Alle Fakten über Faszien
Das feine Bindegewebe, das die Muskeln umgibt, schützt vor Schmerzen und hält den Körper elastisch - und jung.
Wenn es im Kreuz sticht, im Nacken spannt oder in der Schulter zieht, sind nicht immer Muskeln, Knochen oder Gelenke daran schuld. "Oft sind verklebte Faszien der Grund für die Schmerzen", sagt Peter Brunner. Der Allgemeinmediziner behandelt Patienten in seiner Praxis im Linzer Parkbad mit der Faszien-Technik. Im Gespräch mit den OÖNachrichten erklärt er, wofür Faszien gut sind und wie man sie in Form bringt – und hält.
Was sind Faszien genau?
Dabei handelt es sich um ein Bindegewebe aus Kollagen, das unsere Muskeln umhüllt. Es ist vergleichbar mit der weißen Silberhaut, die manchmal auf einem Stück Fleisch zu sehen ist.
Wozu dienen sie?
Faszien haben viele Funktionen. Sie sind zum einen eine Art Verschiebeschicht, die es den Muskeln ermöglicht, elastisch aneinander vorbei zu gleiten – ohne zu reiben. Und sie geben Muskeln Sicherung und Führung. Forscher haben erst vor Kurzem erkannt, wie wichtig sie für Gesundheit und Fitness sind.
Und welchen Einfluss haben Faszien nun auf die Gesundheit?
Faszien brauchen wir bei der Kraftübertragung von schnellen Bewegungen. Werden sie nicht regelmäßig bewegt und trainiert, dann verkleben sie – und können anfangen, zu schmerzen.
Wie erkenne ich, dass meine Faszien verklebt sind?
Das kann bei jeder schmerzhaften Bewegungseinschränkung der Fall sein. Wir wissen heute, dass nicht alles, was weh tut, von Muskeln oder Gelenken ausgeht. Sehr oft sind auch die Faszien daran schuld. Sind sie verklebt, hat der Körper wenig Flexibilität, die Muskeln gleiten nicht, so wie sie sollten. Typisch hierbei ist ein zwickender bis stechender Schmerz.
Wie beugt man dem vor?
Durch regelmäßiges Training – drei Mal eine Viertelstunde in der Woche reicht da schon. Das bringt wirklich eine Menge, man merkt die Ergebnisse sofort, denn Bewegungen werden sofort flüssiger und wieder viel angenehmer.
Gilt das auch für Menschen im fortgeschrittenen Alter? Ja, denn Faziengewebe erneuert sich ständig. Der Ulmer Universitätsprofessor Robert Schaip, der die Bedeutung der Faszien für die Gesundheit und Fitness wissenschaftlich untersucht, hat es so formuliert: "Wir sind so alt wie unser Bindegewebe."
Faszien-Training hält also auch noch jung?
Ja, denn wer elastische Faszien hat, der hat automatisch einen geschmeidigen Körper und einen jugendlich-federnden Bewegungsstil. Wer regelmäßig trainiert, kann so seine Agilität und Jugendlichkeit wiedergewinnen. Faszien-Training ist auch sehr wichtig für alle, die ihr Wohlbefinden steigern und erhalten wollen.
So trainiert man seine Faszien
„Beim Faszien-Training handelt es sich im Prinzip immer um dynamische Schwung-Übungen“, sagt Peter Brunner. Wichtig dabei: Bei den Übungen darf nichts wehtun, nichts erzwungen werden. Faszien-Training hat etwas mit Wohlfühlen zu tun.“ Wichtig sei aber die Regelmäßigkeit: „Wer vier Mal in der Woche eine Viertelstunde trainiert, merkt den Unterschied. Bewegungen werden flüssiger, geschmeidiger, leichter.“
Übungsvorschläge:
1 Aufrecht hinstellen und Bein vor und zurück schwingen. Das Gleiche mit den Armen: Dabei erst den einen, dann den anderen rund durchschwingen.
2 „Seilspringen“: Dazu braucht man nicht einmal ein Seil – es reicht, leicht zu tänzeln –, ähnlich wie Boxer das machen. Auch Joggen sei eine gute Übung, allerdings heißt es da aufpassen, dass man stets mit dem Mittel- oder Vorderfuß aufkommt.“
3 Eine Halbliterflasche in beide Hände nehmen und die Arme damit hinter den Kopf strecken. Dabei wird automatisch der Rücken durchgestreckt. Dann einfach nach vor durchschwingen.
4 Verklebte und verhärtete Faszien können per Selbstmassage mit einer sogenannten Blackroll – einer festen Schaumstoffrolle – gelöst und gelockert werden. Dazu sich zum Beispiel in Rückenlage im Zeitlupentempo über die Rolle schieben und das Körpergewicht in die Rolle sinken lassen, an schmerzhaften Stellen kurz verharren. Die Blackroll kostet im Fachhandel etwa 30 Euro, zum Ausprobieren kann man es auch mit einer „Schwimmnudel“ versuchen.