zur Schmerz- und Palliativmedizin reichen. "Mit den modernen intensivmedizinischen Therapiemethoden kann man Patientinnen und Patienten sehr lange am Leben erhalten, die dann aber nicht gesund werden und weiterhin lebensbedrohlich krank bleiben. Dafür hat sich inzwischen ein eigener Fachbegriff etabliert, nämlich 'chronisch kritisch krank'", sagte Barbara Friesenecker von der Universitätsklinik für Allgemeine und Chirurgische Intensivmedizin in Innsbruck. "Unser Ziel muss es aber immer sein, aus den technischen Möglichkeiten nur jene Optionen auszuwählen, die Patientinnen und Patienten tatsächlich eine Verlängerung des Lebens bei gleichzeitiger Verbesserung der Lebensqualität bringen können." Das Problem Übertherapie zieht sich quer durch die gesamte Intensivmedizin. Das kann bei der mitunter aussichtslosen Aufnahme auf die Intensivstation beginnen, bei der nicht selten praktizierten Überdiagnostik fortsetzen und letztlich im inadäquaten Einsatz maschineller Verfahren, teurer Medikamente und Therapien gipfeln. "In vielen Fällen wird dadurch aber nur das Sterben hinausgezögert.

 Man weiß mittlerweile, dass Patientinnen und Patienten, bei denen man frühzeitig palliativmedizinische Konzepte in die Behandlung mit einbezieht, und auf belastende, aber keinen Nutzen bringende verzichtet, manchmal sogar länger, aber mit Sicherheit besser leben als jene, bei denen bis zur letzten Minute alles technisch Mögliche ausgeschöpft wird", sagte die Expertin. Ein Team aus Wissenschaftern der University of New South Wales in Australien, die das Ausmaß sogenannter "non-beneficial treatments", also nicht zielführender Behandlungen, in den letzten sechs Lebensmonaten untersucht hat, kam nach der Auswertung von 38 einschlägigen Studien vor kurzem zu einem alarmierenden Ergebnis: 33 bis 38 Prozent der Patienten werden noch kurz vom dem Tod übertherapiert. Bei durchschnittlich 28 Prozent wird auch im fortgeschrittenen Stadium ihrer Krankheit noch versucht, sie wiederzubeleben. Fast jeder Dritte erhält auch im Endstadium Dialyse, Bestrahlungen, Transfusionen oder andere unterstützende Behandlungen. 38 Prozent der sterbenden Patienten bekommen Antibiotika, herzstärkende Medikamente oder selbst verdauungsfördernde Präparate verabreicht, jeder Dritte eine Chemotherapie. Bei 33 bis 50 Prozent werden diagnostische Verfahren eingesetzt, die keinerlei Vorteil mehr bringen, zehn Prozent kommen auf eine Intensivstation, obwohl naheliegt, dass auch dort nur das Sterben verlängert werden kann. Die Conclusio der Studienautoren: "Auch wenn Übertherapie bis zu einem gewissen Grad unvermeidlich ist, heißt das nicht, dass man nicht versuchen sollte, das derzeitige Ausmaß zu reduzieren die ärztliche Einstellung dazu kritisch zu überprüfen." "Was wir brauchen ist eine neue Humanisierung der Intensivmedizin", forderte ÖGARI-Präsident Likar ein Umdenken. "Man tut oft mehr Gutes, indem man weniger tut. Etwas nicht zu tun erfordert oft mehr Courage und vor allem auch mehr Wissen, als alles zu tun, was die Medizin und Technik möglich machen," ergänzte Barbara Friesenecker. Internationale Studien gehen davon aus, dass zwischen zehn und 45 Prozent der lebenslangen Gesundheitskosten im letzten Lebensjahr anfallen. Das hat nur begrenzt mit dem naturgemäß steigenden Pflegebedarf zu tun. In einer niederländischen Untersuchung lagen die Kosten für die Akutversorgung im letzten Lebensjahr um 170 Prozent höher als im Jahr davor, der Pflegeaufwand stieg dagegen nur um den Faktor 1,3.

