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Von fliegenden Herzen und Schmetterlingen

Von Roswitha Fitzinger   01.Februar 2020

Am 14. Februar ist Valentinstag. Der Tag der Liebenden. Sie schenken sich an diesem Tag Blumen, gehen schick zum Essen aus oder überreichen einander kleine Geschenke. Eine Erfindung der (Blumen-)Industrie, meinen nicht wenige. Tatsächlich handelt es sich um eine uralte Tradition, die auch einen religiösen Ursprung hat.

Am 14. Februar begeht die Kirche den Gedenktag des heiligen Valentin. Der Überlieferung nach war er ein armer Priester, der im dritten Jahrhundert frisch verheirateten Paaren Blumen aus seinem Garten schenkte. Außerdem soll er Soldaten, die laut kaiserlichem Befehl unverheiratet bleiben mussten, getraut haben. Was den nicht gerade christenfreundlichen Kaiser Claudius II. veranlasst haben dürfte, Valentin am 14. Februar 269 in Rom zu enthaupten. Valentin wurde in der Folge als Märtyrer verehrt.

Außerdem war im römischen Reich der 14. Februar der Göttin Juno, der Beschützerin von Ehe und Familie, geweiht. Ihr wurden an diesem hohen Festtag Blumen geopfert und man beschenkte Frauen mit Blumen. Die jungen Mädchen gingen zum Juno-Tempel, um ein Liebesorakel sprechen zu lassen. Im Mittelalter kam schließlich der Brauch auf, dass heiratswillige Männer möglichst früh am Morgen ihrer Angebeteten einen Blumenstrauß bringen, denn die Überlieferung besagte, dass ein Mädchen denjenigen heiraten werde, den es am Valentinstag als Erstes erblickt. Die Tradition, Valentin als Patron der Liebenden zu feiern, kam im Mittelalter zunächst in Frankreich, Belgien und England auf. "Valentine greetings" sind erstmals im 14. Jahrhundert nachgewiesene Zeugnisse.

Von fliegenden Herzen und Schmetterlingen

Wilhelm Waid schreibt seiner Maria keine Valentinsgrußkarten, sondern kleine Liebesbriefe. Die beiden sind ein besonderes Liebespaar. Obwohl sie schon über 80 sind, ist ihre Liebe noch jung – Rosen, Liebesbrieferl, Busserl, Kosenamen und Händchenhalten inklusive. Eine Liebesgeschichte aus dem Seniorenwohnhaus St. Anna in Linz.

Das Liebespaar lernte sich im Seniorenheim St. Anna kennen.

"Ich bin so froh, dass wir uns gefunden haben", lautet der erste Satz von Wilhelm Waid. "Wir beide", bestätigt Maria Derntl ihr Glück und schiebt den Rollstuhl von Willi ganz nah zu sich und greift nach seiner Hand. Der Nachmittag ist noch jung. Es ist die Zeit, in der sie einander immer besuchen. Willi hat sein Zimmer auf der Gartenebene, Maria im ersten Stock des Caritas-Wohnhauses St. Anna in Linz. Am Vormittag hätte jeder seine eigenen Sachen zu erledigen, erzählt die 85-Jährige: "Aber wenn es geht, sind wir immer zusammen." Dann liest Willi aus der Zeitung vor, sie lösen Kreuzworträtsel oder drehen gemeinsam eine Runde. "In der einen Hand hab ich den Rollator, in der anderen den Willi", sagt Maria und lacht.

Wer denkt, ihr spätes Glück mache die beiden verlegen, irrt. "Allein wenn ich ihre Stimme gehört hab, hab ich mich schon gefreut", sprudelt es aus dem 90-Jährigen heraus. Wann das zum ersten Mal war, weiß er nicht mehr, "mit Zahlen hab ich es nicht mehr so", sagt er. Aber der Moment ist unvergessen. Es war bei der Gymnastik. Mittwochnachmittags steht im Seniorenwohnhaus immer Turnen auf dem Programm. Da ist sie ihm aufgefallen. "Ihre Stimme hat etwas gemacht mit mir, die Glocken haben geläutet."

Bei Maria gestaltete sich die Sache allerdings etwas komplizierter. Ihr Mann war vor gut einem Jahr gestorben, sie noch voller Trauer. Mehr als ihr halbes Leben hatten sie gemeinsam verbracht, in Pichling Haus gebaut, vier Kinder groß gezogen. "Nach seinem Tod wollte ich sterben, fragte mich ständig, was tue ich hier. Ich will zu meinem Mann", erzählt sie. Eine Traurigkeit, die Willi nicht verborgen blieb, auch wenn er zunächst nicht wusste, woher sie rührte. "Ich dachte nur, ich muss etwas tun." Konsequent suchte er ihre Nähe. Willis Herzdame erinnert sich: "Ich bin ein gläubiger Mensch und als ich ihn auch in der Kirche bei den Gottesdiensten getroffen hab, wusste ich, da gibt es Gemeinsamkeiten."

Willi blieb hartnäckig

Dennoch: Obwohl Maria seine Gesellschaft genoss, reagierte sie kühl. "Ich konnte meine Gefühle zunächst nicht gelten lassen, dachte mir immerzu, mein Gott, ich bin über 80, ich kann mich doch nicht verlieben, wie soll ich das meinen Kindern sagen." Doch Willi ließ nicht locker. Er bat eine Betreuerin ihm ein Geschenk zu besorgen. "Das ist für meine Freundin, hab ich gesagt, obwohl sie es noch gar nicht war", sagt der 90-Jährige und lächelt verschmitzt. Und als Willi mit der roten Rose auf Maria zugerollt kam, waren alle Bedenken weggefegt. "Ich weiß nicht mehr, waren es Herzerl oder Schmetterlinge, die da geflogen sind", gesteht die 85-Jährige frei heraus.

