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Mund auf, Heuschrecken rein!

Von Julia Evers, 29. Jänner 2022, 00:04 Uhr
Mund auf, Heuschrecken rein!
Wer traut sich zuzugreifen? Immer mehr Menschen wollen herausfinden, wie Insekten schmecken. Bild: Cityfoto

Wie in Thailand: Im "Bangkok Smile" in Linz werden Krabbeltiere serviert.

Die dunkelbraunen Augen sind auf dem helleren Körper deutlich auszumachen, die dürren Beinchen stehen links und rechts ab: Auf dem Teller liegen gebratene Heuschrecken, appetitlich auf einem grünen Salatblatt angerichtet. Neben den Insekten geben dunkelrote Chilischoten dem exotischen Snack Farbe.

"So gut und so lecker!" Pimchawee Lenz ist die Begeisterung ins Gesicht geschrieben. Sie bereitet die Insekten im Linzer Restaurant Bangkok Smile wie in ihrer thailändischen Heimat zu: "Mein Lieblingssnack!", sagt sie und lacht ob der erstaunten Gesichter der Restaurantgäste. "Tag Ga Tan Thod" heißen die frittierten Heuschrecken, die mit Kikkuma-, Soja- oder scharfer Chilisauce serviert werden. Um 6,90 Euro können Interessierte fünf Stück verkosten. Und diese Interessierten werden immer mehr, wie Lenz‘ Ehemann Peter versichert.

Grillen stehen gleich verschiedene auf der Speisekarte. "Jing Reet Dam" und "Jing Reet Khaow", frittierte schwarze und frittierte weiße Grillen, außerdem zaubert Frau Lenz die auch noch mit Eiern und versichert, dass die ein besonderes Geschmackserlebnis seien. "Wie Chips!"

Mund auf, Heuschrecken rein!
„Ich sag den Gästen immer, nicht schauen, einfach reinbeißen. Und dann schauen, wie es schmeckt!“ Pimchawee Lenz, Inhaberin Bangkok Smile in Linz Bild: Cityfoto

Augen zu und reinbeißen: Tatsächlich merkt man Unterschiede zwischen den verschiedenen Arten von Grillen – die einen schmecken erdiger, die anderen mehr nach Gras. Eklig ist, wenn überhaupt, die Vorstellung, Insekten zu essen, geschmacklich stellt sich sogar ein leichtes, gesundes Gefühl ein – Knabbereien, die nicht beschweren. In Wahrheit verbuchen 100 Gramm Grillen 458 Kalorien, ganz ohne Kohlenhydrate, aber mit 69,1 Gramm Protein.

Tierische Popcorn

Weniger Überwindung verlangt der Griff zu den größeren Heuschrecken. 100 Gramm verbuchen 559 Kalorien, 28 Gramm Fett und 48 Gramm Proteine. Die Geschmacksnote der gebratenen Tierchen wird deutlich durch die jeweilige Soße bestimmt. Außen cruncht es, innen verlangt die Leere nach Nachschub. "Wie Popcorn" sagen viele Gäste, berichtet Lenz. Probiert werden die Insekten gerne von Gruppen und vor allem am Abend, "wenn die Menschen lockerlassen".

In Lenz’ thailändischer Heimat sind die gebratenen Krabbeltiere ein oft gegessener Snack. Seit 2017 bietet sie die gebratenen Heuschrecken in ihrem Restaurant Bangkok Smile an, ein Jahr später folgten die Grillen auf der Speisekarte. Lenz bezieht die Insekten von einem Lieferanten aus Deutschland. Die ursprünglich angebotenen großen Heuschrecken wurden im Laufe der Zeit gegen kleinere Exemplare getauscht, so können Gäste sie auf einmal in den Mund stecken, das ist den meisten lieber, als abzubeißen. Die Gewöhnung an die thailändischen Spezialitäten geht erstaunlich rasch vonstatten – die dritte Heuschrecke wandert schon nebenbei in den Mund. Peter Lenz träumt indes bereits von der Erweiterung der exotischen Speisekarte: Skorpione würde er den Linzerinnen und Linzern gerne anbieten – es muss nur noch der passende Lieferant gefunden werden.

  • Info: Bangkok Smile, Waltherstraße 11, 4020 Linz, Telefonnummer: 0732 773820

Drei Fragen an ... Kai Purnhagen

Kai Purnhagen ist Direktor der Forschungsstelle für Deutsches und
Europäisches Lebensmittelrecht.

1. Brauchen wir mehr Insekten auf dem Teller?

Auf dem Teller nicht unbedingt, mit Sicherheit aber in der Lebensmittelkette. Insekten haben das Potenzial, uns mit nachhaltig hergestellten Proteinen zu versorgen – indem wir durch sie in der Futtermittelproduktion weg vom Sojafutter kommen, für das sehr viel Regenwald abgeholzt wird. Auf dem Teller kann man Insekten natürlich anbieten, das ist aber der letzte Schritt, gegen den sich viele noch sträuben. Vorher steht auf jeden Fall noch der Schritt, Insekten in verarbeiteten Produkten wie Proteinriegeln, Nudeln etc. anzubieten.

2. Warum ekelt uns vor dem Verzehr von Insekten?

Das ist natürlich kulturell bedingt, obwohl es auch in unseren Breiten früher üblicher war. Es gab Maikäfersuppe, in Italien wird immer noch „casu marzu“, Käse mit Maden, angeboten. Und wenn man ehrlich ist – so sehr unterscheidet sich ein geschälter Shrimp nicht von einer Made.

3. Wie kann man sicherstellen, dass Insekten Bio-Qualität haben?

Erst mal: Bio heißt nicht immer nachhaltig, Insekten sind sicher nachhaltig, dass sie bio sind, ist schwierig sicherzustellen. Was das Tierwohl angeht, sind auch die Regularien noch überfordert, man hat mit Insekten nicht gerechnet. Im Moment gilt auch das Töten von Insekten als Schlachtung und es müssten die dementsprechenden Regularien angewendet werden.

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Autorin
Julia Evers
Redakteurin Kulinarik, Leben und Gesundheit
Julia Evers
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3  Kommentare
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Schokotiger (128 Kommentare)
am 29.01.2022 17:48

Ich möchte es nicht essen und ich muß es GsD nicht.

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Gugelbua (31.930 Kommentare)
am 29.01.2022 12:58

nun der Mensch ist ein Allesfresser, und wenns ums Überleben geht sogar ein Kannibale😉

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nichtschonwieder (8.455 Kommentare)
am 29.01.2022 11:02

Wers braucht....
Es ist halt viel tierisches Eiweiß.

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