Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

"Ein unvergängliches Symbol des Mutes"

Von Manfred Wolf, 15. Mai 2021, 15:48 Uhr
Der russische Botschafter Dmitri Ljubinski überreichte den Tapferkeitsorden an Anna Hackl. Bild: MKÖ/Philipp

Die Schwertberger Bäuerin Maria Langthaler erhielt posthum den Tapferkeitsorden der Russischen Föderation.

Samstagmittag überreichte der russische Botschafter Dmitri Ljubinski der Schwertbergerin Anna Hackl im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen den Tapferkeitsorden der Russischen Föderation. Anna Hackl, die vor wenigen Tagen ihren 90. Geburtstag gefeiert hatte, nahm diesen für ihre 1975 verstorbene Mutter, Maria Langthaler, entgegen, die in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs die beiden russischen Häftlinge Mihail Rybtschinkij und Nikolay Zemkalo versteckt hielt. Die beiden waren zuvor aus dem KZ Mauthausen ausgebrochen und fanden im Hof der Familie Langthaler für drei Monate Zuflucht – bis zum Kriegsende

„Die Heldentat Ihrer Mutter und Ihrer ganzen Familie bleibt ein unvergängliches Symbol des Mutes und der Barmherzigkeit“, sagte Ljubiski bei der Übergabe im ehemaligen Block 20 des heutigen Memorials Mauthausen, jenem Todesblock, aus dem die beiden russischen Offiziere am 2. Februar 1945 gemeinsam mit rund 500 russischen Mithäftlingen ausgebrochen waren – die Hatz an den Ausbrechern ging als sogenannte „Mühlviertler Hasenjagd“ in die Geschichtsbücher ein. Auch die Zivilbevölkerung beteiligte sich in großem Maße an dieser Hatz. Nur wenige Familien halfen, indem sie Wäsche und Erdäpfel vor die Tür stellten oder sogar, wie Familie Langthaler, Ausbrecher versteckten – obwohl dies strengstens verboten war. 

Die Heldentat von Familie Langthaler würdigte Russlands Präsident Wladimir Putin, indem er am 29. März die Urkunde persönlich unterschrieb. Eine Heldentat, wie auch der Botschafter in seiner Ansprache hervorhob: „Als Maria und Johann Langthaler den Flüchtlingen in ihrem Haus Zuflucht gaben, die ausgehungerten und verwundeten Rotarmisten während 92 Tagen versteckten, ernährten und pflegten, riskierte die ganze Familie – ohne Übertreibung – ihre Zukunft und ihr Leben. Es gab solche Leute wie Maria Langthaler und ihre Familie, die trotz ständiger Lebensgefahr Menschlichkeit bewahrten und bereit waren, sich für andere leidende Menschen, unabhängig von ihrer Nationalität und ihrem Glauben, zu opfern. Gerade solche Persönlichkeiten wie die Langthalers sind für uns alle Leuchttürme und Nachahmungsideale.“

Bild: MKÖ/Philipp

„Ich bin sehr stolz darauf, dass meine Mutter nach so vielen Jahren eine solche Auszeichnung erhält. Meine Mutter war eine ganz mutige Frau“, sagt Anna Hackl, die seit mehr als 25 Jahren in die Schulen in ganz Oberösterreich fährt, um diese Geschichte zu erzählen. Anna Hackl war damals 13 Jahre alt, ihr wurde bei der Rettung der beiden Flüchtlinge ebenfalls eine große Rolle zuteil.

Diese Bereitschaft, Schüler über das Geschehene zu informieren, die Anna Hackl bis vor dem Ausbruch der Pandemie wahrnahm, empfindet der Botschafter im OÖN-Gespräch als besonders bedeutend: „Wir hatten darüber am Vormittag bei Anna Hackl ein bewegendes Gespräch. Was ihre Familie gemacht hat ist eine Heldentat für die Geschichtsbücher, wir müssen uns immer der wahren Helden dieser schrecklichen Zeit bewusst sein. Vor allem aber ist es für die Jugend besonders wichtig, über solche unglaublichen Geschehnisse zu reden. Die Zeit vergeht, es kommen neue Generationen zur Welt, aber die damaligen Ereignisse dürfen in unserem Gedächtnis nicht verblassen.“

Auch Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees, war bei der Verleihung einen Tag vor der internationalen Befreiungsfeier in Mauthausen dabei: „Die Familie Langthaler hat durch ihr Handeln und ihren Mut in schwierigen Zeiten bewiesen, dass Zivilcourage Leben retten kann.“

Der Tapferkeitsorden ist eine der höchsten Auszeichnungen der Russischen Föderation, mit dem russische und ausländische Staatsbürger ausgezeichnet werden, die Opferbereitschaft, Mut und Tapferkeit bei der Rettung von Menschenleben unter außerordentlichen Bedingungen bewiesen haben. Eine Ehrung für Maria Langthaler seitens des offiziellen Österreichs gibt es bis dato allerdings nicht. 

Mehr zum Thema
Geschichte

Ein Denkmal des Mutes

Am 2. Februar 1945 brachen aus dem Konzentrationslager Mauthausen rund 500 Häftlinge aus.

