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1,8 Millionen schmerzgeplagte Österreicher

21.Jänner 2020

Chronische Schmerzen sind nicht nur eine große Belastung für die Betroffenen, sie verursachen auch enorme Kosten. „Daten aus Deutschland zeigen, dass chronische Schmerzen Kosten im Ausmaß von 2,2 Prozent des BIP verursachen, das enthält direkte Gesundheitskosten ebenso wie Produktivitätsausfälle“, sagte Nenad Mitrovic, Präsident der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG) und Leiter der Abteilung Neurologie im Salzkammergut-Klinikum Vöcklabruck zum Auftakt der Schmerzwochen 2020 bei einer Pressekonferenz in Wien. 

Wundermittel Bewegung

 In Österreich schätzt der Mediziner die Situation ähnlich ein. Demnach werden hierzulande laut Mitrovic 1,5 bis 1,8 Millionen Menschen von chronischen Schmerzen geplagt. Es sei daher wichtig, mit vielfältigen Präventionsmaßnahmen daran zu arbeiten, dass Schmerzen nicht chronisch werden. „Und wir müssen Schmerzpatien mit einem abgestuften Versorgungmodell die jeweils passende Behandlung garantieren können“, forderte Mitrovic. Studien belegen, dass Bewegung geradezu ein Wundermittel gegen chronische Schmerzen ist. Demnach entwickeln Menschen im Erwerbsalter seltener chronische Schmerzen, wenn sie drei- bis fünfmal pro Woche trainieren. 

Selbstkultur kann helfen

Eine aktuelle Metastudie zeigt, dass körperliches Training die Wahrscheinlichkeit für das Wiederauftreten von Beschwerden im unteren Rückenbereich zu reduzieren. Ab dem 50. Lebensjahr scheint regelmäßige Bewegung ein regelrechter „Schutz“ gegen chronische Schmerzen zu sein. Eine englische Langzeitstudie mit rund 2600 Teilnehmern kam zum Ergebnis, dass neben einem wöchentlichen intensiven Training auch die Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen, etwa Museums- oder Konzertbesuche, eine vorbeugende Maßnahme gegen chronische Schmerzen sein kann. Dies vermutlich deshalb, weil diese Form der Freizeitgestaltung moderate Bewegung, soziales Leben und geistige Herausforderung verknüpfen und für Wohlbefinden sorgen. 

„Um die Motivation zur körperlichen Aktivität zu erhöhen, sollten die entsprechenden Sport- und Bewegungsangebote für Menschen jeden Alters verbessert werden“, sagte Mitrovic gestern bei der Pressekonferenz. Als optimal für die Versorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen hat sich laut Mitrovic ein abgestuftes Versorgungsmodell mit drei Ebenen erwiesen. 

Bei diesem Modell wird die Basisversorgung von niedergelassene Allgemeinmedizinern und Fachärzten abgedeckt. Für spezialisierte Versorgung gibt es Schmerzambulanzen. Und Patienten mit schwerwiegenden chronischen Beschwerden sind in hochspezialisierten Einrichtungen mit intensiven Therapieprogrammen am besten aufgehoben. Jeder Ebene werden nach den Vorstellungen Mitrovics Kompetenzen zugeordnet, um den Patienten eine frühe Diagnostik und Therapie zu ermöglichen.

Ausbau notwendig

Dieses Modell hat nur einen Halken: „Die drei Versorgungsebenen müssen dringend weiter verbessert werden“, machte der ÖSG-Generalsekretär Rudolf Likar, Leiter der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Klinikum Klagenfurt aufmerksam. Mögliche Verbesserungen in der Versorgung wären laut Experten mehr ambulante und stationäre Schmerzzentren, die Ausweitung von multimodalen Therapieangeboten und entsprechenden Zentren sowie eine optimale Vernetzung von niedergelassenen Schmerzbehandlern.

Damit sich Patienten über aktuelle Möglichkeiten der Schmerzmedizin informieren können, hat die ÖSG einen Patientenflyer mit dem Titel „Schmerzen vorbeugen - Schmerzen behandeln“ aufgelegt. Er ist in Arztpraxen und zum Download erhältlich unter www.bkkommunikation.com

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