Es wird ein Wein sein – trotz des Klimawandels
Aber es braucht vielfältige Anpassungen an höhere Temperaturen.
Frühere Weinlese, süßere Weine, Trockenheit – der Klimawandel lässt auch Österreichs Winzer nicht unberührt. Reagiert wird unter anderem bereits bei der Wasserversorgung, wie etwa beim Projekt "Aqua Repono" (lat.: Wasserspeicher) im Traisental. Dort, wo kürzlich das Hochwasser wütete, soll ein Wasserspeicher entstehen. 300 (Wein-)Bauern haben sich dafür zusammengeschlossen.
Winzer müssen reagieren, um ihre Weingärten an die Hitze und den Klimawandel anzupassen und die Qualität ihrer Produkte zu erhalten. Es werden zum Beispiel verstärkt spätreifende Unterlagen bei der Veredelung verwendet. Bei der Ausrichtung der Rebzeilen versucht man, den Trauben eine natürliche Beschattung zu ermöglichen. So lauten zwei von mehreren Maßnahmen, mit denen auf das sich ändernde Klima reagiert wird.
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In manchen Gebieten wird versucht, auf höhere oder weniger sonnenexponierte Lagen auszuweichen. In der Sortenzucht wird zunehmend auf Hitzetoleranz und Widerstandsfähigkeit geachtet.
Traditionelle Sorten stabil
Muss man sich Sorgen machen, dass regionale Traditionssorten, wie z. B. Zierfandler und Rotgipfler im südlichen Niederösterreich nicht mehr dort angebaut werden können? "Zierfandler und Rotgipfler sind sehr hitzeresistente Rebsorten, weswegen sie traditionell etwa in der Thermenregion, die grundsätzlich ein eher trockenes Anbaugebiet darstellt, angebaut werden", sagt Johannes Schmuckenschlager, Weinbaupräsident Österreichs. Es sei nicht davon auszugehen, dass gerade derartige regional angepasste Rebsorten in Zukunft verschwinden werden. Auch für den Veltliner, die Weißweinsorte schlechthin, bestehe keine Gefahr, beruhigt Schmuckenschlager: "Es ist nicht davon auszugehen, dass der Grüne Veltliner verschwindet. War er früher eher auf der fruchtigen Seite, so bekommt er mit dem Klimawandel immer mehr reifere, würzige Aromen."
Wie sich die Weine verändern
Die meisten Weine veränderten sich, sagt Schmuckenschlager voraus, sie würden meist etwas milder, dafür aber oft komplexer. "Dass sich andere Rebsorten, zum Beispiel auch manche südliche Rotweinrebsorten, in unseren Anbaugebieten stärker ausbreiten, kann natürlich stattfinden." Österreich werde aber grundsätzlich ein Weißweinland bleiben, "weswegen das Verhältnis zwei Drittel Weiß zu einem Drittel Rot meines Erachtens auch in Zukunft bestehen bleiben wird".
Hitze und viel Sonne bedeutet, dass mehr Zucker in den Trauben aufgebaut wird und in der Vergärung mehr Alkohol. Die Weine werden stärker, und es fehlt ihnen an Balance, die von der Säure kommt. "In extremen Hitzejahren und bei manchen Rebsorten, die von Natur aus weniger Säure haben, wird der Most teilweise gesäuert, um dessen pH-Wert zu senken und damit eine saubere und unkomplizierte Gärung zu ermöglichen", erklärt Schmuckenschlager. Die zugesetzte Säure – meist Weinsäure – falle nach der Gärung aber großteils als Weinstein wieder aus.
Klimawandel bedeutet auch, dass sich neue Tier- und Pflanzenarten in den Weingärten ansiedeln können. "Es stimmt, dass wir auch in Österreich mittlerweile mit manchen ,Bioinvasoren‘, also gebietsfremden Schaderregern, im Weinbau zu kämpfen haben", sagt Schmuckenschlager. Zum Beispiel könne bereits in manchen Gebieten die aus dem Süden kommende Phytoplasmose Flavescence dorée beobachtet werden. Der Überträger dieser bakteriellen Erkrankung ist eine Zikadenart, die klimabedingt nun auch in Österreich anzutreffen ist. "Auch die Kirschessigfliege, die aufgrund der höheren Temperaturen bei uns mittlerweile heimisch ist, kann speziell bei Rotweinrebsorten unter Umständen großen Schaden verursachen. Dem Schutz der Pflanzen muss daher besondere Bedeutung beigemessen werden."
Und in Oberösterreich?
Oberösterreichs Wein mit dem etwas kühleren Klima gegenüber Niederösterreich könnte man als Gewinner des Klimawandels sehen. Doch die Tücke liegt im Detail. Das Hochwasser habe den Wein in Oberösterreich nicht betroffen, da die Weingärten auf Hang- oder Plateaulagen liegen", sagt Klaus Stumvoll, Weinbaureferent der Landwirtschaftskammer Oberösterreich. "Jedoch hat der frühe Austrieb der Reben im Frühjahr und anschließender Spätfrost die Mengen in Oberösterreich drastisch reduziert – bei manchen Betrieben bis zum Totalausfall."
Was als Messwein gelten darf und wie er schmeckt
Messwein ist kein Sortenbegriff, ein Qualitätskriterium aber durchaus. Um als Messwein tituliert werden zu können, muss er „naturrein, aus Weintrauben gewonnen und echt sein, er darf nicht verdorben und nicht mit anderen Substanzen vermischt sein“, lautete die kirchliche Vorschrift.
Will ein Winzer Messwein erzeugen und unter dieser Bezeichnung verkaufen, muss er beim bischöflichen Amt um Erlaubnis ansuchen. „Als rein bürokratischen Akt“ stuft dies Heinz Lehner ein, Diplom-Sommelier beim Weinhof Schenkenfelder. Ein Messwein dürfe zwar gefiltert bzw. geschönt werden, aber nicht aufgebessert – weder mit Zucker noch mit Säure. „Sonst wäre er nicht mehr naturrein“, erklärt Lehner.
Welcher Wein in den Kelch kommt, entscheiden die Pfarreien individuell. Dass dabei die Tropfen der Stiftskellereien einen Startvorteil haben, ist bekannt. Weniger bekannt ist, dass nicht unbedingt säurebetonter Wein, wie Veltliner, zum kirchlichen Einsatz kommt. „Die meisten Priester trinken gerne süße Weine“, verrät Lehner.
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