Mehr zum Thema
Stunde Null

5. Mai, KZ Mauthausen

Mindestens 90.000 Menschen kamen zwischen 1938 und 1945 im Lagerkomplex des KZ Mauthausen ums Leben. 90.000, das ist nicht nur eine Zahl.

mehr aus Geschichte

Franz I. oder die Angst vor zu viel Bewegung

Kaiser Karl – der Erste und Letzte

Das Geld der Habsburger

Otto – Habsburger, Österreicher, Europäer

Autor
Manfred Wolf
Ressortleiter Lokales
Manfred Wolf
Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

13  Kommentare
13  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
LASimon (11.144 Kommentare)
am 16.05.2021 12:54

Über die Familie Langthaler und ihre Heldentat gibt es übrigens einen TV-Film aus dem Jah 1994: "Hasenjagd - Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen". Ich sah ihn vor Jahren, er ist extrem beeindruckend.

lädt ...
melden
antworten
getroffener (527 Kommentare)
am 16.05.2021 11:04

Tiefe Verneigung! Vorbild!

lädt ...
melden
antworten
ChristianMuellner (43 Kommentare)
am 16.05.2021 10:26

Meine Hochachtung für Menschen, wie die Familie Langthaler. Sie stellten sich auf die Seite der Menschlichkeit, trotz möglicher Gefahr für das eigene Leben.
Sicherlich gebührt diese Auszeichnung Russlands. Die Haltung Russlands erzeugt allerdings Kopfschütteln in Verbindung mit einer der anerkannten Opfergruppen der NS Zeit: Jehovas Zeugen. Diese kleine Religionsgemeinschaft verweigerte sich Hitler. Das schloss ein, keinen Kriegsdienst zu leisten und nicht in der Rüstungsindustrie mitzuarbeiten. Nicht nur bei dem Angriff auf Russland waren sie entweder in KZ's, oder wie Jägerstätter bereits hingerichtet. Diese Haltung von Jehovas Zeugen wird von Historikern als Widerstand gewertet. Statt das das offizielle Russland diese Tatsache würdigt, werden Jehovas Zeugen dort seit 2017 systematisch verfolgt und zu Haftstrafen bis zu 7 einhalb Jahren verurteilt.
Welche Ungleichbehandlung! Helden hier, Kriminelle dort. Man versteht es nicht.

lädt ...
melden
antworten
ChristianMuellner (43 Kommentare)
am 16.05.2021 10:35

Im KZ Mauthausen waren übrigens auch 450 Zeugen Jehovas eingesperrt.

lädt ...
melden
antworten
redniwo (1.426 Kommentare)
am 16.05.2021 06:07

Hm. Da gab es nicht nur den langthaler hof, wo normal empfindende bauer und häuslleut kzler versteckt haben. Wäre gut wenigstens diese tatsache nach hründlicher recherche im artikel erwähnt zu haben.

lädt ...
melden
antworten
( Kommentare)
am 15.05.2021 21:02

Besonders beschämend: "Auch die Zivilbevölkerung beteiligte sich in großem Maß..."

Ja, so sind sie, die Parteihörigen. Damals und heute!

lädt ...
melden
antworten
sol3 (13.727 Kommentare)
am 15.05.2021 19:15

Heute kriechen wieder alle vor den Nachfolgern von damals.

lädt ...
melden
antworten
( Kommentare)
am 16.05.2021 08:27

Völlig richtig, antidemokratisches Gedankengut ist wieder salonfähig geworden.

Rückschritt ist der neue Fortschritt, nicht zuletzt "dank" des jüngsten Regierungschefs in der österr. Geschichte.
Ein ewiggestriger antidemokrat im Körper eines jungen Mannes...

lädt ...
melden
antworten
Hans1958 (3.159 Kommentare)
am 15.05.2021 16:32

Da musß man schon enormes Gottvertrauen haben, um diese mutige Tat zu vollführen, denk ich....Diejenigen, die das nicht gemacht haben, kann man aber auch nicht verurteilen, ausser diejenigen, die sich aktiv an der sog. Hatz beteiligt haben.

lädt ...
melden
antworten
Sandkistenschreck (6.580 Kommentare)
am 15.05.2021 21:10

Widerstand kann viele Gesichter haben, jede Form des Widerstands war wertvoll. Mitläufertum und direkte Tatbeteiligung sind zu verurteilen. Man kann da - glaube ich - den damaligen Zeitgenossen durchaus vertrauen in ihrer Einschätzung, wer moralisch verkommen war, und ob sie es ggf. selbst waren.

lädt ...
melden
antworten
lester (11.380 Kommentare)
am 15.05.2021 16:26

Hochachtung und Respekt vor dieser Familie .

lädt ...
melden
antworten
lester (11.380 Kommentare)
am 15.05.2021 17:41

Und das waren viel zuviele. Haben z. B. die Menschen in Mauthausen bei den nichtsvon den Transporten zum Lager hinauf gesehen?

lädt ...
melden
antworten
Nonaned (844 Kommentare)
am 15.05.2021 18:56

Die behaupten ja heute oft, dass sie nix gewusst haben. Dass die halbverhungerten zu tausenden über den Marktplatz rauf zum Lager getrieben wurden, haben auch viele nicht mitbekommen.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen