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Ferien offline: So holen Sie Ihre Kinder vom Computer weg

15.Februar 2020

Jüngst veröffentlichte Daten verstören: Drei Viertel der Kinder unter sechs Jahren nützen bereits das Internet. Jeder Fünfte in dieser Zielgruppe besitzt ein eigenes Gerät. Durchschnittlich kommen die Mädchen und Buben bereits im Alter von einem Jahr erstmals mit digitalen Medien in Kontakt. Immer öfter fungiert das Handy als "digitaler Schnuller". Dieser Trend setzt sich bei den Schulkindern fort. Vor allem während der Ferien haben viele Eltern den Eindruck, dass ihr Nachwuchs nur noch vor dem Bildschirm sitzt. Wer keinen Skiurlaub geplant hat, kann die Kinder und Jugendlichen aber auf vielfältige Weise beschäftigen. Auch ohne Computer. Die OÖN haben Expertinnen und Experten gefragt, wie das am besten gelingt.

"Sich an der eigenen Nase nehmen"

"Kinder ahmen alles nach. Deshalb müssen sich Eltern beim Medienkonsum selbst an der Nase nehmen", sagt Suchtexperte Primar Kurosch Yazdi vom Kepler Universitätsklinikum Linz. Was wir uns für unseren Nachwuchs wünschen, müssen wir also vorleben. "Wenn genügend unverplante Zeit und Gelegenheit da ist, entfalten Kinder ihre Kreativität." Diese Erfahrung hat Wildnistrainer Egmont Reindl aus Leonding gemacht. Auch wenn sich Eltern bewusst Zeit für Aktivitäten mit ihrer Familie nehmen, kommt das bei den Jungen gut an. Und neben dem Spaß kann man beim Spielen auch viel lernen. "Dabei wird die Gesamtpersönlichkeit der Kinder gefördert, denn sie üben und entwickeln Fähigkeiten und Verhaltensweisen, die sie im Leben brauchen", sagt Sandra Wiesinger, Psychotherapeutin und Geschäftsführerin im Institut Hartheim. (dh/bar/ried/gul)

„Kinder können sich von selbst niemals limitieren“

Primar Kurosch Yazdi, Psychiater am Kepler-Uniklinikum Linz

Der Suchtexperte nennt fünf Grundsätze im Umgang mit digitalen Medien:

Grundsatz 1: Ein Elfjähriger braucht kein eigenes Handy. Kinder sollten selbst keinen Laptop und kein Handy haben. Diese Geräte sollen Leihgaben der Eltern sein. Beispiel: Die Mutter besitzt zwei Handys und borgt eines dem Kind. Vergleichbar mit dem Leihen des Autos für Führerscheinneulinge. Etwas Geborgtes muss man zum ausgemachten Zeitpunkt wieder zurückgeben. Benützt werden darf es auch nur unter gewissen Bedingungen.

Grundsatz 2: Zeitlimits müssen sein! Kinder können sich von selbst niemals limitieren. Die Benützung des Handys ist an Bedingungen gebunden, in der Schulzeit eventuell an das Erledigen der Hausaufgaben, in den Ferien an das Mithelfen im Haushalt.

Grundsatz 3: Gegen ein Zuviel helfen gemeinsame Aktivitäten, Mittagstisch ohne Handy und ohne TV. Oft ist es ein Problem, wenn Kinder zu lange unbeaufsichtigt sind und aus Langeweile zum Handy greifen.

Grundsatz 4: Handypausen ganz bewusst in den Alltag einbauen.

Grundsatz 5: Die Eltern müssen ihren eigenen Handykonsum überdenken.

„Das Spielen fördert die Entwicklung“

Sandra Wiesinger, Psychotherapeutin, GF Institut Hartheim

Durch das Spiel wird unter anderem die kognitive, soziale, emotionale, motorische und kreative Entwicklung des Kindes gefördert. Kreativität und Feinmotorik werden etwa beim

Malen und Basteln (Faschingskostüme), bei Konstruktions- und Knetspielen (Salzteig) angeregt. Statt wandern zu gehen, könnte man im Wald Müll sammeln. Aber auch eiszulaufen, ein Deckenhaus zu bauen oder eine Verkleidungskiste zusammenzustellen, kann Spaß machen. Die Genussfähigkeit fördert man beim gemeinsamen Kochen oder beim Verkosten mit geschlossenen Augen. Die soziale Kompetenz kann man fördern, indem man Freunde einlädt oder Gesellschaftsspiele spielt.

„Fragen zu stellen, ist für Kinder wichtig“

 

Egmont Reindl, Leiter der Wildniswerkstatt aus Leonding

Es ist heute einfach, Medien zu konsumieren. Kindern gefällt es aber noch besser, selbst etwas zu erleben. Eltern sollten versuchen, viel Qualitätszeit mit ihnen zu verbringen, auch in dieser Jahreszeit kann man hinausgehen:

Spuren lesen: Wenn es geschneit hat, kann man bei einem Spaziergang Spuren von Tieren im Schnee wahrnehmen, vergleichen und verfolgen. Fragen stellen ist ein wichtiger Teil des Ausflugs – zum Beispiel: „Wo ist das Tier hingelaufen?“

Vögel belauschen: Das Federvieh ist nicht nur schön anzuschauen, sondern gibt auch Geräusche von sich. Steckt der Vogel sein Revier ab? Fühlt er sich gestört, zum Beispiel von einer Katze?

Gleiche Bäume finden: Einen Baum anschauen, angreifen, daran riechen – und dann ein ähnliches Exemplar im Wald suchen. Vielleicht ein Bestimmungsbuch mitnehmen.

Futterkugeln basteln: Zuerst Zapfen sammeln und diese dann mit Kokosfett und Sonnenblumenkernen füllen. Dann die Zapfen wieder im Wald aufhängen.

„Sie sollen lernen, sich selbst zu beschäftigen“

 

Carina Zeiner, Psychologin, Zentrum Spattstraße in Linz

Während der Ferien sind unsere Kinder aus der Spattstraße gerne draußen, spielen Fußball oder springen auf dem Trampolin. Eltern sind Experten für ihre Kinder und sollten wissen, was diese gerne machen. Beliebt sind gemeinsame Aktivitäten wie Brettspiele, Ausflüge in einen Motorikpark oder in den Zoo, außerdem Sport und Bücher vorzulesen. Medienzeiten gehören beschränkt, und Kinder sollten lernen, sich auch selbst zu beschäftigen – nicht nur während der Ferien.

„Freunde in den Ferien nach Hause einladen“

 

Christa Zirknitzer, Sonderpädagogin aus Linz

Ich motiviere meine beiden Buben (Max und Leo, 11 Jahre) in den Ferien verstärkt, Freunde nach Hause einzuladen. Wir machen dann immer einen Deal, dass die Kinder zuerst ohne Handy oder Tablet miteinander spielen. Die letzte halbe Stunde dürfen sie die Geräte verwenden. Das können sie leichter akzeptieren als ein totales Verbot. Was ihnen gefällt: Schwimmen, in den Skaterpark oder in die Kletterhalle gehen. Auch Kurse für Beatboxing oder Breakdance kommen bei Kindern meist gut an.

 

 

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