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Vom Thron auf den Lavafelsen - Vor 200 Jahren starb Napoleon

Von nachrichten.at/apa, 11. April 2021, 06:56 Uhr
Napoleon Bonaparte Bild: OÖN

PARIS. Tyrann oder großer Reformer? Diktator oder genialer Visionär? 200 Jahre nach seinem Tod wird über Napoleon Bonaparte heftig gestritten. Frankreich rief anlässlich des runden Jahrestages bereits das "Année Napoléon" ("Napoleonjahr") aus.

Das Gedenken ist in Paris Chefsache: Staatspräsident Emmanuel Macron will bald an den Kaiser der Franzosen erinnern, Details dazu nannte der Regierungssprecher bisher nicht. Napoleon starb am 5. Mai 1821 auf Sankt Helena. Auf der unwirtlichen Felseninsel im südlichen Atlantik verbrachte er seine letzten Jahre in der Verbannung - von Briten bewacht. Er wurde 51 Jahre alt.

"Das ist kein Ereignis mehr, es ist eine Nachricht", sagte Napoleons langjähriger Außenminister, Charles Maurice de Talleyrand, als er von dem Tod erfuhr. Später gelangten Napoleons sterbliche Überreste nach Frankreich. Sein Grab im Pariser Invalidendom zieht seit langem Einheimische und Besucher an.

Neue Bücher, Debatten im Fernsehen oder Versteigerungen kostbarer Souvenirs - der Mann mit dem Zweispitz-Hut ist im Heimatland sehr präsent. Die große Schau "Napoléon" in der Pariser Ausstellungshalle La Villette, die an diesem Mittwoch (14. April) öffnen sollte, wird wegen der Corona-Beschränkungen erst einmal keine Besucher empfangen.

Im Nachbarland Belgien, wo Napoleon 1815 in Waterloo seine größte Niederlage einsteckte, läuft hingegen bereits eine Ausstellung. Der ungewöhnliche Ort ist Napoleon, der Tempo als militärische Tugend predigte, durchaus angemessen: Die Exponate sind im Lütticher Bahnhof für Hochgeschwindigkeitszüge zu sehen.

Staatschef Macron steht bei seiner Würdigung ein Drahtseilakt bevor. Für die einen legte Napoleon mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch ("Code civil"), der Matura oder der Notenbank Banque de France die Grundlagen für das moderne Frankreich. In der Mitte-Regierung gibt es zumindest einen Napoleon-Bewunderer: Bildungsminister Jean-Michel Blanquer sprach in einem Interview in Anspielung auf den berühmten Philosophen von einem "Descartes zu Pferde".

Für andere ist Napoleon ein Totengräber der Französischen Revolution (1789 -1799), der Errungenschaften wie die Abschaffung der Sklaverei in Überseegebieten zurückdrehte. Gerade die Sklaverei sorgt für eine heftige Debatte. Warum wurde sie unter Napoleon Bonaparte 1802 wiederhergestellt? Hatte seine damalige Frau Joséphine Einfluss? Sie stammte von einer Plantage auf der Karibikinsel Martinique, wo bis zu 300 Sklaven arbeiteten.

Die US-Professorin Marlene Daut meint, dass die frühere Kolonialmacht Frankreich lieber ihre Sklavereigeschichte aufarbeiten solle, anstatt eine "Ikone weißer Überlegenheit" zu feiern. Gemeint ist Napoleon. Er sei kein Held, der geehrt werden solle, resümierte die Hochschullehrerin von der University of Virginia unlängst in der "New York Times".

Frankreichs Regierungssprecher Gabriel Attal bezeichnete hingegen Napoleon als "eine bedeutende Figur unserer Geschichte". Der Korse, der in der Armee aufstieg, 1799 mit einem Staatsstreich an die Macht kam und sich 1804 zum Kaiser der Franzosen krönte, hinterließ unbestreitbar in Frankreich, Deutschland und weiteren Ländern Europas tiefe Spuren. "Was für ein Roman war mein Leben", sagte er einmal.

Sein Reich erstreckte sich 1812 von Lübeck an der Ostsee bis nach Rom am Tiber. Die "Grande Armée" marschierte bis Moskau. Seine Kriege forderten nach jüngeren Schätzungen allein in Frankreich bis zu eine Million Tote.

