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Fälle von Schilddrüsenkrebs fast verdreifacht

Von Barbara Rohrhofer   13.April 2016

Vor 30 Jahren – am 26. April 1986 – ist der Reaktor vier des Atomkraftwerks Tschernobyl im Norden der Ukraine explodiert. Drei Tage später hat Österreich eine radioaktive Wolke erreicht. Besonders erhöhte Werte von radioaktivem Jod und Cäsium wurden in Luft und Böden gemessen.

Hat sich dies – wie befürchtet – negativ auf unsere Gesundheit ausgewirkt? "Die Datenlage ist nicht eindeutig, obwohl sich die Zahl der Schilddrüsenkarzinome in Österreich von 333 Fällen im Jahr 1990 bis heute mit bereits nahezu 1000 Neuerkrankungen fast verdreifacht hat", sagt Professor Werner Langsteger, Vorstand der Abteilung für Nuklearmedizin bei den Barmherzigen Schwestern in Linz.

Welchen Anteil hat Tschernobyl?

Welchen Anteil am Anstieg der Krebsfälle die Atomkatastrophe in Tschernobyl hat, ist aber bis heute unklar. "Man muss sagen, dass wir heute völlig andere, genauere diagnostische Möglichkeiten haben als vor 20, 30 Jahren und darüber hinaus die Menschen älter werden – deshalb sind echte Vergleiche schwierig", sagt Langsteger.

Fakt ist, dass wie bei fast allen Krebsleiden die genauen Ursachen noch nicht geklärt sind. Allerdings kennt die Medizin bestimmte Risikofaktoren, die die Entstehung begünstigen können. Dazu gehört definitiv radioaktive Strahlung und zwar insbesondere, wenn Kinder und Jugendliche ihr ausgesetzt sind.

Von 100.000 Menschen in Österreicher erkranken derzeit acht bis neun im Laufe ihres Lebens an Schilddrüsenkrebs. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer; 60 Prozent der Patienten sind weiblich. Aufgrund der stark verbesserten Therapiemöglichkeiten ist die Sterblichkeit in Österreich bei diesem Karzinom rückläufig.

"Der Krebs ist mittels Ultraschall und Szintigraphie und Feinnadelpunktion schnell diagnostizierbar", sagt der Experte. Therapie der Wahl ist die Operation mit anschließender Radiojodtherapie. Man schickt radioaktiv beladenes Jod in die Schilddrüsen-Restzellen, die auch nach einer Operation verbleiben, weil man es nicht bis auf die letzte Zelle wegoperieren kann. Durch schonende minimalinvasive Verfahren ist das kosmetische Ergebnis mittlerweile sehr gut, sodass kaum Narben am Hals zurückbleiben. Eine weitere gute Nachricht für Betroffene: Die Fünf-Jahres-Überlebensrate beim Schilddrüsen-Karzinom hat sich innerhalb der vergangenen zehn Jahre von ungefähr 86 Prozent auf 95 Prozent verbessert.

Wie erkennt man den Tumor?

Schilddrüsenkarzinome können bei vielen Patienten am Hals getastet werden, meist als schmerzlose Knoten. "Manche Männer bemerken beispielsweise, dass die Hemdkrägen zu eng werden. Frauen wiederum stellen oftmals fest, dass eine Halskette auf einmal anders fällt", sagt Primar Langsteger. Auch Heiserkeit und Knoten im Nacken können auf die Erkrankung hinweisen. "In all diesen Fällen ist eine rasche Abklärung notwendig", sagt der Mediziner. Bei vielen Patienten ist die Erkrankung aber symptomlos und wird erst bei einer Ultraschalluntersuchung oder einer Schilddrüsenoperation festgestellt. Wenn bei der OP die Schilddrüse ganz oder in Teilen entfernt wurde, ist für den Rest des Lebens eine Substitutionstherapie mit Schilddrüsenhormonen notwendig. Das bedeutet, dass man das Schilddrüsenhormon Thyroxin in Tablettenform zu sich nimmt.

 

Schilddrüse: Klein, aber sehr wichtig

Die Schilddrüse ist ein kleines, schmetterlingsförmiges Organ am Hals. Die hier produzierten Hormone regulieren die Körpertemperatur, den Wasserhaushalt und den Sauerstoffverbrauch sowie die Funktionen des Gehirns. Über den Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweiß-Stoffwechsel nehmen die Schilddrüsenhormone indirekt Einfluss auf das Wachstum und die körperliche Entwicklung.

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