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Österreicher, die den 11. September 2001 in New York miterlebten

Von nachrichten.at/apa, 11. September 2021, 00:04 Uhr

Auch einige Österreicher erlebten den 11. September 2001 in New York mit, teils waren sie direkte Augenzeugen der Anschläge. Hier Auszüge aus ihren Berichten.

HERBERT BAUERNEBEL

Der damalige USA-Korrespondent des Magazins "News" saß an seinem Schreibtisch im 31. Stock eines Appartementhauses im Süden Manhattans, nur ein paar hundert Meter östlich des World Trade Center. Seine Eindrücke schilderte er im Buch "Und die Luft war voller Asche", ein Augenzeugenbericht. Bauernebel machte sich auf den Weg zum "Ground Zero" und wurde selbst zum Opfer:

"Ich drehe mich um, sehe hinabstürzende Gittermuster, die durch die silbrige Aluminiumverkleidung so charakteristische, längs gestreifte Außenfassade des World Trade Center. Bruchstückhaft nimmt mein Gehirn die Bilder wahr: Die Muster bewegen sich rasend schnell nach unten!", schrieb er. Der Südturm des WTC stürzte ein. Bauernebel flüchtete - vermeintlich - vor der Staubwolke unter einen Lkw, ist dort dem Ersticken nahe und rettet sich schließlich in ein China-Restaurant - eine graue, staubbedeckte Geistergestalt wie so viele, die in den Tagen darauf die Bilderstrecken von Medien auf der ganzen Welt dominieren sollten.

BRIGITTE MORITZ

Die damals 28-jährige Wienerin arbeitete im September 2001 als Tourenorganisatorin in den USA und erlebte den Angriff auf die Stadt live mit. "Danach war es wie eine Geisterstadt, es war überhaupt kein Verkehr mehr. Es war direkt unheimlich", sagte sie zum zehnten Jahrestag von 9/11 zur APA. "Die Stadt, die voll Energie und Leben war, war plötzlich tot." Allem zum Trotz ging Moritz am Tag des Anschlags in Büro. "Ich hab die Rauchwolke gesehen. Erst in der Arbeit haben wir im Radio gehört, dass ein Flugzeug in die Twintowers geflogen ist."

Zunächst dachten sie und ihre Kollegen noch an einen Unfall, bis die zweite Maschine ins World Trade Center krachte. "Das war ganz heavy. Ich hab' noch schnell meine Mutter angerufen und ihr gesagt, dass ich sicher im Büro sitze. Das war auch sehr hilfreich, denn dann sind die Leitungen blockiert gewesen." Nach und nach kamen alle anderen Kollegen ins Büro. An Arbeit war nicht mehr zu denken. "Wir saßen gebannt vor dem Fernseher. Wir haben nicht glauben können, was da los ist." Die meisten haben versucht, ihre Angehörigen zu erreichen. "Stefan (ihr Ehemann, Anm.) war in der U-Bahn und ist dort festgesteckt. Er musste evakuiert werden."

KASPER KOVITZ

Ein späterer Arzttermin rettete dem Künstler Kasper Kovitz das Leben. Er und seine Frau sollten nach eigener Darstellung am Morgen des 11. September 2001 von Queens, wo sie lebten, in eine Ordination in Manhattan gegenüber den Zwillingstürmen kommen. Doch noch bevor sie Richtung Manhattan losfuhren, flog die erste Maschine in das World Trade Center. "Ich hab noch den Arzt angerufen und gefragt, ob wir zu dem Termin noch kommen sollen, da meinte er: 'Seid ihr wahnsinnig, kommt ja nicht, wir werden evakuiert!'", erzählte der Künstler im APA-Gespräch.

In Queens liefen die Menschen auf einen nahe gelegenen Hügel Richtung Long Island oder kletterten auf die Dächer ihrer Häuser. Von solchen Anhöhen sah auch Kovitz nicht nur das brennende WTC, sondern auch den Einsturz der Türme. "Über die Brücke Richtung Queens kamen die Leute zu Fuß raus aus Manhattan. Sie sind bei uns auf der Straße vorbeigegangen und wir haben ihnen Wasser angeboten", erzählte der gebürtige Wiener. "Es war ein irrer Schock und wirklich schwer zu fassen, was da passiert ist." Im ersten Moment vergaß Kovitz sogar, seinen Eltern zu sagen, dass es ihm gut geht, bevor die Leitungen zusammengebrochen waren.