Napoleon hielt sich im Zuge seiner territorialen Expansion - von zahlreichen Schlachten begleitet - zweimal in der kaiserlichen Residenzstadt Wien auf. Sein Quartier schlug er dabei im Schloss Schönbrunn auf, wie auf www.habsburger.net nachzulesen ist. Schönbrunn war auch Schauplatz eines misslungenen Anschlags auf sein Leben. Ein Jahr nach der Kriegserklärung an Österreich besetzten die napoleonischen Truppen am 14. November 1805 Wien und der französische Kaiser bewohnte für wenige Tage das Schloss Schönbrunn.

Nach dem Sieg in Austerlitz nahm Napoleon mit seinem Heer vom 12. bis zum 27. Dezember Quartier in Schönbrunn, am 15. Dezember wurde ebendort anstelle eines Bündnisses ein Freundschaftsvertrag zwischen Napoleon und Österreich geschlossen und mit einem Konzert im Schlosstheater gefeiert. Nach dem Ende der Friedensverhandlungen in Preßburg am 27. Dezember zog Napoleon ab. Vier Jahre später, am 10. Mai 1809, besetzte Napoleon Wien ein zweites Mal und bezog mit seinen Truppen wieder in Schönbrunn Quartier.

Am 21./22. Mai 1809 fand im Fünften Koalitionskrieg zwischen französischen und österreichischen Truppen die Schlacht bei Aspern östlich von Wien statt. Sie gilt als erste bedeutende Niederlage Napoleons auf dem Schlachtfeld. Napoleon konnte freilich mit der Ankunft seiner italienischen Truppen unter Eugène de Beauharnais Anfang Juli seine zahlenmäßige Unterlegenheit ausgleichen und die österreichische Hauptarmee am 5. und 6. Juli in der Schlacht bei Wagram doch noch entscheidend schlagen und zum Frieden zwingen.

Als Gastgeschenk hinterließ der Kaiser gewissermaßen den Heldenplatz: Als Napoleons Truppen im November 1809 Wien verließen, sprengten sie die Burgbastei. Auf einen Wiederaufbau wurde verzichtet, das Areal wurde planiert und begrünt. Angelegt wurden die zwei Parks Burg- und Volksgarten. Im Zuge der 1857 verfügten Planungen für die Ringstraße wurde auch die Hofburg umgestaltet. Errichtet wurden zunächst die beiden Denkmäler, also das Erzherzog-Carl-Denkmal und das Prinz-Eugen-Denkmal. Danach begann der Bau der Neuen Hofburg.

Wer im Pariser Élyséepalast über die Endlichkeit von Macht und Einfluss nachdenken will, braucht nicht aus dem Haus zu gehen. Im sogenannten Silbernen Salon des heutigen Präsidenten-Amtssitzes unterzeichnete Napoleon nach der Schlacht von Waterloo 1815 seine endgültige Abdankung. Das Zimmer ist original erhalten, eine Kopie des historischen Dokuments steht warnend auf dem Tisch.

Unweit des Élyséepalastes lebt der Napoleonkult von früher scheinbar ungebrochen fort: Die Statue des Herrschers thront auf der Vendôme-Säule im Herzen der Hauptstadt, der gewaltige Triumphbogen am Ende der Prachtstraße Champs-Élysées erinnert an Schlachten und Generäle des Feldherrn.

Etwas weiter weg, im Südosten der Kapitale, ist der Kopfbahnhof Gare d'Austerlitz nach der "Dreikaiserschlacht" beim heutigen tschechischen Slavkov benannt. In der französischen Militär-Kaderschmiede Saint-Cyr wird der Jahrestag der Schlacht vom 2. Dezember 1805 auch nach über zwei Jahrhunderten immer noch feierlich begangen.

Seit langem wird darüber spekuliert, ob der magenkranke Napoleon auf Sankt Helena vergiftet wurde. Ja, sagte der Autor Pierre Branda unlängst im TV-Sender France 5 - aber anders als vielfach angenommen. Ärzte hätten dem prominenten Patienten ganz zuletzt ein Mittel gegeben, das Quecksilber enthalten habe. "Sie haben ihn erledigt", lautet das nüchterne Fazit des Historikers.

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2  Kommentare
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Karlchristian (4.584 Kommentare)
am 11.04.2021 07:53

Kriegsverbrecher wie Hitler und Stalin

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MySigma (2.473 Kommentare)
am 11.04.2021 08:31

Uhh... Da gab es viele in der Geschichte. Auch unsere Herrscher hatten es damals ziemlich gut drauf. Zündler wird es immer geben, auch jetzt.

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