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Kokoo, Fufu und Tilapia

Von Roswitha Fitzinger, 13. Juni 2020, 00:04 Uhr
Jennifer Ofori
Jennifer Ofori Bild: Alexander Schwarzl

Jennifer Ofori wurde in Ghana geboren, lebt seit knapp 20 Jahren in Österreich und kocht für ihr Leben gerne. Den OÖNachrichten hat sie Einblick in die afrikanische Küche gegeben.

Der Rock in kräftigem Rot, Gelb, Blau und mit afrikanischem Muster reicht bis zum Boden, dazu passend das Haarband zu einem kunstvollen Knoten gebunden. Mit einem breiten Lachen heißt uns Jennifer Ofori willkommen. Wir sind gekommen, um mit ihr über afrikanisches Essen zu sprechen. Aber weil nur darüber zu reden so ist wie eine Suppe ohne Salz – eine recht eintönige Angelegenheit –, wird auch gekocht. Gegrillter Tilapia beispielsweise. "Die Menschen in Ghana lieben diesen Fisch. Früher wurde er nur zu besonderen Anlässen zubereitet, heute ist er weit verbreitet, richtig "in", sagt sie. Ein feiner, leicht süßlicher und nussiger Geschmack zeichnet den Buntbarsch aus. Doch noch lieber und häufiger essen die Menschen in ihrem Land Geflügel.

Ob Fisch oder Fleisch – Hauptsache gut gewürzt. Die Afrikaner mögen es geschmacklich intensiv. Ohne Ingwer, Zwiebel, Knoblauch, Salz kommen auch weder der von Jennifer Ofori zubereitete Tilapia noch ihre Hühnerkeulen aus. Unter einer dicken Gewürzschicht haben sie die Nacht und den Vormittag zugebracht. Ein Muss für die 30-Jährige. Wie überhaupt Zeit in der afrikanischen Küche ein wichtiger Faktor ist. "Wenn Afrikaner kochen, dann dauert das seeehr lange." Zwei bis drei Stunden werden dann in der Regel in der Küche zugebracht, nur für die Zubereitung eines Hauptgerichts wohlgemerkt, denn "Vorspeise und Dessert – so etwas gibt es in Afrika nicht oder höchstens in Restaurants". Ihren ersten richtigen Kuchen habe sie überhaupt erst in Österreich gegessen, erzählt sie. Welcher das war, weiß sie nicht mehr. Umso mehr Eindruck hat ein anderer österreichischer Klassiker hinterlassen. "Ein Schweinsbratl mit Knödl und viel Soß’ zum Eintunken könnte ich imma essen", versichert sie mit leuchtenden Augen und in breitem Oberösterreichdialekt.

„Egal wie müde ich bin, kochen kann ich immer. Manchmal stehe ich auf und fange einfach zu kochen an – ohne Plan.“ Dann höre und sehe sie nichts, sei ganz woanders. Mitunter wird sogar die Küche zugesperrt. „Mein Mann und meine Kinder wissen schon, dass sie mich dann nicht stören dürfen.“

Wir dürfen stören, sie mit Fragen löchern – über ihr Leben in Österreich. Das begann 2001. Im Alter von zwölf Jahren wurde sie von ihrer Mutter nach Linz geholt. „Sie wollte, dass ich Matura mache und studiere wie meine Schwester, aber das war nichts für mich.“ Stattdessen verschlug es sie in die Gastronomie. Weil sich die Familie das Internat für die Tourismusschule in Seefeld nicht leisten konnte, begab sich Jennifer in Tirol auf Lehrstellensuche. Mit Erfolg. Sie absolvierte dort eine Kochlehre. Wieder in Linz, kochte sie in diversen Restaurants.

 

Reis und Bananen als Gemüse

Zeit für die Beilagen. „Wir Afrikaner essen viel Reis, ich glaube mehr als die Chinesen“, sagt die 30-Jährige und lacht. Reis werde in Ghana immer mit Butter und Zwiebel zubereitet. Jennifer Ofori färbt ihn zusätzlich mit Kurkuma sattgelb.

