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Als Karl May Linz besuchte

Von Peter Grubmüller, 31. März 2015, 00:05 Uhr
Karl May
Karl May Bild: dpa

Der große Schwindler: Der Erfinder von „Winnetou“ und „Kara Ben Nemsi“ narrte mit seinen Lügengeschichten die ganze Welt, ein Linzer Fotograf fertigte die Kostümbilder für sein Kasperltheater an.

  • Der große Schwindler: Der Erfinder von „Winnetou“ und „Kara Ben Nemsi“ narrte mit seinen Lügengeschichten die ganze Welt, ein Linzer Fotograf fertigte die Kostümbilder für sein Kasperltheater an.

Karl May in Linz

„Es wird uns mitgeteilt: Doctor Karl May, einer der bedeutendsten und viel gelesensten Schriftsteller der Gegenwart, ist sammt Gemahlin in Linz angekommen und hat im ,Hotel Krebs’ sich einlogiert. Dr. May, via Wien kommend, war dort seitens seiner zahlreichen Leser Gegenstand enthusiastischer Verehrung. Sowohl Bürgerstand, als auch hohe und höchste Aristokratie hat der seltene Mann durch sein schlichtes, herzgewinnendes Wesen bezaubert“, schrieb die Linzer Tagespost am 23. März 1898. 

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Lesen Sie den Bericht über Karl May auf Seite 4, erste Spalte

Und weiter: „Dr. May, ein moderner Odysseus, von dessen gefährlichen Reisen zahlreiche Narben an seinem Körper Zeugnis ablegen, vereinigt in seiner Person die edelsten Geistes- und Herzenseigenschaften.“

„Er ist ein Lump“

Vier Jahre später war May erneut in Linz, aber diesmal nicht, um sich von Menschen feiern zu lassen, sondern er versenkte im Morgengrauen des 9. Oktober zusammen mit dem Linzer Fotografen Adolf Nunwarz 101 Negativplatten seiner Kostümfotos in der Donau. „Er ist ein Lump“, schrieb May über Nunwarz, der nicht autorisierte Abzüge des Mayschen Kasperltheaters verkauft hatte. May fühlte sich im Recht, obwohl er selbst alle zum Narren gehalten hatte.

Villa Nunwarz in Linz Urfahr: Hier wurden die Karl-May-Bilder gedruckt. Bild: (But)
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1842 in Ernstthal in Sachsen geboren, studierte er in Waldenburg und wurde wegen Unterschlagung von sechs Kerzen des Proseminars verwiesen. Nach einer Begnadigung durfte er weiter studieren. May wurde Lehrer, aber nur wenige Wochen lang, weil er einem Kollegen die Taschenuhr stibitzte: sechs Wochen Haft. Kleinere Gaunereien und Hochstapelei brachten ihn insgesamt acht Jahre hinter Gitter, danach schlug er sich als Texter von Fortsetzungsgeschichten durch, der Durchbruch gelang ihm 1892 mit „Carl May’s Gesammelte Reiseromane“. Als „Old Shatterhand“ oder „Kara Ben Nemsi“ schickte er sich selbst als Superman durch eine imaginäre Welt. Je mehr das Publikum ihn liebte, umso deutlicher sickerte die Fiktion in seine Alltagsrealität ein.

Bei Lesungen behauptete er, 1200 Sprachen zu beherrschen und als Nachfolger Winnetous Befehlshaber über 35.000 Apachen zu sein. Um echt zu wirken, ließ er sich in extra geschneiderten Trapperkostümen fotografieren, ein Büchsenmacher aus Radebeul bei Meißen fertigte die Gewehre seiner Helden an: Bärentöter, Silberbüchse, Henrystutzen. Seine Lesungen wurden zu Happenings, und er zeigte – wie in Linz – ungefragt die vernarbten Verwundungen, die ihm Grizzlys und allerlei Feinde zugefügt haben sollen. Er führte einen Doktorgrad, ohne je promoviert zu haben. Als er danach gefragt wurde, gab er an, er hätte den Titel in China erworben.