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28  Kommentare
28  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
observer (22.199 Kommentare)
am 13.10.2017 08:53

Das ist ein sehr schmaler Grat zwischen Übertherapie in der Intensivmedizin und der Entwicklung, dass sich bei einem Patienten das eh nicht mehr auszahlt, weil er eh schon alt ist usw. und aus ökonomischen Gründen dann eine sinnvolle Therapie verweigert wird. Das wird jetzt zwar entrüstet abgestritten werden, ist aber durchaus eine reale Gefahr.Ein Beispiel sind etwa WachkommapatientInnen, wo es immer wieder vorkommt, dass auch nach längerer Zeit eine Wendung zum Besseren eintritt.
Ich will gamz sicher nicht, dass es zu einer Entwicklung kommt, wo ÄrztInnen über lebenswertes und lebensunwertes Leben entscheiden, das hatten wir nämlich schon mal. Wohin letzen Endes diese Entwicklung ging, das ist ja bekannt. Gleichzeitig soll es natürleich nciht so sein, dass PatientInnen eventuell nur mehr Schmerzen zugefügt werden, um ds Leiden um einige Tage hinauszuzögern. Immer aber hat das Wohl der PatientInnen im Mittelpunkt zu stehen, nicht ökonomische Gründe,

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2good4U (17.556 Kommentare)
am 13.10.2017 10:55

Ich stimme Ihnen zu dass der Grat extrem schmal ist. Auch soll es keine rein ökonomische Entscheidung sein. Ich halte es aber für falsch die Kosten vollkommen auszublenden. Denn Geld welches hier verbraucht wird, dass fehlt dann wo anders.

Natürlich ist der Wunsch seine Liebsten am Leben zu halten "koste es was es wolle" verständlich, aber ist es wirklich sinnvoll oder hilfreich?

Ich glaube weder für die Angehörigen noch für den Sterbenden ist es angenehm diesen Prozess über Monate zu strecken.

Wenn man jemandem das Leben sinnvoll verlängern kann so dass dieser jemand auch einen Nutzen davon hat (z.B. Herzschrittmacher, o.ä.) so bin ich voll dafür.
Wenn man aber nur den Tod hinauszögert und der Patient aber immer stärkere Schmerzen und Einschränkungen erleiden muss, so sollte man den Tod als Erlösung zulassen.

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Almroserl (7.529 Kommentare)
am 13.10.2017 21:07

Sag Kurz, investiert wird nur, wenn es sich auszahlt. Wann zahlt sich Leben aus? :-o

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am 12.10.2017 23:09

Übertherapie trifft es nicht, wir haben viel zu wenig Hospizbetreuung, zu wenig Platz für Sterbende, und Austherapierte. Das Herumschicken, mal nach Hause, dann wieder ins Krankenhaus, dort dann ein unruhiges Mehrbettzimmer oder ein Gangbett...
...statt Ruhe finden und in Würde leben bis zum letzten Atemzug, das wärs.

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Lerchenfeld (5.195 Kommentare)
am 12.10.2017 22:30

Wurde eigentlich diese doch aktuelle Thema im Wahlkampf einmal angesprochen,kann mich jedenfalls nicht erinnern.
Klar,Politiker werden wohl nicht in eine solche Lage kommen.

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snoozeberry (5.016 Kommentare)
am 12.10.2017 23:11

Jeder Mensch kommt in so eine Lage.

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am 12.10.2017 23:20

Bist du pensionierter Vogel plötztich drauf gekommen, dass nichts ewig währt?

Gratuliere, ich hoffe auch, dass das Ergebnis dieser Wahl nur von kurzer Dauer ist...

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Lerchenfeld (5.195 Kommentare)
am 13.10.2017 00:01

Fühlst dich wohl angesprochen linker Dolm, na ja A bleibt A,kannst nichts dafür.....

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Almroserl (7.529 Kommentare)
am 12.10.2017 20:44

Ist das ein sanftes Hineingleiten in die Neue Zeit, alles, was nicht zielführend ist, wird gestrichen, fragt man sich, ist das Ziel möglichst schnell abzukratzen oder noch ein bisschen lustig leben, also mit Lust leben eben. Das kennen die Mediziner wieder nicht.

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snoozeberry (5.016 Kommentare)
am 12.10.2017 23:12

Was meinen?

