Warum Grillen Männern so lustig ist
Urinstinkte, eine klare Rollenverteilung und eine gewisse Technikverliebtheit sind laut Psychologin Sigrid Sperrer Gründe, warum es Männer an den Grill drängt.
OÖN: Frau Sperrer, haben Sie schon einmal gegrillt im Sinne von vor dem Griller gestanden, das Fleisch gewendet?
Sigrid Sperrer: (überlegt lange) Wenn, dann ganz marginal. Da koche ich lieber in der Küche, als am Grill zu stehen. Das überlasse ich gerne den Männern.
Warum?
Zum einen, weil ich das Feuer nicht richtig einschätzen kann und dann stehe ich nicht gerne ständig im Gestank.
Kennen Sie Frauen, die grillen?
Die, die ich kenne, tun es nicht, solange sie nicht müssen. Aber Frauen oder eine Frau, die das richtig ambitioniert betreibt, fällt mir jetzt ad hoc keine ein.
Umfragen zufolge stehen bei zwei Drittel aller Grillfeste Männer am Grill. Warum ist Grillen Männern lustig?
Ich glaub, dass es schon damit etwas zu tun hat, dass der Mann mit der Grillzange quasi auch das Zepter übernimmt, sich draußen um die Hauptzutat kümmert, wofür er dann auch die Anerkennung bekommt, während die Frau sich drinnen in der Küche um die Zuspeisen kümmert, zu deren Gelingen dann nicht unbedingt etwas gesagt wird.
Die Rollen am Grill sind also klar verteilt?
Auf jeden Fall. Hier handelt es sich außerdem um einen Bereich, in dem Frauen nicht vorpreschen und diese Domäne offenbar auch nicht erkämpfen wollen. Was wiederum auch sein Gutes haben kann. Vielleicht tut es beiden Seiten gut, wenn die Rollen klar verteilt sind. Das kann etwas Entspanntes haben, für beide Seiten.
Inwieweit trägt offenes Feuer zum Faszinosum Grillen bei Männern bei?
Das spielt auf jeden Fall eine Rolle. Da werden klar gewisse Urinstinkte angesprochen, der Mann als der Hüter des Feuers. Das war bereits zu Urzeiten so, das hat etwas Archaisches.
Ist der Eindruck richtig, dass, wenn Mann grillt, er das am liebsten vor Publikum tut, sprich vor Freunden, Nachbarn, Kollegen?
Es hat klar etwas von einer Inszenierung. Nur für die Familie das Feuer zu entfachen, zahlt sich für viele kaum aus. Vor Publikum hingegen, da wird die Kochschürze mit den lustigen Sprüchen drauf umgebunden und mit dem Bier in der Hand vor dem Griller gestanden. Ein bisschen Theater gehört dann dazu.
… und Technik, ein einfacher Holzkohlegriller tut es in den meisten Fällen nicht mehr?
Auf alle Fälle ist es ein Selbstläufer, ein Kreislauf, in dem sich Männer zu Höchstformen katapultieren können und wo mitunter Unsummen investiert werden. Geld spielt keine Rolle. Grillen lässt sich gut mit Kochen vergleichen. Auch wenn ein Mann kocht, braucht er viel Equipment, dann macht es ihm so richtig Spaß. Akribisch werden die Rezepte ausgesucht, alles muss perfekt sein. Das haben Frauen weniger. Männer brauchen hingegen den Kick.
Was wiederum für die zahlreichen Grillwettbewerbe sprechen würde, die es gibt.
Wettkämpfe sind durchaus etwas sehr Männliches. Wenn Mann irgendwo wirklich gut sein will, braucht er häufig den Wettkampf, er braucht dieses Sich-mit-jemandem-Messen als Bestätigung für das eigene Können.
typisch Mann also... ernsthaft?
wir katapulieren uns also wieder in eine anstrengende, unnötige und komplett sinnbefreite 90ger Jahre Diskussion.
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