Fernreisen mit Baby im Gepäck?
Die Meinungen gehen auseinander, auch bei Ärzten.
Bei kaum einem anderen Familienthema gehen die Meinungen so weit auseinander wie beim Reisen mit Baby. Auch bei Ärzten. Der Sprecher des deutschen Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Josef Kahl, hält längere Fernreisen mit Säuglingen für unverantwortlich und lehnt sie ab. "Kinder unter drei Monaten sollten nach Möglichkeit gar nicht verreisen. Es ist für sie enormer Stress." Er rät, auch mit älteren Babys nur eingeschränkt zu reisen. Für Familienbesuche seien Flugreisen über wenige Stunden akzeptabel, schließlich sei die familiäre Bindung von Anfang an wichtig.
Viel Pro und viel Contra
Sarah Kotsias-Konopelska vom Vorstand der Gesellschaft für Tropenpädiatrie und Internationale Kindergesundheit (GTP) ist anderer Ansicht. Sie sagt: "Generell möchte ich jede Familie dazu ermutigen, zu verreisen." Sie empfehle aber, Sicherheit, Gesundheit und Wohlbefinden absoluten Vorrang zu geben. "Eltern sollten genau überlegen, was sie ihren Kindern zumuten können, um sie vor Gefahren zu schützen", so die Medizinerin. Wer mit einem krabbelnden Säugling verreise, der sich noch alles in den Mund stecke, werde große Mühe haben, das Baby vor Krankheiten durch Parasiten oder Durchfallerreger zu schützen.
Die Elternzeit ist für immer mehr Eltern Reisezeit. Zahlreiche Blogs oder Ratgeber mit Titeln wie "Vier um die Welt", "Mit Ella durch Europa" oder "Mut für Zwei – Mit der Transsibirischen Eisenbahn in unsere neue Welt" versprechen Familienabenteuer.
"Diese Reisen sind unglaublich am Wachsen", sagt Viola Ehrig-Bülters. Die zweifache Mutter und Tourismus-Fachfrau hat eine spezielle Reiseagentur für Familienreisen gegründet. "Noch vor einigen Jahren hat man für längere Reisen erstaunte bis vorwurfsvolle Blicke geerntet, jetzt verreisen immer mehr Eltern, vor allem in den zwei Monaten, in denen auch viele Väter Elternzeit nehmen", sagt sie. "Etwas langsamer, manchmal anstrengend, aber vor allem unglaublich spannend", so beschreibt sie das Reisen mit Kindern.