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Die Große Depression

Von Hermann Neumüller, 24. Oktober 2015, 00:04 Uhr
Die Große Depression
Bild: OÖN Archiv

In den letzten Oktobertagen des Jahres 1929 löste der Zusammenbruch der New Yorker Börse in der Wall Street die weltweite Wirtschaftskrise aus. Der berüchtigte Schwarze Freitag war eigentlich ein Donnerstag.

  • In den letzten Oktobertagen des Jahres 1929 löste der Zusammenbruch der New Yorker Börse in der Wall Street die weltweite Wirtschaftskrise aus. Der berüchtigte Schwarze Freitag war eigentlich ein Donnerstag.

Schwarzer Freitag

Für die Weltwirtschaft war es der GAU, für Millionen Menschen eine bittere Zeit des Elends. Mit dem Kollaps der Wall Street in den letzten Oktobertagen 1929 hob sich der Vorhang für das Drama, das als Große Depression in die Geschichte einging: Börsenstürze ins Bodenlose, Abertausende Banken und Firmen ausgelöscht, endlose Schlangen vor den Suppenküchen. Ausgangspunkt waren die USA, aber es blieb kaum ein Land verschont.

Bis zum Sommer 1932 verloren die US-Börsenkurse fast 90 Prozent ihres Wertes, bis zu seinem Tiefpunkt zog sich das Debakel fast drei Jahre lang hin. Millionen amerikanische Anleger, vom Arbeiter bis zum superreichen Spekulanten, verloren all ihre Investitionen.

Industrieproduktion und Außenhandel brachen zusammen. In den USA war 1932 jeder Vierte ohne Job, die Wirtschaftsleistung schrumpfte dramatisch. Millionen in Amerika verloren ihr Obdach. Wer Hunger litt, wühlte in Müllhalden und Abfalltonnen nach Essbarem. Erst mit dem Zweiten Weltkrieg endete die globale Wirtschaftskrise.

Die "Goldenen Zwanziger"

Dabei hatte alles so schön mit dem Boom der "Goldenen Zwanziger" begonnen. Von 1925 bis zum September 1929 erlebte die Wall Street eine wahre Kursexplosion. Im letzten Jahr vor dem Crash verschärfte sich die Zockerei an der Börse dramatisch: Zeitweise konnten Spekulanten mit nur zehn Prozent Anzahlung Aktien auf Pump kaufen. Dazu kamen schlimmste Marktmanipulationen, Wertpapierbetrügereien und alle nur denkbaren Exzesse einer Superhausse.

Am Donnerstag, dem 24. Oktober, begann der Wall-Street-Kollaps am Vormittag mit dramatischen Kurseinbrüchen – die schlimme Nachricht erreichte Europa erst einen Tag später, daher "Schwarzer Freitag". US-Banken griffen mit Stützungskäufen ein, stabilisierten den Dow-Jones-Index zunächst. Am Montag dann brach die Welt an der Wall Street endgültig zusammen. In einer beispiellosen Verkaufspanik verlor der Index am "schwarzen Montag" 13 Prozent. Ein Einbruch von zwölf Prozent folgte noch einmal am Dienstag, dem 29. Oktober – jener Tag, den viele Historiker als Beginn der Großen Depression sehen.

Nazis nützten Verunsicherung

Kaum ein anderes Land wurde von dem weltweiten Absturz so hart getroffen wie Deutschland, nirgendwo sonst waren die politischen Folgen so eng verknüpft. Die zur Macht strebenden Nationalsozialisten missbrauchten die Verunsicherung der Deutschen, machten Reparationszahlungen an die Sieger des Ersten Weltkrieges für die rasch steigende Arbeitslosigkeit verantwortlich. Investitionen waren vor allem mit Hilfe von Krediten aus den USA finanziert.

Im Herbst 1930 errangen die Nazis einen phänomenalen Wahlerfolg, erschrocken zogen ausländische Geldgeber ihre Darlehen ab, Deutschland stürzte in einen Abwärtsstrudel. Waren 1929 noch 1,6 Millionen Menschen ohne Job, schwoll ihre Zahl nur drei Jahre später auf mehr als sechs Millionen an. Nach Einschätzung von Historikern gelangte Adolf Hitler genau zu dem Zeitpunkt an die Macht, als die Krise ihre Talsohle durchlaufen hatte.