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benzinverweigerer (14.598 Kommentare)
am 12.10.2017 18:33

Ich habe schon vor Jahren mal gelesen, dass 96%(!!!!) der Sozialversicherungsleistung für die letzten 6 Monate des Leben völlig sinnlos draufgeht.

Eh klar... dabei zählt da die Unterbringung im Altersheim gar nicht mal dazu... da das aus einem anderen Topf kommt.

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am 12.10.2017 19:26

Da geht's jetzt aber nicht um Kosten, hoffe ich.

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Almroserl (7.529 Kommentare)
am 12.10.2017 20:45

Es geht nur um die Kohle. Kannst du deine neuen Zähne bezahlen, dann kaufe dir welche, sonst friss deinen Brei.

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am 12.10.2017 20:52

Es geht hier nicht um Zähne.
Es geht - für mich zumindest - um das Recht auf ein Sterben in Würde.

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am 12.10.2017 17:47

Eigentlich wäre dieses Thema im Eid des Hippokrates verankert. Nämlich dem Kranken nicht zu schaden.
Und ich meine schon, dass aussichtslose, aber oft qualvolle Methoden der Leidensverlängerung ein Schaden für den Patienten ist.
Geschuldet dem Gewissen oder der monetären Abgeltung, das ist die Frage.

Mehr und ehrliche Aufklärung seitens der Ärzte und mehr Selbstbestimmung der Patienten sollte das Ziel sein.
Letztendlich muss der Sterbende entscheiden...

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jamei (25.498 Kommentare)
am 12.10.2017 18:46

Bella..." und mehr Selbstbestimmung der Patienten sollte das Ziel sein.
Letztendlich muss der Sterbende entscheiden... "...

Gibt es: nennt sich Patientenverfügung - habe selber eine, die gilt 5 Jahre, dann muss diese Erneuert werden.

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am 12.10.2017 19:25

Finde ich sehr gut!

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Lerchenfeld (5.195 Kommentare)
am 12.10.2017 18:56

Nur,das Problem ist meist, dass der Sterbende nicht mehr in der Lage ist selbst zu entscheiden.

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am 12.10.2017 19:25

Er kann noch in gesunden Zeiten entscheiden.
Und die Angehörigen sollten eben im Sinne des Patienten entscheiden.

Für mich ist/wäre es die Frage: Ist sein/ihr Leben noch lebenswert oder gibt es noch eine realistische Möglichkeit, ein lebenswertes Dasein erreichen zu können?

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snoozeberry (5.016 Kommentare)
am 12.10.2017 23:14

Meist werden die Angehörigen gefragt, und manche wollen eben, daß "alles gemacht" wird.

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goggele (293 Kommentare)
am 12.10.2017 17:28

Übrigens noch eine Frage an die Redaktion: glauben Sie schon, dass der Artikel unter der Rubrik „Freizeit“ richtig platziert ist??

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jamei (25.498 Kommentare)
am 12.10.2017 18:47

...na unter Traueranzeigen passt sicher noch weniger...

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jamei (25.498 Kommentare)
am 12.10.2017 18:53

Nachtrag: und der Artikel steht unter Gesundheit und da passt er auch1

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goggele (293 Kommentare)
am 12.10.2017 17:23

Mit einer Patientenverfügung können Sie die Selbstbestimmung sehr wohl bei sich behalten!

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2good4U (17.556 Kommentare)
am 13.10.2017 10:47

Das ist nicht ganz so einfach wie manche glauben.

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jago (57.723 Kommentare)
am 12.10.2017 17:18

Das Thema ist scheinheilig verwirrend, weil es die Selbstbestimmung irgendwelchen eingebildet-Gscheiteren übergibt.

Um es populär-verständlich zu formulieren!

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Almroserl (7.529 Kommentare)
am 12.10.2017 20:50

Selbstbestimmung ist gut, die Leute wissen nicht was sie wählen. Lebensverlängerung oder Tod, das wählen sie genauso blauäugig wie nächsten Sonntag, weil Menschen nicht wissen, was sie tun.

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( Kommentare)
am 13.10.2017 00:05

War diese Antwort wirklich notwendig???

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