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Mit der Macht der Schlacht

Von Bernhard Lichtenberger, 30. April 2021, 14:04 Uhr
Mit der Macht der Schlacht
Revolutionär und Diktator: Napoleon Bonaparte Bild: Archiv

Vor 200 Jahren endete das Leben von Napoleon Bonaparte, der als Kaiser von Frankreich eine Blutspur durch Europa gezogen hatte

Am 5. Mai 1821, im sechsten Jahr seiner Verbannung, tat auf der zum Britischen Empire gehörenden südatlantischen Insel St. Helena jener Mann seinen letzten Atemzug, der am 15. August 1769 in der korsischen Stadt Ajaccio das Licht der Welt erblickt hatte. Seine Vita erzählt vom kleinen Mittelmeer-Insulaner, der zum mächtigsten Mann Europas aufsteigen sollte – und auf diesem Weg den Kontinent in ein blutiges Schlachtfeld verwandelte.

Napoleon entstammte einer kleinadeligen Familie, die nicht reich an Gütern, aber reich an Kindern war. Die Mutter des späteren Kaisers von Frankreich brachte 13 Kinder zur Welt. Zwei davon starben bei der Geburt, drei kurz danach. Der spätere Kaiser war der zweite Sohn, der das Kindesalter überlebte. Zu seiner Mutter und den sieben Geschwistern hatte er Zeit seines Lebens eine enge Bindung und versah sie und deren Anhang mit Vermögen und Ämtern – solange er über beides verfügte. Der Vater war Advokat, Richter und Sekretär des korsischen Revolutionärs, Unabhängigkeits- und Widerstandskämpfers Pascal Paoli. Napoleon sollte eine militärische Laufbahn einschlagen, wurde an der bedeutendsten Militärschule in Paris aufgenommen und diente der Französischen Revolution, die sich 1789 unter der Devise "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" aus dem Volk erhob.

Ehre, Ruhm, Reichtum

1796 führte er gegen österreichische und sardisch-piemontische Truppen im Italienfeldzug als Oberbefehlshaber eine mäßig ausgestattete Armee zum Erfolg, deren darniederliegende Moral er mit markigen Sprüchen aufgerichtet hatte: "Ich will euch in die fruchtbarsten Ebenen der Welt führen. Reiche Provinzen, große Städte werden in eure Hände fallen; dort werdet ihr Ehre, Ruhm und Reichtümer finden." Seine folgende militärische "Expedition" nach Ägypten versandete nach mehreren Feldzügen, was nicht an der Verehrung des Anführers zu rütteln vermochte, der 1799 nach Frankreich zurückkehrte, wo die Revolution mit einem Staatsstreich endete und Bonaparte als Erster Konsul der Republik die Macht übernahm. Drei Jahre später ließ er sich zum Konsul auf Lebenszeit erklären, bis er sich 1804 zum Kaiser von Frankreich krönte.

Die Grande Nation würdigt Napoleon weitgehend als historischen Helden, der von sich selbst sagte: "Was für ein Roman war mein Leben". Wer darin blättert, stößt auf das Bürgerliche Gesetzbuch ("Code civil"), die von der Religionszugehörigkeit unabhängige Zivilehe, die Gründung der zentralen Notenbank, das Ende des Feudalsystems und die Neuordnung Europas mit dem Aufstieg der Nationalstaaten – alles Errungenschaften, die auf den 1,68 Meter großen Korsen zurückgehen.

Doch lange Zeit verschloss man die Augen vor den dunklen Kapiteln, in denen Napoleon als Totengräber der Revolution auftaucht, der Erreichtes wie die Abschaffung der Sklaverei in den Überseegebieten zurückdrehte. Die US-Professorin Marlene Daut meinte unlängst in der New York Times, dass die frühere Kolonialmacht Frankreich lieber ihre Sklavereigeschichte aufarbeiten solle, anstatt eine "Ikone weißer Überlegenheit" zu feiern.

Rassismus und Völkermord

In seinem 2005 veröffentlichten Pamphlet "Napoleons Verbrechen" warf der französische Autor Claude Ribbe Napoleon Rassismus und Völkermord vor, weil er Tausende von Schwarzen, die sich gegen seine Tyrannei auflehnten, niedermetzeln ließ.

"Ein Mann wie ich scheißt auf das Leben von einer Million Menschen", hatte der Kriegsherr, der sich auf seinen Eroberungszügen u. a. mit Preußen, Großbritannien, Russland, Portugal, Spanien und Österreich anlegte, im Jahr 1813 seinem Gegenspieler Clemens Fürst Metternich erklärt. Napoleon war bei seinem Wort zu nehmen. Seine Feldzüge zogen eine Blutspur durch Europa, etwa 3,5 Millionen Menschen fanden dabei den Tod. 1814 knickte Napoleon gegen das Bündnis aus Preußen, Russland, Österreich, Württemberg und Bayern ein und verlor sowohl in der Armee wie auch in der Politik den Rückhalt. Er musste abdanken, die Insel Elba wurde ihm als Exil zugewiesen.

Im Jahr darauf hievte sich Napoleon für 100 Tage noch einmal in Frankreich zurück an die Macht, ehe die verlorene Schlacht gegen die alliierten Kräfte im belgischen Waterloo sein Karriereende endgültig besiegelte. Er wurde auf die britische Insel St. Helena verbannt, schrieb dort an seinen Memoiren und starb am 5. Mai 1821 an den Folgen von Magenkrebs. 1840 wurden seine sterblichen Überreste in den Pariser Invalidendom überführt.

Ob aus Napoleons Testament Hintersinn oder ehrliche Dankbarkeit zu lesen ist, ist im Nachhinein nicht zu sagen. "Er belohnte sechsundsiebzig seiner treuesten Freunde und Anhänger, sowohl hohen wie niedrigen Rangs. Er verteilte großzügige Leibrenten an diejenigen, die ihm nach Elba gefolgt waren, an ausländische Soldaten, die für Frankreich gekämpft hatten, und an die Verwundeten von Waterloo. Da er nicht einmal einen Bruchteil der benötigten Summe besaß, machte er praktisch Tausende zu Gläubigern der Regierung und somit zu Feinden der Bourbonen", schreibt Adam Zamoyski inseiner Napoleon-Biografie "Napoleon – Ein Leben" (Beck-Verlag, 863 Seiten, 30,80 Euro).

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Bernhard Lichtenberger
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