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Sisi – eine Kaiserin zwischen Klischee und Mythos

Von Roswitha Fitzinger, 08. September 2018, 00:04 Uhr
Kaiserin Elisabeth Sisi
Bild: APA

Schön, unglücklich und Opfer eines Attentäters – vor 120 Jahren wurde Kaiserin Elisabeth am Ufer des Genfer Sees erstochen. Roswitha Fitzinger sprach mit Expertin Olivia Lichtscheidl über Sisi-Klischees und Sisi-Mythos.

Hätte Prinz Henri Philippe Marie d’Orleans seine Reisepläne für den 10. September des Jahres 1898 nicht kurzfristig geändert, Kaiserin Sisi hätte wohl noch Jahre gelebt, wenn nicht sogar ein langes Leben geführt.

Der italienische Anarchist Luigi Lucheni wollte nach der blutigen Niederschlagung eines Arbeiteraufstandes am Adel Rache nehmen und hatte eigentlich den adeligen Forschungsreisenden als Attentatsopfer im Visier, doch weil dieser nicht in Genf weilte, die Zeitungen aber über die Anwesenheit der Kaiserin berichteten, änderte der 25-Jährige seine Pläne. Hat ein tragischer Zufall der Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn das Leben gekostet? "Wenn man die Gerichtsakten liest, bin ich nicht ganz so sicher, dass Lucheni Elisabeth so ganz zufällig ausgewählt hat", sagt Olivia Lichtscheidl, Ausstellungsleiterin im Sisi-Museum in Wien. "Sein Hass richtete sich stark gegen den italienischen König, der jedoch nicht greifbar war, da kam ihm Sisi gerade recht. Er war bereit, jemanden aus dem Hochadel zu ermorden, um ein Zeichen zu setzen, und vor allem: Er wusste ziemlich bald, dass Prinz Henri nicht in Genf war."

Sisi – eine Kaiserin zwischen Klischee und Mythos
"Elisabeth hat den Mythos der ewig jungen und schönen Kaiserin bereits zu Lebzeiten aufgebaut, aber mit ihrem gewaltsamen Tod wurde sie zur Legende.“ Olivia Lichtscheidl, Kuratorin im Sisi-Museum in Wien Bild: SKB

Unbemerkter Dolchstoß

Als die Kaiserin am besagten 10. September in Begleitung einer Hofdame das Hotel Beau-Rivage verließ, um an Bord des Raddampfers Genève zu gelangen, soll Lucheni Elisabeth zuvor bereits geraume Zeit beobachtet haben, bevor er auf sie zustürzte. Unter der Wucht eines Faustschlages ging die damals 60-Jährige zu Boden. Dass er ihr mit einer 8,5 Zentimeter langen, angeschliffenen Feile das Herz durchbohrte, blieb zunächst unentdeckt. Die Kaiserin ging noch an Bord des Dampfers, wo sie ihn Ohnmacht fiel. Erst als die Hofdame das Mieder der Kaiserin öffnete, um ihr Luft zu verschaffen, wurden die nur wenige Millimeter große Wunde und ein kleiner Blutfleck entdeckt. Die innerlich verblutende Elisabeth wurde ins Hotel zurückgebracht, doch auch die herbeigeeilten Ärzte vermochten ihr nicht mehr zu helfen. Die österreichische Kaiserin starb um 14.10 Uhr, nachdem sie die letzte Ölung erhalten hatte.

Es war das Ende eines "sehr bewegten Lebens, das von einer für eine Prinzessin doch sehr freien und positiven Kindheit in eine sehr schwere Aufgabe übergegangen ist, die sie sich vielleicht etwas leichter vorgestellt hat", fasst Kuratorin Lichtscheidl zusammen.

Die Verlobung mit Kaiser Franz Joseph, die am 19. August 1853 vor der Kulisse von Bad Ischl stattfand, wird als erste Zäsur im Leben der damals erst 16-jährigen Elisabeth betrachtet. Die bis dahin unbekannte bayerische Prinzessin rückte in den Mittelpunkt des Interesses und an die Spitze der höfischen Hierarchie. Ihr Leben wurde fortan von einem strengen Zeremoniell und strenger Etikette bestimmt.

