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Der Weg zum Wunschkind

Von Dietlind Hebestreit   01.Oktober 2014

Wenn das Natürlichste auf der Welt nicht funktioniert und persönlicher Einsatz nicht zum Ziel führt: „Ungewollte Kinderlosigkeit ist für Paare eine extreme Belastung“, sagt der Leiter des Kinderwunsch- Zentrums an der Linzer Landes-Frauen- und Kinderklinik, Dozent Omar Shebl. „Wir konnten in den vergangenen 25 Jahren in mehr als 5000 Fällen den Kinderwunsch von Paaren erfüllen“, sagt der Mediziner. 2013 gab es in ganz Oberösterreich 1365 Versuche einer künstlichen Befruchtung. Durchschnittlich sind zwei bis drei Versuche notwendig, bis eine Schwangerschaft eintritt. Vielen Paaren kann – oft mit einfachen Mitteln – geholfen werden.

1 Ursachensuche: Der Frauenarzt stellt durch zwei Blutuntersuchungen hormonelle Probleme fest. „Bei Frauen, die keinen Eisprung haben, kann eine einfache Hormontherapie helfen“, sagt Shebl. Außerdem ist eine Ultraschalluntersuchung sinnvoll. Beim Mann wird ein Spermiogramm gemacht: Wie beweglich sind die Spermien, wie viele sind vorhanden und wie sehen sie aus? „Es geht nicht darum, den Schuldigen zu suchen, sondern Lösungen zu finden. Oft liegt die Ursache für die Kinderlosigkeit bei beiden Partnern“, sagt der Experte. Auch die Schilddrüse kann verantwortlich sein – oder psychische Faktoren. Deshalb bietet die Landes-Frauen- und Kinderklinik von Anfang an die Unterstützung durch einen Psychologen an. Die Basisabklärung dauert zirka einen Monat.

2 Insemination: Wenn keine Ursache für die Unfruchtbarkeit gefunden wird, kann die Insemination eine Möglichkeit sein. Dabei wird der Samen des Mannes aufbereitet und oberhalb des Gebärmutterhalses eingebracht. Die Befruchtung kann dann auf relativ natürlichem Wege stattfinden. Manchmal – zum Beispiel bei Endometriose – kann auch ein operativer Eingriff das Problem lösen.

3 Entnahme der Eizellen: Erst wenn andere Möglichkeiten nicht zum Erfolg führen oder wenn der Grund der Unfruchtbarkeit geklärt ist, kommt künstliche Befruchtung in Frage.

Am Beginn der künstlichen Befruchtung, auch In-vitro-Fertilisation (IVF) genannt, steht eine Hormonbehandlung. Die Frau bekommt sieben bis zwölf Tage lang täglich eine Spritze, die sie sich selbst verabreichen kann. Das Ziel: Mehrere Eizellen sollen heranreifen, die dann durch einen kleinen chirurgischen Eingriff entnommen werden. Ideal sind vier bis zwölf Eier. „Die Hormone werden individuell verabreicht, damit möglichst nicht zu viele, aber auch nicht zu wenige Eier reif werden. Das hängt von der sogenannten Eierstockreserve ab“, sagt Shebl. Diese Eierstockreserve lässt sich durch eine Blutprobe ermitteln und gibt an, wie viele Eier die Frau noch hat. Sie nimmt mit dem Alter ab. Bei der Hormonbehandlung können Nebenwirkungen, wie zum Beispiel Stimmungsschwankungen, auftreten.

4 Befruchtung: Der Arzt sucht die am besten geeigneten Eizellen aus. „Nicht jede Eizelle ist gesund“, so Shebl. Alle werden noch am selben Tag mit dem Samen des Mannes befruchtet. Überschüssige befruchtete Eizellen werden eingefroren, damit sie für mögliche spätere Versuche zur Verfügung stehen, wobei die Qualität durch das Einfrieren nicht leidet. Ei- und Samenzelle werden außerhalb des Körpers jetzt einfach zueinandergebracht, die Befruchtung selbst erfolgt ohne weiteres Zutun. Bei eingeschränkter Samenmenge oder -qualität wird die Eizelle außerhalb des Körpers mit je einem Samen beimpft. Bei beiden Methoden werden die befruchteten Eizellen für drei bis fünf Tage beobachtet.

5 Einsetzen: Spätestens am fünften Tag gibt der Arzt einen Embryo über eine Sonde in die Gebärmutterhöhle zurück, Gelbkörperhormon unterstützt die Einnistung. „Wir nehmen meist nur eine befruchtete Eizelle, da sonst die Gefahr einer Mehrlingsschwangerschaft zu hoch ist“, erklärt der Mediziner. Mehrlingsschwangerschaften sind eine der häufigsten Komplikationen, denn auch wenn nur zwei Eier eingesetzt werden, können sich diese ja ebenfalls noch teilen und so zu Drillings- oder Vierlingsschwangerschaften führen. Mehrere Embryonen einzupflanzen und während der Schwangerschaft wieder welche zu entfernen, falls sich zu viele Eier eingenistet haben, ist in Österreich – im Gegensatz zu den USA – nicht üblich.

