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Hoffnung auf Leben

Von Bischof Manfred Scheuer, 04. April 2021, 11:17 Uhr
„Unser Kreuz mit Corona“ – das Fastentuch in der Pfarre Brunnenthal bei Schärding Bild: Diözese Linz

Gastkommentar: Es kann geschehen, dass gerade in den letzten Wochen und Monaten Beziehungen und Werte an Wichtigkeit gewonnen haben, die unter normalen Umständen als selbstverständlich hingenommen wurden.

"Unser Kreuz mit Corona“ – in großen Lettern und in Kreuzesform sind diese Worte auf einem Fastentuch in der Pfarrkirche Brunnenthal zu lesen. Darum herum sind mehr als 400 Zitate von Menschen gruppiert, die sich Gedanken machten zur alles bestimmenden Thematik: „Was mich an Corona nervt …“

Die Antworten sind vielfältig: „dass alles ständig anders ist“, „dass ich meine Kinder und Enkel nicht umarmen darf“, „das ewige Gegeneinander statt dem Miteinander“. Das Tuch, das in der Fastenzeit den Hochaltar in der Pfarrkirche verhüllte, verdeutlicht auf beklemmende und doch eindrucksvolle Weise die vergangenen Monate. Seit mehr als einem Jahr gibt es ein Auf und Ab von restriktiven Maßnahmen und ersehnten Lockerungen. Wir haben ein Jahr hoher Erwartungen und Sehnsüchte, aber auch ebenso intensiver Enttäuschungen und vielerorts geäußerter Empörungen hinter uns. Nicht zu übersehen sind die aktuellen Ermüdungserscheinungen und die enormen psychischen Belastungen der letzten Monate, die sich vor allem auch bei Kindern und Jugendlichen zeigen. Viele haben ihren Arbeitsplatz verloren, sehen ihr Unternehmen in Gefahr oder stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. Die Kultur des Zusammenhalts und der gegenseitigen Wertschätzung wurde in unserem Land auf eine enorme Belastungsprobe gestellt. Und wir sind immer noch mittendrin in den Auseinandersetzungen um richtige Entscheidungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Die Aufarbeitung der sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen und Schäden wird von uns allen den Einsatz materieller, geistiger und spiritueller Ressourcen erfordern. Kann das bevorstehende Osterfest spirituelle Ressourcen freischaufeln?

Ostern ist nicht nur Brauchtum. Ostern ist nicht bloß die Erzählung einer Geschichte, die sich vor 2000 Jahren zugetragen hat. Ostern ist der Inbegriff christlicher Hoffnung. Der Glaube daran, dass Gott Jesus vom Tod auferweckt hat, wird zum Glauben, dass Gott das Leben will. In den vergangenen Wochen gingen auch die Bilder um die Welt, als Papst Franziskus den Irak besuchte, ein Solidaritätsbesuch der wenigen Christinnen und Christen in dieser Region. Ich selbst habe ebenfalls noch lebhafte Erinnerungen an meinen Besuch vor vier Jahren im Norden Iraks, kurz nachdem die Terrorgruppe IS aus der Region vertrieben wurde. Schwer bewacht von Soldaten und Leibwächtern ging ich am 18. Februar 2017 mit dem chaldäischen Patriarchen Sako, der ein Jahr später zum Kardinal ernannt wurde, durch die Trümmerfelder zur St. Kyriakos-Pfarrkirche in Batnaya, einer Kleinstadt im Norden des Irak, die hauptsächlich von Christen bewohnt war.

Batnaya war nach zwei Jahren IS-Herrschaft völlig zerstört. In der geschändeten St. Kyriakos-Pfarrkirche zeugten an den Wänden blasphemische Sprüche in deutscher Sprache von der Anwesenheit aus Mitteleuropa stammender IS-Terroristen. Das Innere und Äußere der Kirche war verwüstet, die Wände waren mit Hassparolen beschmiert, einer großen Marienstatue wurde der Kopf abgeschlagen. Niemand wohnte mehr in dem Städtchen, in den Hausruinen gab es noch Sprengfallen. Im benachbarten Telskof, wo weniger zerstört wurde, waren mittlerweile 40 Familien zurückgekehrt, 500 weitere Familien bereiteten sich auf die Rückkehr vor. Patriarch Sako feierte mit uns in der provisorisch wiederhergestellten Pfarrkirche von Telskof einen festlichen Gottesdienst, zu dem viele frühere Bewohner gekommen waren. Nach der Messfeier wurde auf dem Hügel über Telskof ein großes Metallkreuz gesegnet, das in der Nacht beleuchtet ist.

Für die Bewohner von Telskof ist es ein Zeichen ihrer Entschlossenheit, von Neuem zu beginnen und ihren christlichen Glauben, ihre Kultur und ihre Sprache zu bewahren. Neben den vielen Zeichen des Todes und der Zerstörung war dies ein Zeichen der Hoffnung und der Auferstehung. Der Besuch des Papstes hat einiges ausgelöst. Zum einen erhebliches Medienecho: Wie selten hört man doch positive Nachrichten aus dieser Region! Zum anderen hat er den Menschen dort, besonders auch den Christen, eine gehörige Portion Hoffnung und Perspektive zuwachsen lassen. Seit dem Papstbesuch gibt es einen neuen Feiertag im Irak.