91 Jahre wird Willi Waid nächste Woche. Ein langes Leben, das nicht immer leicht war. Er war zehn Jahre alt, als die Bäckersfamilie der Heimat Südtirol den Rücken kehrte. "Ich musste in der Schule plötzlich Italienisch sprechen, obwohl ich nicht wollte", erinnert er sich. Und so wurde Willi Waid ein Linzer, gründete eine Familie. 48 Jahre war er mit seiner Frau verheiratet. "Sie starb an Brustkrebs. Das war schwer, aber dann hab ich mei Derndl gekennengelernt." So nennt er seine Maria, in Anlehnung an ihren Nachnamen.

Segnungsfeier statt Hochzeit

Seit 9. Oktober des Vorjahres hat ihre Verbindung auch Gottes Segen. "So wild zusammenleben", das wollten sie nicht, und eine Hochzeit "wäre uns zu viel geworden". Stattdessen wurde im Wohnhaus eine Segnungsfeier organisiert.

Der Nachmittag ist weit fortgeschritten, als Willi einen Zettel hervorholt. Es ist ein Liebesbrief, nicht der erste. "Ich hab die schönste Frau der Welt. Viele Bussi für meine Frau Maria. Dein Willi", steht da. Dafür gibt es von der 85-Jährigen ein echtes Bussi auf den Mund. "Das Küssen mussten wir erst wieder üben. Wir waren etwas eingerostet", gesteht Maria lachend und rollt ihren Willi den Gang entlang – eine Hand auf dem Rollator, die andere auf ihrem Willi.

Anna Derntl und Wilhelm Waid haben viel zu lachen.
  • Interview: Psychotherapeut Maximilian Schallauer erklärt, was sich ändert, wenn wir im Alter liebe, und was nicht >> zum Artikel

Valentin für alle Liebenden

Sehnsucht Liebe

Menschen sehnen sich nach Liebe und meinen damit vorbehaltlose Annahme, gegenseitige Verlässlichkeit sowie Verbundenheit auf Dauer. Manchmal wird Liebe mit dem schwindenden Gefühl der Verliebtheit verwechselt. Liebe ist jedoch kein Gefühl, auch wenn sie viele Gefühle auslöst, wie zum Beispiel die Freude aneinander.

Liebe ist Wohlwollen

Ganz nüchtern betrachtet, ist Liebe neben anderem eine Grundhaltung und Entscheidung, jemandem wohlzuwollen und wohlzutun. Wohlwollen und Wohltaten, die verbunden machen, lassen sich nicht kaufen oder erleisten. Diese Zuwendung gibt es nur geschenkt.

Beziehung und Bindung pflegen

Die Dynamiken von Verliebtheit und Liebe sind unterschiedliche. Sich-Verlieben stellt Beziehung her. Wenn diese gepflegt wird, entsteht Bindung. Bindung kann erhalten bleiben und sich vertiefen, wenn die Beziehung gepflegt wird. Es zahlt sich aus, zugunsten der Bindung immer wieder in die Beziehung zu investieren. Gelegenheiten bietet der Valentinstag.

Valentinstag

Der Katholischen Kirche in Oberösterreich ist es wichtig, Beziehungen gut zu begleiten. Dazu dienen auch die vielfältigen Angebote rund um den Valentinstag. Valentin, der Heilige der Zärtlichkeit und Liebe, an den am 14. Februar erinnert wird, war Bischof in Terni, nördlich von Rom. Er setzte sich für Verliebte, Verlobte und Verheiratete ein. Weil er an diese Blumen verschenkte, ist er nicht nur der Patron der Liebenden, sondern auch der Gärtner und Floristen. Deshalb werden zu Valentin auch Blumen geschenkt. Blumen können Ausdruck von Liebe sein und der Bereitschaft, die Beziehung pflegen zu wollen.

Beziehung braucht Blumen – und mehr.

Das Mehr ereignet sich in der Beziehungsgestaltung durch eine Kultur der Kommunikation, des Von-sich-Erzählens sowie des interessierten Zuhörens – einer Kultur der Zärtlichkeit, Erotik und Sexualität – sowie einer Kultur des Miteinander-Tuns durch gemeinsame Unternehmungen.

Gott im Spiel der Liebe

Manche Menschen, auch mit Bruchlinien in ihrer Beziehung und sogar solche mit zerbrochenen Beziehungen, rechnen mit dem Wohlwollen Gottes und fühlen sich trotz und mit allem bei Gott aufgehoben. Die hilfreiche Zuwendung Gottes im Valentinsgottesdienst mit Paarsegnung zu bedenken und zu feiern, tut der Seele gut. Für manche Paare ist das Hineinnehmen Gottes und seiner Ja-Kraft in ihre Beziehung stärkend und Ausdruck ihres Glaubens. Im Segen, den sich Paare rund um Valentin zusprechen lassen, wird Gottes Liebesverheißung an die Menschen hörbar und spürbar. Einander immer wieder einmal oder regelmäßig gegenseitig zu segnen, verwirklichen manche Paare als Ritual.

Franz Harant ist Beziehungs-, Ehe- und Familienseelsorger der Diözese Linz
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18. April 2024