Während er gart, gilt ihr Augenmerk einem weiteren afrikanischen Grundnahrungsmittel: der Kochbanane. Auch Gemüsebanane genannt, ähnelt sie zwar ihrem „öbstlichen“ Pendant, ist aber wesentlich größer. „Nicht kosten!“, warnt sie eindringlich, „roh schmeckt sie gar nicht gut.“ Was hierzulande die Erdäpfel sind, sind in Afrika die Kochbananen. Kokoos werden gekocht, frittiert, gebraten – ganz oder in Scheiben geschnitten, wie in unserem Fall. Leicht gesalzen wandern sie in einen Topf mit Öl, wo sie brutzeln, bis sie dunkelbraun sind. Jetzt aber! – sie dürfen verkostet werden. Ihr Geschmack ist nicht leicht festzumachen, leicht süßlich, aber auch ein bisschen salzig. Mhmm. Das verlangt nach mehr.

Gemeinsam mit Yamswurzeln oder Maniok sind Kochbananen Bestandteil eines weiteren afrikanischen Klassikers: Fufu. Ein Brei, der als Beilage oder gemeinsam mit Bohnen in Jennifers Heimat als Hauptmahlzeit auf den Tisch kommt. „Seit es Fufu in Pulverform gibt, dauert das Kochen nicht mehr ganz so lange“, sagt sie . Auf unseren Tisch kommt jedoch nicht Fufu, sondern eine Beilage, die in Ghana bei keiner Mahlzeit fehlen darf: Soße. Jennifer Ofori macht sie selbst, steht dafür bis zu einen Tag lang in der Küche. Es gibt sie mit Chili, Rindfleisch und Garnelen, mild oder scharf, aber immer mit viel Ingwer, Zwiebeln und Knoblauch.

Süßes und Saures

Ihre Soßen zu verkaufen, darauf brachte sie ein Freund. Mit einem Startkapital von 2000 Euro legte sie Anfang des Jahres los, mietet sich stundenweise in einem Kochstudio ein und produziert seither nicht nur Soßen, sondern auch Snacks. „Chips“ nennt die 30-Jährige die länglichen Sticks, die mit den herkömmlichen frittierten Kartoffelscheiben nichts gemein haben und auch ganz anders schmecken. Zubereitet werden sie aus einer Art Brandteig. Zwiebel, Knoblauch und Gewürze dürfen auch hier nicht fehlen. Rezept? Fehlanzeige. „Ich habe sie immer schon gemacht, eine Jenny-Kreation“, sagt sie. Ebenso ihre sauren Kekse, die mit Gemüse, Rindfleisch und Thunfisch gefüllten Teigtaschen oder die karamellisierten Erdnuss-Snacks. All das verkauft sie seit kurzem in Linz auf dem Grünmarkt auf dem Hauptplatz. Ab 20. Juni wird sie ihren Tisch mit ihren selbstgemachten Spezialitäten auch immer samstags auf dem Südbahnhof aufstellen.

„Mit 20 habe ich viel ausprobiert, mir aber immer gesagt, egal, was ich mit 30 mache, dabei bleibe ich.“ Genau das hat sie vor und noch einiges mehr. Sie will ihre Produkte auf weiteren Märkten anbieten, sich überhaupt verstärkt afrikanischen Lebensmitteln widmen oder ein Catering aufbauen – als Jay O – für Jennifer Ofori (office@jayjao.com).

Der Magen signalisiert längst Stopp, aber ein Stück Kochbanane geht noch. Wenn ich doch aufhören könnt’ …

Fremdkochen

Wie Jennifer Ofori aus Ghana befinden sich viele Küchen aus anderen Ländern/Regionen direkt vor unserer Haustür. Wir wollen zu einer kulinarischen Reise aufbrechen, ohne das Land zu verlassen. Wenn Sie uns die Spezialitäten Ihrer Heimat vorstellen möchten, schicken Sie eine Email an r.fitzinger@nachrichten.at, Betreff: Fremdkochen

Afrikanisch Kochen
Fisch und Fleisch – Kochbananen, Reis und Soße dürfen nicht fehlen. Bild: Alexander Schwarzl
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Autorin
Roswitha Fitzinger
Roswita Fitzinger
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