Eine riesige Staubwolke und ein fürchterlicher Geruch zogen über die Stadt. "Das hat nicht wie ein verbranntes Haus gerochen", so Kovitz. "Man hat uns geraten, sich dem nicht auszusetzen." Über Nacht verwandelte sich New York in eine unheimlich freundliche Stadt. "Jeder hat den Feuerwehrmännern und Polizisten gewunken und gesagt 'unsere Helden', das war ein halbes Jahr so", erzählte Kovitz.

HERMANN REINER

Der Spitzengastronom war von 1978 bis 1991 im Windows on the World, dem Restaurant ganz oben im Nordturm tätig. Dort arbeitete er sich bis zum "Director of Operation", die zweithöchste Position, hoch. Das Restaurant schloss nach den ersten Anschlägen auf das WTC 1993 und wurde 1996 wiedereröffnet - ohne den Spitzengastronom Reiner, der aber in New York in der Gastronomie tätig blieb. Als er nach 9/11 Bekannte anrief, um nachzufragen, wie es ihnen geht, musste er feststellen: Vier frühere Kollegen vom Windows on the World, die dort wieder angefangen hatten, waren umgekommen - insgesamt waren es 72 Mitarbeiter der Belegschaft.

Reiner, der zum 10. Jahrestag von 9/11 der APA ein Interview gab, hat den 11. September 2001 in New York persönlich miterlebt. Als er zu Hause im East Village noch frühstückte und am Computer Arbeiten erledigte, kamen auf CNN die Nachrichten herein. Beim ersten Einschlag dachte auch Reiner noch an eines jener Sportflugzeuge, die oft entlang des Hudson River flogen, und auf die er früher vom Nordturm aus "runterg'schaut" hatte. Nach dem zweiten Einschlag machte er sich mit einem kleinen Radio und Kopfhörern zu Fuß zick-zack auf den Weg in sein damaliges Büro. U-Bahn und Busse fuhren nicht mehr. Während er die Nachrichten an dem strahlend schönen Tag hörte, kamen ihm die Massen entgegen. "Jeder hat nur gestarrt, nicht begriffen." Einige blieben an Fernsehern in Auslagen stehen, um zu erfahren, was passiert.

"Auf einmal die große Staubwolke, man hat nichts gesehen, es war alles eine Wolke." Der erste Turm war eingestürzt. Von Tausenden "gehetzten Gesichtern" berichtete Reiner - die vom Schock gekennzeichneten Leute seine teils gerannt - und von einer "unbeschreiblichen Stille": "Wenn man so viele Leute sieht, würde man glauben, dass es laut ist. Aber jeder war für sich." Hermann Reiner gelangte schließlich in sein Büro, wo er aber schließlich sagte: "Wir machen zu. Geht alle nach Hause." Dann erreichte er trotz gestörter Handy-Kommunikation seine Frau; am Abend erreichten sie beide wieder sicher die Wohnung. Zugleich riefen Reiner Journalisten aus Österreich an, die ihn aus seiner Zeit im Windows on the World kannten und zu den Ereignissen befragen wollten. "New York war tot für zwei, drei Wochen", sagte Reiner. Noch zehn Jahre danach wollte sich Reiner seine guten Erinnerungen nicht zerstören lassen. "Für mich sind die zwei Türme noch da!", sagte er damals.

BRUNO FREYTAG

Der Kärntner war damals österreichischer Handelsdelegierter in New York. Von seinem Bürofenster aus sah er die Türme des WTC einstürzen. Die wirtschaftlichen Folgen für die USA durch die Terroranschläge waren vielfältig, erinnerte er sich im Gespräch mit der APA zehn Jahre danach. "9/11 hat die USA mit einem Schlag verändert", sagte Freytag. Die Obsession für Sicherheit sei in New York zum alles bestimmenden Thema geworden. Kurzfristig seien in New York ein Jahr die Touristen völlig weggeblieben, bis zur Normalisierung habe es zwei Jahre gedauert. Erst zu Weihnachten 2003 habe sich der Tourismus wieder normalisiert. Auch die Einzelhandelsumsätze seien im "Big Apple" kurzfristig stark zurückgegangen.

Seine Erlebnisse in New York am 11. September 2001 hätten ihn schon schockiert, aber traumatisiert sieht sich Freytag nicht. "Traumatisiert sind die Leute, die in den Türmen drinnen waren, und gerade noch herausgekommen sind." Dies habe etwa ein Kollege von der italienischen Handelskammer erlebt. Schockierend sei für ihn aber gewesen, dass die Anschläge ausgerechnet in New York passierten. Daraus habe er gelernt: "Es gibt keinen Ort wo du sicher bist."

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