 

Warum haben wir Angst vor dem großen Börsen-Crash?

Warum haben wir Panik?

Aktien sind krisenfester als Gold, das haben sie über Weltkriege und große Depressionen hinweg bewiesen.

Wer 1926, also recht knapp vor dem bisher größten Börsen-Desaster der Geschichte im Jahr 1929, 100 US-Dollar in US-Aktien investierte, hat heute ein Vermögen von rund 460.000 Dollar, wenn er die erhaltenen Dividenden reinvestiert hat. Dazwischen lagen die große Weltwirtschaftskrise, ein Weltkrieg und eine Reihe von weiteren Börsen-Crashs.

Warum haben wir Angst vor dem großen Börsen-Crash?
Krisen werden weggesteckt Bild: APA

Kaum eine Anlageklasse ist so krisenresistent wie Aktien. Wer beispielsweise im selben Jahr um 100 Dollar Gold gekauft hätte, läge jetzt bei 5800 Dollar. Trotzdem sehen wir Gold als idealen Krisenschutz an, nicht Aktien.

Einen Erklärungsansatz haben die Wirtschaftspsychologen. Wir haben panische Angst vor Verlusten. Ein möglicher Gewinn kann diese Verlustangst nicht kompensieren. Auch wenn uns solche Langfrist-Vergleiche alle zu Aktionären machen müssten, haben wir viel zu viel Angst, dass eine Aktie kurz- oder auch mittelfristig 20, 30 oder gar 80 Prozent an Wert verlieren könnte.

Was freilich derartige Langfrist-Vergleiche etwas problematisch macht, ist die Tatsache, dass dafür ein Index, also ein Bündel von Aktien, herangezogen wird. Einzelne Aktien können sehr wohl wertlos werden – und das ist gar nicht einmal so selten. Mit einer Aktie erwirbt man eine Beteiligung an einem Unternehmen. Wenn dieses in die Pleite rutscht, ist natürlich das Geld futsch.

Eine Wirtschaftskrise geht fast immer mit einem Crash an den Börsen einher. Man darf hier freilich nicht Ursache und Wirkung verwechseln. Die Aktienmärkte sind eine Art Fieberthermometer der Wirtschaft, allerdings übertreiben sie maßlos, sowohl zuvor nach oben als auch danach nach unten.

Bei der Finanzkrise nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 waren die Aktienbörsen nicht der Auslöser. Sie waren eher eines der vielen Opfer. Und man sollte auch eines nicht vergessen: Die Aktienkurse erholten sich recht rasch wieder. Schon ab März 2009 ging es wieder bergauf – und zwar fast ohne Unterbrechung bis heute.

Der Kreis schließt sich. Während Sparbuch- und Bausparer unter den niedrigen Zinsen leiden, sind die Aktienkurse längst wieder über Vorkrisen-Niveau. Aber die Angst vor dem großen Börsen-Crash ist immer noch da.

 

Oktober 1929

Oktober 1929

Im Oktober 1929 kollabierte nicht nur die New Yorker Börse. Was noch in diesem Monat geschah, haben wir für Sie recherchiert.

  • 3. Oktober: König Alexander I. lässt während einer Staatskrise das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen in Jugoslawien umbenennen.
  • 14. Oktober: Der Linzer Bürgermeister Robert Mehr (1886-1935) tritt zurück, weil bei einem Verkehrsunfall mit seinem Dienstwagen ein Mensch ums Leben kam.
  • 24. Oktober: Der feministische Essay „Ein eigenes Zimmer“ von Virginia Woolf erscheint. Im Oktober wird auch Erich Kästners Kinderbuch „Emil und die Detektive“ veröffentlicht.
  • 25. Oktober: Das Linzer Central-Kino bewirbt in der „Tagespost“ den tschechoslowakischen Stummfilm „Erotikon“ als Sittendrama über „das Problem der Erotik in der Ehe und der freien Liebe“.
  • 31. Oktober: In Oberösterreich sind an diesem Tag 14.451 unterstützte Arbeitslose gemeldet, am 16. Dezember sind es bereits 24.964. An der Spitze steht Steyr mit 4810.
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