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Pfeffer & Wiesner: Die Ermittler von Sarajevo

Von Markus Staudinger   10.Juli 2014

Der Mann war 43, ein penibler Jurist – früher Richter, seit drei Jahren im Außenministerium: Am 10. Juli 1914 schickt das Ministerium Friedrich Ritter von Wiesner nach Sarajevo.

Wiesner, gebürtiger Wiener und Absolvent des Stiftsgymnasiums Kremsmünster, soll an Ort und Stelle die Suche nach Beweisen für eine Verwicklung Serbiens in das Attentat auf Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Gattin Sophie vorantreiben.

Wiesners Telegramm nach Wien

Am 11. Juli kommt Wiesner per Zug in Sarajevo an. Dort leitet seit dem 28. Juni Gerichtssekretär Leo Pfeffer die Ermittlungen. Er ist es, der die Verhöre mit dem Attentäter Gavrilo Princip und dessen Komplizen geführt hat. Einer von ihnen, der Lehrer Danilo Ilic, hat ausgepackt – und vage Anhaltspunkte für eine Beteiligung Belgrads geliefert. Viel mehr aber hat Pfeffer bis zu diesem Zeitpunkt nicht herausgefunden.

Das fasst Wiesner zwei Tage nach seiner Ankunft in der bosnischen Hauptstadt in einem Telegramm nach Wien denn auch so zusammen: "Mitwisserschaft serbischer Regierungsleitung an Attentat oder dessen Vorbereitung (...) durch nichts erwiesen oder auch nur zu vermuten."

Das von Wien erhoffte Ergebnis war das nicht. Immerhin: "Durch Aussagen Beschuldigter kaum anfechtbar festgestellt, dass Attentat in Belgrad beschlossen und unter Mitwirkung serbischer Staatsbahnbeamten (...) vorbereitet" , schreibt Legationsrat Wiesner weiter.

Das zumindest ist ein Ansatzpunkt für das Ultimatum, das Wien an Serbien richten will.

Dem eigentlichen Drahtzieher des Attentats, dem serbischen Geheimdienstchef Dragutin Dimitrijevic – in Serbien unter dem Namen Apis bekannt und gefürchtet – kommen weder Pfeffer noch Wiesner auf die Spur.

Leo Pfeffers literarische Ehren

Leo Pfeffer kommt später zu literarischen Ehren. Der Schriftsteller Milo Dor stellt ihn in den Mittelpunkt seines 1982 erschienenen Romans "Der letzte Sonntag". Auch Film und Theater widmeten sich heuer Leo Pfeffer.

In der Theateradaption von Dors Roman (uraufgeführt am Theater in der Josefstadt) sowie im Fernsehfilm "Das Attentat" stellt er sich gegen Kriegstreiber in Politik und Militär – und gibt erst nach sinistren Machenschaften seiner Gegner dem Druck nach. Wiesner und Pfeffer begegnen sich auf Film und Bühne in gegenseitiger Abneigung.

Historische Belege gibt es dafür allerdings keine.

"Tagespost" vom 10. Juli 1914

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