Der 6. März wird dort in Zukunft als Tag der Minderheiten begangen. Die Menschen sehnen sich nach Koexistenz, nach einem friedlichen Leben nebeneinander, ohne sich zu hassen und zu bekriegen. Diese Hoffnung wurde durch den Papstbesuch verstärkt. Wenn man sich die Ruinen der zerstörten Städte dort vor Augen führt, wenn man sich die zerstörten zwischenmenschlichen Beziehungen vor Augen führt, wenn man sich die Ängste vor Augen führt, aus religiösen Gründen vertrieben oder vernichtet zu werden, dann ist das ein besonderes Geschenk. Es ist eine Auferstehungserfahrung.

In Österreich, wie in allen Teilen der Welt, wird heuer Ostern gefeiert, noch immer unter Auflagen, es ist weiterhin kein „normales“ Osterfest. Es ist noch immer irgendwie „anders“. Aber dennoch ist es nicht gut, bei den Entbehrungen, bei den Enttäuschungen, bei den Frustrationen hängen zu bleiben. Das Leben ist nicht ein einziger Karfreitag. Es kann geschehen, dass gerade in den letzten Wochen und Monaten Beziehungen und Werte an Wichtigkeit gewonnen haben, die unter normalen Umständen als selbstverständlich hingenommen wurden. Das ungezwungene Miteinander, die freundschaftliche Geste, die nachbarschaftliche Hilfe. Es besteht die Hoffnung, dass unser Zusammenleben nach Abebben der Pandemie eine neue Qualität erfährt: eine Qualität eines achtsameren Umgangs miteinander. Auch das ist dann wie eine Erfahrung von Auferstehung.

Die Hoffnung zu Ostern ist die Hoffnung auf Leben. Auf dem Fastentuch von Brunnenthal findet sich auch folgender Eintrag: „Am 23. März jährt es sich für mich, dass ich an Corona erkrankte mit schwerstem Verlauf. Überlebenschance 20 % …, deshalb nervt mich gar nichts. Ich bin 65 Jahre, pflege viel geistliches Leben und bin einfach nur dankbar, dass ich noch hier sein darf.“ Ich wünsche frohe und gesegnete Ostern.

Manfred Scheuer ist seit 2016 Bischof der Diözese Linz.

Das wichtigste Fest der Christen

  • Sieg des Lebens: Zu Ostern feiern Christen ihr ältestes und wichtigstes Fest: die Auferstehung Jesu am dritten Tag nach dem Tod am Kreuz. Die Botschaft ist, „dass am Ende das Leben über den Tod, die Wahrheit über die Lüge, die Gerechtigkeit über das Unrecht, die Liebe über den Hass und selbst über den Tod siegen wird“, heißt es im katholischen Katechismus.
  • Nach dem Vollmond: Ostern geht auf die früheste Zeit der Kirche zurück und ist das ritenreichste aller christlichen Feste. Seit dem Konzil von Nizäa wird Ostern alljährlich am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert; daher liegt der Termin immer zwischen dem 22. März und dem 25. April.
  • Segen „Urbi et orbi“: Zu Weihnachten und Ostern erteilt der Papst vom Balkon des Petersdoms den Segen „Urbi et orbi“. Die lateinischen Worte bedeuten übersetzt „der Stadt und dem Erdkreis“. Damals galt Rom als Inbegriff der Stadt (urbs) schlechthin und als Mittelpunkt des Erdkreises (orbis).
    Mit dem Segen verbunden ist ein vollkommener Ablass. Seit 1985 gelten Segen und Ablass auch für alle Gläubigen, die die Zeremonie am Fernseher verfolgen, für Radiohörer ist dies schon seit 1967 der Fall.
  • Ostern in der Kirche: Höhepunkt ist die Osternacht in der Dunkelheit zwischen Samstagabend und Sonntagmorgen. Hier sollen etliche Symbole den Auferstehungsglauben verdeutlichen – vom Feuer über die Wassersegnung bis zur Osterkerze. Nach dem Wortgottesdienst mit bis zu sieben Lesungen aus dem Alten Testament ertönen dann die seit Gründonnerstag verstummten Glocken und die Orgel wieder zum Lobgesang des Gloria. Nach Möglichkeit wird in der Osternacht auch das Sakrament der Taufe gespendet.
  • Gemeinsames Mahl: In Österreich und Süddeutschland gibt es auch den Brauch der Osterspeisensegnung. Dabei werden Brot, Schinken, Ostereier, Kren, Salz und Kräuter traditionell in den Körben, die am Karsamstag in die Osternachtsliturgie mitgebracht werden, gesegnet und die Speisen anschließend im Kreis der Familie genossen.
  • 50 Tage Ostern: Seit dem zweiten Jahrhundert erstreckt sich die Feier des Osterfests über einen Zeitraum von 50 Tagen und endet mit Pfingsten, dem Fest des Heiligen Geistes. 40 Tage nach Ostern wird das Fest Christi Himmelfahrt gefeiert. Bis dahin war Jesus nach seiner Auferstehung immer wieder mit seinen Jüngern zusammen, berichten die Evangelien.
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1  Kommentar
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ChristianMuellner (45 Kommentare)
am 04.04.2021 12:42

Diese Osterdeutung könnte auch von einem Psychologen stammen. Die Erklärung liefert nur einen Philosophischen Ansatz. Sollte man von einem Kirchenmann (immerhin Bischof)
nicht eine religiöse Bedeutung erwarten?
Wo bleiben Verweise auf die Heilige Schrift?
Kein einziges Bibelzitat. Und das, obwohl die Heilsgeschichte gerade dort zu finden ist. Die Briefe des Neuen Testaments würden die Erklärung liefern.
Wenn ich Brot möchte, gehe ich zum Bäcker.
Blumen kaufe ich beim Gärtner.
Jesus sagte immer wieder: "Es steht geschrieben!" Warum verweist der Herr Bischof nicht auf die Schrift?

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