Kritiker und Zweifler hatten ihn längst umstellt, als er am 22. März 1912 in Wien den pazifistischen Vortrag „Empor ins Reich der Edelmenschen“ hielt. Dabei kam es zum Treffen mit der befreundeten Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner. May starb acht Tage später an „Herzparalyse, acuter Bronchitis und Asthma“. Suttner veröffentlichte am 5. April ihren bekannten Nachruf „Einige Worte über Karl May“. Er endet mit den Worten: „In dieser Seele lodert das Feuer der Güte.“

Mays größter Wurf: Winnetou   Bild: (Archiv)

 

Das Jahr 1898

Das Jahr 1898

Nicht nur Karl May, auch Kaiser Franz Joseph besuchte 1898 die Landeshauptstadt Linz. Was sonst noch in diesem Jahr passierte, haben wir für Sie recherchiert. 

  • 6. Jänner: Deutscher Volkstag für Oberösterreich und Salzburg in Linz
     
  • 8. Februar: Eröffnung des Konzertsaales im Hotel Greif in Wels
     
  • 29. Mai: Erste Fahrt der Pöstlingbergbahn
    Das erste Bruckner-Denkmal in Österreich wird in Steyr enthüllt (Bildhauer Viktor Tilgner)
     
  • 30. Juni: Kaiser Franz Joseph besucht Linz
     
  • 4. Juli: Eröffnung der Bahnlinie Mauthausen–Grein und des Pöstlingberghotels in Linz
     
  • 18. August: In Steyr findet anlässlich des Kaiserjubiläums (50-jährige Regentschaft Kaiser Franz Josephs) die erste oö. Landesausstellung statt.
     
  • 4. Oktober: Der Komponist Hugo Wolf (1860–1903) wird nach einem Selbstmordversuch im Traunsee in einer Landesirrenanstalt interniert.
     
  • 18. Oktober: Höhepunkt der Arbeiterunruhen in Steyr: 1200 Fabriksarbeiter streiken.
     
  • 20. Dezember: Der Neubau des Kaufmännischen Vereinshauses in Linz wird eröffnet.
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3  Kommentare
3  Kommentare
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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 31.03.2015 14:01

Gehn´s Herr Redakteur Grubmüller, weshalb so böse? "Lügengeschichten"? Fast jeder Schriftsteller schöpft aus der Phantasie und hat seine Abenteuer nicht selbst erlebt.

Die einen geben das zu, die anderen tun wirklich so, als wären sie ihre eigenen Helden gewesen. Wenn schon. Wenn das geistig beschränkte Publikum das glaubt, ist es wohl selbst schuld.

Heutzugage bringen es die "Lügenbaron" auch zu Minister-Ehren wie wir an dem sogar "adeligen" Karl-Theodor zu Guttenberg -Beispiel erfahren haben.

Dieser hat aber nicht zu viel Phantasie obwalten lassen, sondern bewusstes Kalkül und war Liebling der Medien, auch der Presse! Stimmt´s?

Die Welt will betrogen werden und heutztage wird sie noch viel primitiver genarrt, als damals vom kleinkriminellen Geschichten-Erfinder Karl May.

Und die Medien spielen diese Narrenpossen meist gerne mit, vor allem, wenn die Protagonisten schillernd oder fesch oder eloquent sind. Das bringt Leser und Geld ein...

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Guentherra (63 Kommentare)
am 28.06.2015 18:27

Genau so läuft das, betrügen und betrogen werden, damald wie auch heute

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snugs (1.658 Kommentare)
am 31.03.2015 11:58

Ich war in meiner Jugend ein Karl May Fan. Sogar heute lese ich hin und wieder seine Roman und bin begeistert mit welcher Genauigkeit er, damals schon Mentalitäten und Landschaften beschrieb. Wer ihn anprangert der muss auch die Stars der Jetztzeit anprangern, denn eins ist unumstritten: als Normalbürger kommst du nie in die erste Reihe

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