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Fußabdrücke der Twin Towers

Von Peter Grubmüller, 11. September 2021, 00:04 Uhr
Fußabdrücke  der Twin Towers 
Wo einst die Zwillingstürme standen, erinnern heute zwei Brunnen an die 2983 Toten. Bild: Jin Lee/911 Memorial

Was blieb von den beiden Türmen, die über Jahrzehnte die Skyline von New York dominierten? Eine Reise zum Ground Zero …

"Reflecting Absence" heißen die zwei riesigen quadratischen Becken aus schwarzem Granit – benannt nach ihrer Mission: Sie reflektieren die Abwesenheit der 2983 Menschen, die am 11. September 2001 und bei den folgenden Hilfs- beziehungsweise Aufräumarbeiten ums Leben gekommen sind, sowie von jenen sechs, die beim Bombenanschlag auf das World Trade Center (WTC) am 26. Februar 1993 gestorben sind.

2011 wurden diese fulminanten Krater des Gedenkens eröffnet, entworfen vom israelisch-amerikanischen Architekten Michael Arad, eingebettet in das 6,5 Hektar große Park-Ensemble mit rund 400 Bäumen des Landschaftsentwicklers Peter Walker. Die Namen aller Opfer sind in Bronze gestanzt nachzulesen.

Unter 5201 Wettbewerbsbeiträgen hatte sich 2004 eine 13-köpfige Jury für diesen Entwurf entschieden. Seit 2016 ist diesem Platz der Erinnerung ein Bahnhof namens "Oculus" aus weißem Stahl in der prägnanten Skelett-Bauweise des spanischen Architekten Santiago Calatrava vorangestellt.

Arad hat die beiden Quadrate, über denen sich die Türme einst erhoben, in – wie er es bezeichnet – "Fußabdrücke" verwandelt. Aus den Wänden der Negativformen läuft das Wasser so gut wie lautlos in die Tiefe und verschwindet zehn Meter unter Straßenniveau im jeweiligen Zentrum der zwei so wunderbar zurückhaltend wie poetisch an die Opfer gemahnenden Monumente. Nichts stellt hier den oberflächlichen Schrecken aus – mitten im New Yorker Getöse öffnet und vertieft sich ein Ort der Besinnung und Trauer.

Fußabdrücke  der Twin Towers 
Die Namen der Verstorbenen sind in die Umrahmung eingestanzt. Bild: Jin Lee/911 Memorial

Zeugnisse des Horrors

Wer diese schwarzen Monolithen der Erinnerung verinnerlicht, muss das angeschlossene Memorial Museum, in das man über einen versetzten Glaspavillon gelangt, nicht unbedingt besuchen. In den Katakomben des Ground Zero bis zu 21 Meter unter der Erde verästelt sich eine Sammlung des Grauens, bewacht von schwer bewaffneten Sicherheitskräften, die jeden Besucher untersuchen und durchleuchten. Es sind stählerne Fragmente der Zwillingstürme und von Menschen übrig gebliebene Zeugnisse des Horrors, die hier den Weg nach unten zur gewaltigen Dichtungsmauer zum Schutz vor dem Wasser des Hudson River führen. In diesem Labyrinth rasten die Vitrinen mit staubbedeckten Schuhen, verkohlten Ausweisen, Schlüsseln, Thermoskannen und etlichen anderen Habseligkeiten der Opfer. Außerdem wurde mit einem Kran ein Feuerwehrauto, das beim Zusammensturz des WTC zerstört wurde, in die Räume hinuntergelassen. Insgesamt umfasst die Sammlung "9/11 Memorial Museum" 12.500 Objekte.

Eine Zeitleiste samt projizierter Route des United-Airlines-Fluges 93 setzt am 11. September um 8.46 Uhr an, als das Flugzeug in den ersten Turm einschlug. Auf einer "Wall of Faces" sind Fotos der Gesichter fast aller Opfer zu sehen. In den bloß karg beleuchteten Winkeln der Räume werden Notrufe der Opfer, Erzählungen Überlebender und Mailboxnachrichten von Menschen im Angesicht des Todes akustisch inszeniert. In einem CNN-Interview von 1996 erklärt Osama bin Laden den USA den Krieg. Damals hatte ihn die Welt nicht ernst genommen. In diesen Räumen, aber vor allem unter dem Eindruck von "Reflecting Absence" bekommen seine Worte ein anderes Gewicht. Die Hintergründe oder Folgen des Terrors klammert die Untergrund-Ausstellung völlig aus, vielmehr stützt sie die patriotische Selbstbestätigung einer verwundeten Weltmacht.

Fußabdrücke  der Twin Towers 
Das Feuerwehrauto im 9/11 Memorial Museum am Ground Zero Bild: Jin Lee/911 Memorial

Tipps für New-York-Reisende

9/11 Tribute Museum
Das Museum: Das 9/11 Tribute Museum geht auf eine Initiative zurück, in der Angehörige der Opfer der New Yorker Feuerwehr organisiert sind. Das Museum nahm seine Arbeit fünf Jahre nach dem 11. September auf und übersiedelte im Juni 2017 in die nahe Ground Zero gelegene 92 Greenwich Street. Rund eintausend Freiwillige, die mit den Ereignissen des 11. September in Verbindung stehen, teilen mit Besuchern ihre persönliche Geschichte. Ein Besuch des Museums oder die Teilnahme an einem Rundgang ist mehr als eine gute Alternative zu dem oft ausgebuchten nationalen 9/11-Museum.
Adresse: 92 Greenwich Street, New York, New York 10006
Weitere Infos: 911tributemuseum.org

9/11 Museum Workshop
Das Museum: Gary Marlon Susons Hausmuseum im Meatpacking District öffnete 2005 und ist damit das älteste Museum, das sich der Aufarbeitung des 11. September widmet. Es basiert auf der Arbeit des Fotografen Gary Marlon Suson, der im Auftrag der New Yorker Feuerwehr über sieben Monate die Bergungsarbeiten am Ground Zero hinter der Kamera begleitete. Inspiriert von einem Besuch im Anne-Frank-Haus, schuf er ein intimes Zeugnis der Ereignisse des 11. September. Das audiovisuelle Museum bietet sich als idealer Startpunkt für Familien mit Kindern an, die hier nicht überwältigt werden.
Adresse: 420 West 14th Street, Floor 2, New York, New York
Weitere Infos: groundzeromuseumworkshop.org

9/11 Memorial Museum
Das Museum: Das 9/11 Memorial Museum spielt in einer Liga für sich. Die Ausstellungsfläche von 10.000 Quadratmetern erstreckt sich über sieben Etagen. Die Besucher werden über eine Rampe in den Bau und die Geschichte von 9/11 hineingezogen. Das Herz des Museums ist erst für Jugendliche über zehn Jahre offen, denn die Präsentation der Artefakte hat es in sich. Von Stahlträgern aus den Zwillingstürmen über einen schwer beschädigten Feuerwehrwagen bis hin zum 9/11-Kreuz können sich Besucher in den Tausenden zur Schau gestellten Fund- und Erinnerungsstücken verlieren. Ein Höhepunkt jeder New-York-Reise.
Adresse: 180 Greenwich Street, New York, NY 10007
Weitere Infos: www.911memorial.org

Bildergalerie: 9/11-Museum öffnet die Tore

9/11-Museum
9/11-Museum (Foto: EPA) Bild 1/32
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Autor
Peter Grubmüller
Ressortleiter Kultur
Peter Grubmüller

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