Für alle diese Methoden sind pro Versuch zwischen drei und fünf Kontrollen erforderlich. „Da die Behandlung den beruflichen und privaten Alltag so wenig wie möglich beeinträchtigen soll, bietet das Kinderwunsch-Zentrum Kontrollen bereits ab 6.45 und bis 19 Uhr an“, so der Leiter des Zentrums.

Fruchtbarkeit nimmt ab

Eine besondere Herausforderung ist es, wenn Frauen älter als 40 Jahre sind. Dann liegt die Wahrscheinlichkeit, natürlich schwanger zu werden, nur noch bei 35 bis 40 Prozent, nach dem 45. Geburtstag sogar nur noch bei 10 Prozent. Doch auch eine künstliche Befruchtung kann scheitern, da nicht nur die Anzahl der Eizellen, sondern auch deren Qualität jenseits des 35. Lebensjahres abnimmt. „Das bedeutet, dass die Gefahr einer Behinderung des Kindes oder einer möglichen Fehlgeburt ansteigt“, sagt Shebl. So kann es bei älteren Frauen, die vielleicht schon mehrere Fehlgeburten hatten, sinnvoll sein, mehr als eine Eizelle einzusetzen. Die Eizellspende ist in Österreich – im Gegensatz zur Samenspende – nicht erlaubt.
In Oberösterreich ist künstliche Befruchtung bei drei Instituten möglich (Infokasten links). „Wichtiger als schwanger zu werden, ist es, dass ein gesundes Kind auf die Welt kommt“, erklärt Shebl.

Drei Fragen an Hans-Christoph Duba, Dozent und Facharzt für medizinische Genetik

An der Linzer Landes-Frauen- und Kinderklinik kommen zu dem Mediziner Paare zur Beratung, in deren Familien genetische Erkrankungen bekannt sind.

Was ist Präimplantationsdiagnostik (PID)?

Bereits vor dem Einpflanzen eines Embryos lässt sich feststellen, ob eine Chromosomenfehlverteilung oder eine genetische Mutation vorliegt, die zu einer Behinderung führen würde. In Österreich ist jedoch nur die Polkörperdiagnostik der Eizelle erlaubt, bei der aber nur das mütterliche Erbmaterial geprüft werden kann.

Welche Möglichkeiten würde es noch geben?

In fast allen europäischen Ländern ist es erlaubt, auch den Embryo zu untersuchen – im Vier- bis Achtzellstadium oder am fünften Tag, an dem man bereits Gewebe entnimmt, aus dem sich später der Mutterkuchen bildet.

Ist nach künstlicher Befruchtung das Risiko, ein behindertes Kind zu bekommen, höher als bei natürlichen Schwangerschaften?

Die Gefahr eines Geburtsschadens oder einer genetischen Erkrankung liegt bei jeder natürlichen Schwangerschaft bei drei bis vier Prozent. Bei künstlicher Befruchtung ist das Risiko laut Studien höher und liegt bei zirka vier bis sechs Prozent.

 

Künstliche Befruchtung

IVF: Der Begriff In-vitro-Fertilisation (IVF) kommt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt „Befruchtung im Glas“. Die künstliche Befruchtung wurde in den 1960er und 1970er Jahren vom Briten Robert Edwards entwickelt, der 2010 dafür den Nobelpreis für Medizin erhielt.

ICSI: Bei der intracytoplasmatischen Spermieninjektion erfolgt die Befruchtung durch direkte Injektion einer Samenzelle in eine entnommene Eizelle.

IVF-Fonds: Er finanziert vier Versuche von künstlicher Befruchtung, wenn eine entsprechende Diagnose vorliegt (Sterilität der Frau und/oder des Mannes). Die Behandlung der Frau muss vor ihrem 40. Geburtstag und vor dem 50. Geburtstag des Mannes beginnen. Der Selbstbehalt pro Versuch beträgt zwischen 800 und 1000 Euro.

Kinderwunsch in Oberösterreich

Landes-Frauen- und Kinderklinik Linz
Professor Peter Oppelt
Krankenhausstraße 26-30,
4020 Linz
Tel. 05/055463-24630
E-Mail: ivf.kk@gespag.at
www.kinderwunsch-linz.at

Die KinderWunschKlinik
Dr. Loimer GmbH
Leonhard Loimer
Traunufer-Arkade 1,
4600 Wels-Thalheim
Tel: 07242/22 44 66
E-Mail: wels@kinderwunschklinik.at
www.kinderwunschklinik.at

IVF- und Kinderwunschinstitut Prof. Dr. Tews GmbH & Co KG
Professor Gernot Tews
Salzburgerstraße 65,
4600 Wels
Tel. 07242/909 090-410
gernot.tews@kinderwunsch-tews.at
www.kinderwunsch-tews.at

 

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25. April 2024