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Ihr grenzenloses Interesse an der Biervielfalt

03.August 2019

Nach der Matura war vor der Lehre. Karin Thaller (23), Braugesellin, begann die Fachausbildung zur Brau- und Getränketechnikerin in der Brauerei Zwettl (NÖ). Sie ist eine von vielleicht zehn Kolleginnen in Österreich und die einzige Brauerin abseits der Limo- und Braukonzerne.

OÖNachrichten: Woher kam die Liebe zum Bier?

Thaller: Bei mir ist die Liebe zum Bier abgeleitet von der Liebe zu Zwettl. Ich habe schon mit 13 Jahren Schnuppertage in der Brauerei erlebt und das hat mich sehr fasziniert: der ganze Ablauf und dass man aus so wenig Rohstoffen eine so große Vielfalt an Produkten herstellen kann. Ich habe dann nicht mehr losgelassen, bis ich die Einwilligung erhalten habe, dass ich eine Lehre machen darf.

Mussten Sie sich sehr aufdrängen?

Für Mädchen ist es ein eher untypischer Beruf. Aber ich bin drangeblieben, habe kontinuierlich geschnuppert, sei es im Sommer oder in den Winter- oder Osterferien. Und dann hat sich das Interesse auch weiterentwickelt. Ich war bis vor kurzem als begeisterte Verkosterin auf jedem Craftbier-Festival vertreten. Ich habe Bierzeitungsabonnements, mich interessiert die Sache um die Biervielfalt grenzenlos.

Bierbrauen war ja früher ausschließlich Frauensache …

Bierbrauen war eine normale Haushaltstätigkeit, so wie Brot backen. Zur Mitgift haben junge Frauen oft einen Braukessel mitbekommen. An Orten, wo großteils keine Frauen waren, in Klöstern, ist auch Bier gebraut worden und langsam immer intensiver. Mit der Zeit haben die immer mehr gelernt, haben das Wissen schriftlich statt nur mündlich wie beim Fußvolk weitergegeben. So konnten sie ihre Errungenschaften und Rezepte immer weiterführen. Sie haben das Brauen professioneller betrieben und auch für eine breitere Masse. Diese Veränderung hat sich über Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg gezogen und irgendwann hat man sich vom Kloster das Bier geholt und zuhause nicht mehr gebraut.

Bier für viele zu brauen ist ja auch mit großem Aufwand verbunden.

Ja, das war früher ein sehr anstrengender Beruf. Alles Handarbeit. Man muss sich einmal vorstellen, zigtausende Kilo Malz zu befördern … Und so sind die Frauen aus dem Prozess verschwunden.Wie sind Sie als Frau aufgenommen worden in der Brauer-Gemeinschaft?Sehr gut und herzlich. Ich befasse mich aber auch intensiv mit dem Thema, ich weiß, worum es geht, ich mache meine Arbeit sorgfältig. Und wenn das passt, unterscheidet auch keiner ob Mann oder Frau.

Irgendwelche Ressentiments?

Nein. Man hat es vielleicht als Frau sogar eine Spur leichter, weil einfach weniger Frauen den Beruf ausüben. Es gibt vielleicht mehr Aufmerksamkeit und Hilfe; denn einige Dinge kann ich nicht machen, weil sie mir einfach körperlich zu schwer sind oder ich einen halben Meter zu klein bin (lacht).

Wird man als Brauerin hinsichtlich Kompetenz stärker abgeklopft als ein Brauer?

In Österreich ist der Anteil der Brauerinnen noch sehr klein, wir sind vielleicht zehn. Unter Brauern kennt man sich und hat keine Geheimnisse. Deutschland ist um ein Eck weiter, da gibt es viele Familienbrauereien, wo die Frauen ihren Platz finden und wo es akzeptiert wird, dass Frauen eine Brauerei leiten.

Was ist Ihr nächstes Ziel?

Die Braumeisterausbildung in Weihenstephan. Dann wird es mich wohl wieder nach Zwettl ziehen.

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