Kaiserin in Schwarz

Ein Leben, dem sie sich mit fortschreitendem Alter immer stärker widersetzte und entzog. "Sie hat stark gegen diese Einschränkungen und Intrigen angekämpft und letztendlich ein sehr modernes und emanzipiertes Leben geführt", so die Kuratorin. Ermöglicht nicht zuletzt durch ein ererbtes Vermögen, mit dem sie sich ihre Reisen und ihren Reitsport finanzierte. "Dadurch konnte sie machen, was selbst Frauen ihres Ranges damals nicht möglich war", sagt Lichtscheidl. Freiheiten, die ihr aber auch ihr Mann, der Kaiser, zugestanden hatte. "Sie hatte das Glück, dass es keine arrangierte Ehe war, sondern eine Liebesheirat. Meiner Meinung nach führten die beiden eine Beziehung, die bis zum Schluss von Liebe und Respekt geprägt war." Dennoch galt die Kaiserin als unglückliche Frau. Vor allem nach dem Selbstmord ihres Sohnes Rudolf 1889 zog sich die vierfache Mutter noch stärker zurück, absolvierte ihre öffentlichen Auftritte in den Ländern der Monarchie nur noch in Trauerkleidung. Schwarze Schleier, schwarze Fächer, schwarze Perlen nährten das Bild einer von Leid geprägten Frau zusätzlich. Vielfach wird sogar behauptet, sie hätte den Tod herbeigesehnt. Auch Olivia Lichtscheidl teilt diese Ansicht durchaus. Elisabeth hätte sich immer viel mit dem Tod auseinandergesetzt, auch viele Familienmitglieder in den Tod begleitet. "Ich glaube, dass sie aufgrund dessen, was sie erlebt hat, auch melancholisch und depressiv war", so die Expertin. Das ginge auch aus ihren Schriften und Gedichten sowie aus den Berichten ihrer Hofdamen hervor.

Klischeebehaftete Monarchin

"Sie hatte Angst vor langer Krankheit und Siechtum und auch ihre Tochter bekannte nach ihrer Ermordung, dass ihr das nun erspart geblieben sei", so die Kuratorin, die sich am Todestag im Sisi-Museum anlässlich einer Führung eines speziellen Themas annimmt: der Sisi-Klischees. Seit 15 Jahren kämpft sie in ihrer Funktion auch gegen Vorurteile, die sich hartnäckig halten. Es sei ihr ein Anliegen, so Lichtscheidl, zu beweisen, dass Sisi weder schlechte Zähne hatte noch magersüchtig war und auch keine schlechte Ehe führte oder eine schlechte Mutter war. "Es gab etwa keine Frau in ihrer Position der damaligen Zeit, die drohte, den Hof zu verlassen, wenn man es ihr nicht gestattet, die Lehrer ihrer Kinder selber auszuwählen," so die Expertin.

Unerfüllter letzter Wunsch

Auch das Bild des "armen bayerischen Prinzesschens" mit der bösen Schwiegermutter ist für Lichtscheidl nicht mehr als ein Klischee. "Ich glaube, dass Elisabeth eine starke und harte Frau geworden ist, werden musste." Als ihr Sohn starb, sei etwa sie es gewesen, die ihrem Mann eine extreme Stütze gewesen sei. Ihr letzter Wunsch, ihre Ruhestätte am Meer zu finden, wurde nicht erfüllt. Elisabeths Leichnam ruht im Gegensatz zu den meisten Habsburger Herrschern vollständig in der Kapuzinergruft. Ihren zu einer lebenslangen Haft verurteilten Mörder fand man 1910 erhängt in seiner Zelle.

Die Erinnerung an die schöne österreichische Kaiserin verblasste auch nach ihrem Tod und dem Ende der Monarchie nicht. Es entstanden Gedenkbilder und Denkmäler im In- und Ausland, Münzen und Postkarten wurden gedruckt, Gebrauchsgegenstände mit ihrem Konterfei versehen. Sie wurde zur Hauptfigur eines Fortsetzungsromans, der Mitte der 50er-Jahre der weltberühmten "Sissi"-Trilogie mit Romy Schneider in der Hauptrolle als Vorlage dienen sollte.

Der Mythos Sisi scheint unsterblich. "Elisabeth hat den Mythos der ewig jungen und schönen Kaiserin bereits zu Lebzeiten aufgebaut, indem sie etwa ihr Gesicht im Alter nicht mehr zeigte oder ihren Körper extrem fit hielt. Aber mit dem gewaltsamen Tod ist sie zu einer Legende geworden. Über diese Art des Todes – eine wehrlose Frau, umgebracht auf offener Straße – werden wir noch viele Hundert Jahre sprechen", sagt die Kuratorin.

 

Kuratoren-Führungen: Kuratorin Olivia Lichtscheidl hinterfragt anlässlich einer Führung im Sisi-Museum am 10. September und 9. November weit verbreitete Klischees über Kaiserin Elisabeth. Beginn: 15.30 Uhr. Anmeldung erforderlich unter reservierung@hofburg-wien.at oder 01-5337570-715, Infos: www.hofburg-wien.at

Präsentation: Exklusiv am Todestag von Kaiserin Elisabeth wird im Sisi-Museum eine Auswahl neu ersteigerter Objekte gezeigt.

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1  Kommentar
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jago (57.723 Kommentare)
am 09.09.2018 11:33

Wem undressiert des? grinsen

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