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Geschwister: Warum sie uns mehr als andere nerven und wir sie dennoch so gern haben

Von Eva Hoffmann   10.April 2022

Wenn heuer am 10. April der Welttag der Geschwister begangen wird, ist es da fast ein wenig, als würde man 60. Hochzeitstag feiern: Retrospektiv war es zwar nicht immer leicht, aber ein Leben ohne wäre nicht vorstellbar - weil man sich ehrlich liebt und jede Kleinigkeit voneinander kennt.

Dieses ambivalente Verhältnis besteht nicht umsonst. Während die Beziehung zu den Eltern zwar im besten Fall auf Augenhöhe passiert, ist sie dennoch von ihrem natürlichen Machtgefälle geprägt. Bis ins Kindergartenalter sind es also vorrangig Geschwister, die Kindern gleichberechtigt gegenüberstehen. Das macht sie neben einem Familienmitglied eben auch zum Freund oder zur Freundin. In der Regel sind sie jene Menschen, mit denen man die am längsten andauernden Beziehungen im Leben pflegt.

Formen uns unsere Geschwister also mit? Was sie wirklich mit uns machen:  

Geschwister machen uns empathischer

Die schweizerisch-deutsche Kabarettistin, Bloggerin und Autorin Hazel Brugger weiß als kleine Schwester, wovon sie spricht, wenn sie sagt: Geschwister, das sind „Übungsmenschen“. Mit ihnen lässt es sich herrlich streiten, schreien oder gar raufen, ohne befürchten zu müssen, ihre Zuneigung für immer zu verlieren. Sie kennen jede unserer Schwachstellen, wissen, an welchen Rädchen sie drehen müssen. Einer Studie zufolge streiten sich Geschwisterkinder im Durchschnitt rund alle zehn Minuten. Auch, wenn es also oft mühsam und nervenaufreibend sein kann, so ist dies doch der sichere Hafen für den Erwerb von Sozialkompetenzen und Empathie. Wo die eigenen Grenzen und wo die Grenzen anderer Menschen liegen, lässt sich kaum geschützter erlernen, als es mit Geschwistern der Fall ist. Es ist schlicht klüger, die kunstvoll errichtete Sandburg der Schwester zu zertreten, als die des Schulfreundes. Letzterer würde über kurz oder lang gar nicht mehr spielen wollen. Die Schwester verzeiht - auch im Bewusstsein, es bald heimzuzahlen.

Geschwister machen uns gesünder

All der Streit muss doch ungesund sein? Nicht unbedingt. Schwedische Wissenschaftler haben in einer Beobachtungsstudie festgestellt, dass es gesundheitlich unter Umständen von enormem Vorteil sein kann, Geschwister zu haben. Männer zwischen 30 und 58 Jahren, die mit ein bis zwei Geschwistern aufgewachsen waren, wiesen im Vergleich mit Männern selben Alters ohne Geschwister ein signifikant geringeres Risiko auf, an kardiovaskulären Erkrankungen zu sterben. Deren Risiko wiederum lag allerdings unter jenem derer, die in Familien mit vier oder mehr Kindern groß geworden waren. Die Daten der Teilnehmerinnen ließen vergleichbare Schlüsse zu.

Geschwister machen uns erfolgreicher

Möglicherweise enttäuschend für alle Nicht-Erstgeborenen: Erstgeborene sind – statistisch gesehen - gebildeter und verdienen mehr Geld als ihre Geschwister. Geschuldet ist dies schlicht der Tatsache, dass sich Eltern ihren Erstgeborenen uneingeschränkter widmen (können) als jedem weiteren Spross, wie Forscher der Universität in Edinburgh herausfanden. Eltern unterstützen ihre Kinder demnach zwar emotional auf dem selben Level. Was die mentale Stimulation betrifft scheinen Erstgeborene jedoch zeitliche und qualitative Vorteile zu genießen. Geschwister beeinflussen also, wenn auch nur indirekt, unsere Karriere. Vorteil für alle: Niemand sonst liefert Feedback so ungeschönt und direkt wie Geschwister. Ihr strenges Urteil lässt uns in unserer Entwicklung besser vorankommen.  

Geschwister machen uns geschickter 

Tröstend nun aber für jene, die ältere Geschwister haben: Jüngere Geschwister sind tendenziell schneller sowohl in ihrer motorischen wie auch in ihrer kognitiven Entwicklung. Sie profitieren vom Vorbild der Älteren, denen sich die Eltern zwar zeitintensiver widmen konnten, die aber früher Verantwortung für sich selbst oder auch ihre jüngeren Geschwister übernehmen mussten. Da wundert es nicht, dass sich mit Schwestern und Brüdern auch fürsorgliche Talente stark ausprägen. Sie sind schließlich die ersten, die trösten, wenn der Sturz vom Fahrrad schmerzt oder die erste Liebe zerbricht. 

Unumstößlich vorhersagen lässt sich die Qualität einer geschwisterlichen Beziehung freilich nicht. Nicht jeder Streit ist unproblematisch und lässt Kinder wachsen. Nicht alle Geschwisterkinder sind sich im Erwachsenenalter schlussendlich sympathisch. Fest steht jedoch, dass wir kaum Beziehungen im Leben führen, die schicksalhafter und intensiver sind, wie jene mit den eigenen Geschwistern. Ein Hoch also auf jede zerrissene Zeichnung und jeden absichtlich umgestoßenen Turm.

Galerie: Von Tick, Trick und Track bis hin zu Bill und Tom Kaulitz – Passend zum Welttag der Geschwister stellen wir einige berühmte Brüder und Schwestern vor:

Tag der Geschwister: Berühmte Brüder und Schwestern

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